Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма
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»Frau Gräfin, ich wage es nicht, ein Verbrechen verletzter Galanterie zu begehen.«
»Thun Sie es, mein Herr, thun Sie es; bei mir handelt es sich nur um Geld, bei Ihnen handelt es sich uni die Ehre. Sie haben natürlich mehr Eile.«
»Madame,« sprach der Vicomte, »ich werde von Ihrer Artigkeit Gebrauch machen.«
Und er erzählte seine Angelegenheit dem Kanzler, der sehr ernsthaft zuhörte.
»Sie müssen Zeugen haben,« sprach Herr von Maupeou nach kurzem Stillschweigen.
»Ah!« rief Dubarry, »daran erkenne ich den redlichen Richter, der nur der unverwerflichen Wahrheit Einfluß auf sich gestatten lassen will. Nun wohl, man wird die Zeugen finden.«
»Monseigneur,« sagte die Gräfin, »einer ist gefunden.«
»Wer ist dieser Zeuge?« fragten gleichzeitig der Vicomte und Herr von Maupeou.
»Ich,« antwortete die Gräfin.
»Sie, Madame?« rief der Kanzler.
»Hören Sie, mein Herr: ist die Sache nicht in dem Dorfe Lachaussée vorgefallen?«
»Ja, Madame.«
»Auf der Poststation?«
,.Ja.«
»Nun, ich werde Ihr Zeuge sein. Ich kam nach dem Orte, wo das Attentat begangen wurde, zwei Stunden nach dem Attentat.«
»Wirklich, Madame?« versetzte der Kanzler.
»Ah! Sie machen mich sehr glücklich,« sagte der Vicomte.
»Bei meiner Ankunft sprach noch der ganze Flecken von dem Ereigniß,« fuhr die Gräfin fort.
»Nehmen Sie sich in Acht,« sagte der Vicomte, »nehmen Sie sich in Acht! Wenn Sie einwilligen, mir in dieser Sache zu dienen, so werden die Choiseul sehr wahrscheinlich ein Mittel finden, Sie dies bereuen zu lassen.«
»Oh!« sprach der Kanzler, »das wird ihnen um so leichter sein, als die Frau Gräfin in diesem Augenblick einen Prozeß hat, dessen Gewinn mir sehr zweifelhaft zu sein scheint.«
»Monseigneur, Monseigneur,« sprach die alte Dame, indem sie die Hände an ihre Stirne drückte, »ich stürze von Abgrund zu Abgrund.«
»Stützen Sie sich ein wenig auf diesen Herrn,« sagte der Kanzler halblaut, »er wird Ihnen einen starken Arm bieten.«
»Nur einen,« entgegnete Dubarry sich zierend, »doch ich kenne Jemand, der zwei gute und lange Arme hat und sie Ihnen anbietet.«
»Ah! Herr Vicomte,« rief die alte Dame, »ist dieses Anerbieten im Ernste gemeint?«
»Bei Gott! ein Dienst ist den andern werth, Madame; ich nehme die Ihrigen an, nehmen Sie die meinigen. Wollen Sie?«
»Ob ich sie annehme, mein Herr! . . . Ah! das ist zu viel Glück.«
»Nun! Madame, ich begebe mich auf der Stelle zu meiner Schwester: haben Sie die Gnade, einen Platz in meinem Wagen zu nehmen.«
»Ohne Grund, ohne Vorbereitung. Oh! mein Herr, ich würde es nicht wagen.«
»Sie haben einen Grund, Madame,« sprach der Kanzler, und steckte der Gräfin das Patent von Zamore in die Hand.
»Herr Kanzler,« rief die Gräfin, »Sie sind mein Schutzgott. Herr Vicomte. Sie sind die Blume des französischen Adels.«
»Zu Ihren Diensten,« wiederholte abermals der Vicomte, indem er der Gräfin, welche wie ein Vogel enteilte, den Weg zeigt.
