Das Stahlroß. Emil Robert Kraft

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Das Stahlroß - Emil Robert Kraft

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      Das Stahlroß Heft 7

      Auszug aus der erklärenden Einleitung zum ersten Bändchen

      Richard ist bis zum zwölften Jahre ein kräftiger, lebensfroher Knabe gewesen, als er durch ein Unglück gelähmt wird.

      Am Abend seines vierzehnten Geburtstages sitzt der sieche Knabe allein in der Stube, traurig und freudlos, kein Ziel mehr im Leben kennend. Da erscheint ihm eine Fee. Sie nennt sich die Phantasie, will ihm ihr Geburtstagsgeschenk bringen und sagt ungefähr Folgendes:

      In Richards Schlafzimmer befindet sich eine Kammerthür. Jede Nacht wird er erwachen (das heißt nur scheinbar), er soll aufstehen, jene Thür öffnen, und er wird sich stets dort befinden, wohin versetzt zu sein er sich gewünscht hat. Er kann sich also wünschen, was er will, er kann allein sein oder mit Freunden, er kann auch den Gang seiner Abenteuer ungefähr im voraus bestimmen; hat er aber einmal die Schwelle der Thür überschritten, dann ist an dem Laufe der Erlebnisse nichts mehr zu ändern. Alles soll folgerichtig geschehen, der Traum nichts an Wirklichkeit einbüßen. –

      Die Erscheinung verschwindet, Richard erwacht aus dem Halbschlummer. Aber die gütige Fee hält Wort, und so findet der arme Knabe im Traume einen Ersatz für sein unglückliches Leben.

      Jede Erzählung schildert nun eins seiner wunderbaren Erlebnisse, wie sie ihm die Phantasie eingiebt.

      Die erste Kunde

      Alle Rechte vorbehalten.

      Die englische Stadt Kolobeny liegt in einer blühenden Gegend, die rechts von dem wilden Grenzflusse Transvaals, dem Limpopo, durchflossen, links von der furchtbar öden Wüste Kalahari eingeschlossen wird.

      Ueber diese ganze Landschaft herrschte als unumschränkter Monarch der Polizeihauptmann von Kolobeny, Mister Litton, dessen Schutztruppe teils aus verwegenen Abenteurern, teils aus Negern bestand, die auf einen Wink ihres Gebieters zu allem bereit waren. Man hatte für den weit in die Wildnis und an die Grenze vorgeschobenen Posten einen rücksichtslosen und sogar grausamen Charakter gebraucht, der bei aller eigenen Energie ein gefügiges Werkzeug der Regierung war, und Mister Litton vereinigte alle geforderten Eigenschaften in sich.

      Soeben hatte dieser allmächtige Mann in seiner Villa einen Besuch empfangen, vor dem selbst er sich in kriechender Demut beugte, denn es war kein anderer als Mister Samuel Davis, der Direktor der Kimberley-Diamantenminen, der in Afrika so ziemlich die Rolle des lieben Herrgottes spielte.

      „Halloh, Mister Litton, was in aller Welt haben Sie denn gemacht?“ war das erste Wort des ältlichen Mannes mit den ehernen Zügen und den lüsternen Augen. „Haben Sie ein Duell auf Reitpeitschen gehabt?“

      Die spöttische Frage war berechtigt, denn das schon an und für sich nicht schöne Antlitz des Polizeihauptmannes war über und über mit blutroten Schwielen bedeckt, die sicher von einer Reitpeitsche herrührten.

      „O nein, ich bin ein Engländer. Wie könnte ein Engländer sich in ein Duell einlassen!“ versuchte Mister Litton mit einer schmerzhaften Verzerrung des Gesichtes zu lächeln. „Ich habe Unglück mit meinem Pferde gehabt, bin gerade in einen Dornenbusch geschleudert worden.“

      „So, so, das ist etwas anderes,“ sagte Mister Davis. „Ich habe gehört, Sie hätten gestern ein Rencontre mit einem Farmer, einem jungen Deutschen, gehabt, der ein ganz rabiater Bursche sein soll.“

      „So war es in der That, Herr Direktor. Georg Schneider ist sein Name; hat ganz nahe an der Grenze seine Farm; ist nur aus Trotz ein schlechter Steuerzahler, und überhaupt ein Rebell, der behauptet, wir Engländer hätten hier kein Recht, dieses Gebiet gehöre noch zu Transvaal.“

      „Unerhört!“ stieß Mister Davis hervor.

      „Als er gestern wieder Scenen aufführte und meine Leute mit der Waffe bedrohte, wenn sie nicht seinen Hof verließen, wollte ich einmal ein Beispiel statuieren. Ich ließ ihn festnehmen. Da tötete er einen Kaffer, der aber immerhin ein Beamter war, sodaß ich ihn ins Gefängnis werfen mußte. – Heute morgen nun wurde Georg Schneider in seiner Zelle erhängt aufgefunden, er hat sicherlich aus Furcht vor der Aburteilung Selbstmord begangen.“

      Mister Litton wandte das blutunterlaufene Gesicht ab und dem Fenster zu, von dem aus man die Anfänge der Kalahariwüste überblicken konnte.

