Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма

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Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1 - Александр Дюма

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wird die Frau Gräfin empfangen,« erwiederte der Schweizer.

      Frau von Béarn stieg aus, ohne zu wissen, ob sie träumte oder wachte. Der Schweizer zog an einer Schnur, welche eine Glocke zweimal ertönen machte. Der Huissier erschien auf der Freitreppe, und der Schweizer machte der Gräfin ein Zeichen, daß sie eintreten könne.«

      »Sie wollen mit Monseigneur sprechen? fragte der Huissier.

      »Das heißt, mein Herr, ich wünsche diese Gunst, ohne daß ich sie zu hoffen wage.«

      »Wollen Sie mir folgen, Frau Gräfin.«

      »Man sagt so viel Schlimmes von diesem Beamten!« dachte die Gräfin, während sie dem Huissier folgte, »er hat jedoch eine große Eigenschaft, die, zu jeder Stunde zugänglich zu sein. Ein Kanzler!  . . . das ist seltsam.«

      Und indeß sie vorwärts ging, zitterte sie bei dem Gedanken, einen um so herberen, um so unfreundlicheren Mann zu finden, als er sich dieses Vorrecht durch die beständige Ausübung seiner Pflichten gab.

      Herr von Maupeou arbeitete, unter einer großen Perrücke begraben und in ein Kleid von schwarzem Sammet gehüllt, bei offenen Thüren in seinem Cabinet.

      Als die Gräfin eintrat, warf sie einen raschen Blick umher, aber sie sah zu ihrem Erstaunen, daß sie allein war, und daß sich kein anderes Gesicht, als das ihrige und das des magern, gelben, geschäftigen Kanzlers in den Spiegeln wiederstrahlte.

      Der Huissier meldete die Frau Gräfin von Béarn.

      Herr von Maupeou stand rasch auf und fand sich mit derselben Bewegung an seinen Kamin angelehnt.

      Frau von Béarn machte die drei durch die Etiquette vorgeschriebenen Verbeugungen.

      Das kleine Kompliment, das auf die Verbeugungen folgte, war etwas verlegen. Sie erwartete diese Ehre nicht  . . . sie glaubte nicht, ein so sehr beschäftigter Minister würde den Muth haben, sich von seinen Ruhestunden abzubrechen  . . .

      Herr von Maupeou erwiederte, die Zeit sei nicht minder kostbar für die Unterthanen Seiner Majestät, als für seine Minister. Es sei indessen ein Unterschied zwischen den Leuten zu machen, welche Eile haben, und er gebe stets seinen besten Rest denjenigen, welche diesen Unterschied verdienen.

      Neue Verbeugungen von Frau von Béarn, dann verlegenes Stillschweigen, denn hier mußten die Komplimente aufhören und die Gesuche anfangen.

      Herr von Maupeou wartete, indem er sich das Kinn streichelte.

      »Monseigneur,« sagte die Gräfin, »ich nahm mir die Freiheit, vor Eurer Excellenz zu erscheinen, um derselben unterthänigst eine sehr wichtige Angelegenheit auseinanderzusetzen, von der mein ganzes Vermögen abhängt.«

      Herr von Maupeou machte mit dem Kopfe ein leichtes Zeichen, welches sagen wollte: Sprechen Sie.

      »In der That, Monseigneur,« fuhr sie fort, »Sie mögen erfahren, daß mein ganzes Vermögen, oder vielmehr das meines Sohnes bei dem Prozesse betheiligt ist, den wir in diesem Augenblick gegen die Familie Saluces führen.«

      Der Vicekanzler streichelte fortwährend sein Kinn.

      »Aber Ihre Rechtlichkeit ist mir so wohl bekannt, Monseigneur, daß ich, obgleich vertraut mit dem Interesse, ich sage sogar mit der Freundschaft Eurer Excellenz für meine Gegenpartie, nicht einen Augenblick zögerte, Eure Excellenz zu bitten, mir Gehör zu schenken.«

      Herr von Maupeou konnte sich eines Lächelns nicht erwehren, als er seine Rechtlichkeit loben hörte, das glich zu sehr den apostolischen Vorzügen von Dubois, dem man fünfzig Jahre früher auch über seine Tugenden Komplimente machte.

      »Frau Gräfin,« sprach er, »Sie haben Recht, wenn Sie sagen, ich sei ein Freund der Saluces, Sie haben aber auch Recht, wenn Sie glauben, daß ich bei Uebernahme der Siegel jede Freundschaft abgelegt habe. Ich werde Ihnen also abgesehen von jeder Privattheilnahme antworten, wie es sich für den obersten Chef der Justiz geziemt.«

      »Oh! Monseigneur, seien Sie gesegnet,« rief die alte Gräfin.

      »Ich prüfe daher Ihre Angelegenheit als ein einfacher Rechtsgelehrter,« fuhr der Kanzler fort.

      »Und ich danke Eurer Excellenz, welche in solchen Materien so gewandt ist.«

      »Ihr Prozeß kommt, glaube ich, bald zur Verhandlung.«

      »Er ist für die nächste Woche anberaumt, Monseigneur.«

      »Was wünschen Sie nun?«

      »Daß Eure Excellenz von den Acten Kenntniß nehme.«

      »Es ist geschehen.«

      »Nun?« fragte zitternd die alte Gräfin, »was denken Sie davon, Monseigneur?«

      »Von Ihrem Prozeß?«

      »Ja.«

      »Ich sage, daß kein Zweifel möglich ist.«

      »Wie? über das Gewinnen?«

      »Nein, über das Verlieren.«

      »Monseigneur sagt, ich werde meinen Prozeß verlieren?«

      »Unzweifelhaft. Ich will Ihnen also einen Rath geben.«

      »Welchen?« fragte die Gräfin mit einer letzten Hoffnung.

      »Haben Sie eine Zahlung zu leisten, wenn der Prozeß entschieden, der Ausspruch gethan ist  . . .«

      »Nun!«

      »Nun! so halten Sie Ihre Gelder bereit.«

      »Aber, Monseigneur, wir sind dann zu Grunde gerichtet.«

      »Frau Gräfin, Sie begreifen, daß die Gerechtigkeit nicht auf solche Betrachtungen eingehen kann.«

      »Monseigneur, neben der Gerechtigkeit steht das Mitleid.«

      »Gerade aus diesem Grunde, Frau Gräfin, hat man die Gerechtigkeit blind gemacht.«

      »Aber Eure Excellenz wird mir doch einen Rath nicht verweigern?«

      »Fragen Sie immerhin. Was für einen wollen Sie haben?«

      »Ist es nicht möglich, einen Vergleich zu treffen, einen milderen Spruch zu erlangen?«

      »Sie kennen keinen von Ihren Richtern?« sagte der Herr Vicekanzler.

      »Keinen, Monseigneur.«

      »Das ist ärgerlich! die Herren von Saluces stehen mit drei Vierteln des Parlaments in Verbindung.«

      Die Gräfin bebte.

      »Merken Sie wohl,« fuhr der Vicekanzler fort, «daß dies nichts thut, was den Grund der Sache betrifft, denn ein Richter läßt sich nicht durch Privateinflüsse bestimmen.«

      Dies war eben so wahr, als die Rechtlichkeit des Kanzlers und die berühmten apostolischen Tugenden von Dubois. Die Gräfin sank beinahe in Ohnmacht.

      »Aber,« fuhr der Kanzler fort, »neben Aufrechthaltung der Redlichkeit, denkt der Richter mehr an seinen Freund, als an den Gleichgültigen; das ist

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