»Ich danke für meine Schwester,« sagte Jean leise zu Herrn von Maupeou; »ich danke, mein Vetter. Doch habe ich meine Rolle gut gespielt?«
»Vortrefflich,« antwortete Maupeou; »erzählen Sie dort auch ein wenig, wie ich die meinige gespielt habe. Nehmen Sie sich übrigens in Acht, die Alte ist schlau.«
In diesem Augenblick wandte sich die Gräfin um.
Die zwei Männer verbeugten sich zu einem ceremomösen Gruß.
Eine prachtvolle Carrosse mit königlichen Livreen wartete vor der Freitreppe. Die Gräfin setzte sich ganz aufgeblasen von Stolz hinein. Jean machte ein Zeichen und man fuhr ab.
Nachdem der König von Madame Dubarry weggegangen, nach einem kurzen und verdrießlichen Empfang, wie ihn Ludwig XV. den Höflingen angekündigt hatte, war die Gräfin allein mit Chon und ihrem Bruder geblieben, der sich Anfangs nicht gezeigt hatte, damit man den Zustand seiner, in Wirklichkeit sehr leichten, Wunde nicht ergründen könnte.
In Folge des Familienraths, welcher nun stattgefunden, war die Gräfin statt nach Luciennes, wie sie es dem König gesagt, nach Paris abgereist. Die Gräfin besaß hier in der Rue de Valois ein kleines Hotel, das der ganzen Familie, welche unabläßig unter Weges war, wenn es die Geschäfte oder die Vergnügungen heischten, als Absteigquartier diente.
Die Gräfin nahm in einem Zimmer des Hotel Play, ließ sich ein Buch geben, und wartete.
Während dieser Zeit errichtete der Vicomte seine Batterien.
Die Favoritin hatte indessen nicht den Muth gehabt, durch Paris zu fahren, ohne den Kopf von Zeit zu Zeit an den Kutschenschlag zu halten. Es gehört zu den Instinkten hübscher Frauen, sich zu zeigen, weil sie fühlen, daß sie gut anzuschauen sind. Die Gräfin zeigte sich also, so daß das Gerücht von ihrer Ankunft in Paris sich verbreitete, weshalb sie von zwei bis sechs Uhr mehr als zwanzig Besuche empfing.
Das war eine Wohlthat der Vorsehung für die arme Gräfin, welche vor Langweile gestorben wäre, wenn sie hätte allein bleiben müssen; doch in Folge dieser Zerstreuung ging die Zeit durch Nachsinnen, durch Thronen und Coquettiren hin.
Man konnte halb acht auf der großen Uhr lesen, als der Vicomte, die Gräfin von Béarn zu seiner Schwester führend, an der Saint-Eustache-Kirche vorüberkam.
Das Gespräch in der Carrosse drückte das ganze Zögern der Gräfin, von einem solchen Glücke Gebrauch zu machen, aus.
Von Seiten des Vicomte war es das Heucheln einer gewissen Protectorswürde und das unbegränzte Bewundern des seltsamen Zufalls, der Frau von Béarn die Bekanntschaft von Madame Dubarry verschaffte.
Frau von Béarn konnte ihrerseits nicht genug die Höflichkeit und Zuvorkommenheit des Vicekanzlers rühmen.
Trotz dieser gegenseitigen Lügen gingen die Pferde nicht minder schnell, und man gelangte zu der Gräfin, zehn Minuten vor acht Uhr.
»Erlauben Sie, Madame,« sprach der Vicomte, indem er die alte Dame in einem Wartesaal ließ, »erlauben Sie, daß ich Madame Dubarry von der Ehre unterrichte, die ihrer harrt.«
»Oh! mein Herr,« sprach die Gräfin, »ich dulde in der That nicht, daß man sie stört.«
»Oh! der reizende kleine Neger,« rief die Gräfin; »gehört er Ihrer Frau Schwester?«’
»Ja, Madame, es ist einer von ihren Lieblingen,« sagte der Vicomte.
»Ich