      „Recht so,“ pflichtete der Minendirektor bei, „dennoch fürchte ich, Sie erzählen mir nicht ganz die Wahrheit –“

      „O gewiß!“ fiel Mister Litton hastig ein. „Ich versichere Ihnen, ich war so aufgeregt, daß ich mein Pferd nicht zügeln konnte, und da hat es mich abgeschleudert, gerade in einen Dornenbusch hinein.“

      „Nicht ganz die Wahrheit,“ fuhr Mister Davis gelassen fort, „ich bin nämlich der Ansicht, daß dieser Kerl von einem Deutschen sich nicht nur aus Furcht und Reue aufgehängt hat, sondern auch deswegen, weil Sie ihm im Gefängnisse, das Sie eine Zelle zu nennen belieben, so zugesetzt haben, daß er sich aus Verzweiflung lieber gleich das Leben nahm. Wenn ich an Ihrer Stelle gewesen wäre, ich hätte mit dem Burschen noch etwas ganz anderes angestellt – die Haut hätte ich ihm bei lebendigem Leibe in Streifen abgeschält. Nun, lassen wir das jetzt. Sie können sich denken, daß ich nicht die beschwerliche Reise von Kimberley hierher angetreten habe, um mich mit Ihnen über englische, an einem Deutschen geübte Gerechtigkeit zu unterhalten. Andererseits betrifft die Angelegenheit, die mich hierherführt, wiederum gerade einen Deutschen, und zwar ist sie von größerer Wichtigkeit als die soeben erzählte. Sie haben doch gewiß schon von dem jungen, deutschen Ingenieur gehört, der auf einer ganz wunderbaren, mechanischen Erfindung, einer Art von stählernem Pferde einen Ritt quer durch Afrika macht?“

      Erstaunt verneinte Mister Litton und entschuldigte dann seine Unkenntnis mit der großen Abgelegenheit von Kolobeny, das noch nicht einmal mit einer Eisenbahnlinie verbunden war.

      „Schon vor einem Vierteljahre,“ erklärte der Direktor weiter, „tauchte in den Zeitungen das Gerücht auf, daß ein deutscher Ingenieur eine ganz wunderbare Erfindung gemacht habe, um entweder Elektrizität oder auch eine andere Kraft zu erzeugen. Alles, was man darüber hörte, klang so unwahrscheinlich, daß man zunächst glaubte, es hier lediglich mit der Phantasie eines Zeitungsschreibers zu thun zu haben. Nun aber bestätigt sich das Gerücht als Thatsache. Der Betreffende ist noch ein Knabe, und ob er nun die Entdeckung selbst gemacht, oder sie vielleicht als Erbschaft von seinem Vater oder von sonst jemandem überkommen hat, er besitzt zweifellos das Geheimnis, eine bisher ganz unbekannte Kraft scheinbar aus nichts zu entwickeln und sie dann zu verwerten. Ganz in der Einsamkeit hat er sein Werk vollendet oder vollenden lassen. Alles ging so heimlich zu, daß man noch nicht einmal seinen Vatersnamen, sondern nur seinen Vornamen Richard kennt. – Der Natur eines Knaben ist es übrigens ganz angemessen, daß er die neue Kraft zuerst bei einem ganz phantastischen Vehikel verwertet hat und mit diesem gleich quer durch Afrika auf Reisen gehen will.

      Vor drei Wochen ist er mit seinem stählernen Roß an der Westküste angekommen und von Windhoek aufgebrochen. Er befindet sich unterwegs; alles ist Thatsache, unzählige Menschen haben ihn und sein Stahlroß bereits gesehen und können nicht Wunderbares genug davon erzählen. Ich habe auch schon erfahrene Ingenieure gesprochen, die das Stahlroß besichtigt haben, und sie alle stimmen darin überein, daß hier eine Erfindung von phänomenaler Bedeutung vorliegt. Keine Kohlenheizung, keine Dampfkraft, keine elektrische Batterie, keine Reibungselektrizität, kein Petroleum, kein Benzin – und doch bewegt sich das Ding mit einer fabelhaften Geschwindigkeit!“

      „Alle Wetter,“ ließ sich da Mister Litton vernehmen, als der Minendirektor eine Pause machte und gedankenvoll vor sich hinsah, „die Entdeckung einer solchen neuen Kraft muß ja eine vollkommene Rebellion in der gesamten Technik bewirken und tief ins Geschäftsleben einschneiden. Vermutlich werden nun zahllose Fabriken bankrott.“

      Mister

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