Der Schutzgeist des Kaisers von Birma. Ugo Mioni

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Der Schutzgeist des Kaisers von Birma - Ugo Mioni

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der Tafel des Kaisers erscheinen. Nicht wahr, du willst keine haben?«

      »Warum nicht?«

      »Weil sie sehr teuer sind.«

      »Das tut nichts. Ich bezahle sie.«

      »Sie sind sehr selten.«

      »Ich liebe gerade das Seltene.«

      »Sie sind nur für die Vornehmen bestimmt.«

      »Ich gehöre zu den Vornehmen. Bring mir also einen Teller voll Eier.«

      »Herr, ich habe keine.«

      »Ah, das ist gut! Wie kannst du es dann wagen, sie mir anzubieten? Nun sag aber endlich: Was kannst du mir geben?«

      »Ich habe nichts da als Reis.«

      »Gut, so gib mir Reis.«

      Der Wirt stellte einen halbwegs reinlichen Holzteller vor mich hin, holte einen Topf vom Feuer, nahm von der Wand einen schmutzigen Holzlöffel und brachte mir diese Raritäten.

      »Der Reis ist fertig. Nimm und iß.«

      Er reinigte den Holzlöffel ein wenig und warf ihn in den Topf, in welchem der Reis einen dicken, schleimigen Brei bildete.

      »Der Reis hat zu viel gekocht,« sagte ich.

      »Wärest du früher gekommen, so hätte er nicht so lange zu kochen brauchen. Bei Sonnenuntergang war er noch ganz roh,« entgegnete die Perle von einem Herbergsvater.

      Was wollte ich machen? Ich hatte Hunger, nahm den Löffel und würgte die Speise hinunter.

      Der Wirt sah mir grinsend zu: »Schmeckt es dir, Herr?«

      »Ausgezeichnet.«

      »Ja, es versteht auch hier niemand so gut zu kochen, als der Wirt des berühmten Gasthauses ›Zur Wohnung des Herrn‹. Willst du vielleicht noch etwas?«

      »Was kannst du mir noch geben?«

      »Früchte, schöne Früchte habe ich hier.«

      »Gut, so gib einige her.«

      Er zog unter dem Tische einen mit wirklich sehr schönen Früchten gefüllten Korb hervor, wie sie in Birma massenhaft gedeihen, schob ihn mir zu und sagte: »Da iß.«

      Ich langte nach einer Feige. Sie war sehr süß.

      Noch aß ich, da wurde mit Ungestüm draußen an die Pforte gepocht. Der Wirt näherte sich phlegmatisch dem Fenster.

      »Wer ist draußen?« erkundigte er sieh.

      »Ich!« antwortete lakonisch eine Männerstimme.

      »Ich? In Amarapura gibt es viele Ich. Wer ist dieser Ich?« forschte der Wirt weiter.

      »Ich bin es, Cujen!«

      »Cujen? In Amarapura gibt es wohl an tausend Cujen.«

      »Ich bin Cujen, der Kerkermeister.«

      »Endlich! Ich komme sogleich,« sagte der Bucklige mit einem Seufzer und ging, um den Riegel zurückzuschieben.

      Der Mann, der jetzt in das Zimmer trat, war das Gegenstück zu meinem Wirt. Es schien, als habe man zwischen zwei Kartenblätter etwas Pulver gestreut und daraus eine menschliche Figur gepreßt.

      Alles an ihm war lang: das Gesicht, die Nase und die Ohren. Diese lange Gestalt war in ein sehr weites und sehr kurzes, feuerfarbenes Gewand gekleidet, die entsetzlich schmutzigen Beine waren vom Knie an nackt und die großen Füße steckten in alten Pantoffeln. In der rechten Hand hielt diese Schönheit einen riesigen Bund Schlüssel.

      Der Ankömmling ließ sich in meiner Nähe nieder, wobei er vor sich auf den Tisch einen hölzernen Spucknapf stellte, der mit rotem Speichel angefüllt war. Bei diesem Anblick mußte ich mich voll Ekel abwenden, meine Mahlzeit war sofort zu Ende.

      Der Kerkermeister zog ein Betelblatt hervor, wickelte ein Stück ungelöschten Kalk hinein und schob es in den weiten Mund. Dann rief er den Wirt.

      »Was willst du?« fragte dieser.

      »Das Gewöhnliche!«

      »Ich bringe es sofort.«

      Der wackere Herbergsvater nahm eine hölzerne Tasse, gab einige Teeblätter hinein und goß mit dem Löffel, den ich zum Reisessen benutzt hatte, etwas heißes Wasser darauf. Diesen köstlichen Trank brachte er dann dem Manne mit den Schlüsseln.

      »Hier hast du!«

      Der Kerkermeister nahm die Tasse und trank, sehr langsam und in ganz kleinen Zügen, nach jedem Schlucke verzerrte sich sein Gesicht vor Vergnügen.

      »Wer bist du?« wandte er sich während des Trinkens an mich.

      »Ein Wongy,« entgegnete ich hochmütig.

      Doch der Kerkermeister gab mit noch größerem Selbstgefühl zurück: »So bist du würdig, daß ich mit dir spreche.«

      »Aber du bist nicht würdig, daß ich ein Wort an dich richte,« erwiderte ich, indem ich ihn verächtlich ansah.

      »Oh! Du weißt nicht, wer ich bin,« sagte er empfindlich.

      »Ich weiß es sehr wohl. Ich bin ein Wongy und du bist ein jämmerlicher Kerkermeister, nicht bloß ein Diener des Kaisers, sondern sogar der Diebe und Mörder.«

      »Du irrst. Ich bin der Oberkerkermeister des Reiches.«

      »Der Oberkerkermeister? Wie viele Gefängniswärter unterstehen wohl deiner Leitung?« fragte ich spöttisch.

      »Keiner. Ich bin der einzige Kerkermeister in Amarapura —«

      »Womit du sagen willst, daß sich sonst niemand soweit herabwürdigen will, ein Diener der Straßenräuber zu werden,« fiel ich rasch ein.

      »Da irrst du dich abermals. Hunderte sehnen sich nach der Würde, die ich bekleide, ich bin der berühmte —«

      »– Diener der Diebe,« spottete ich.

      »Hüte deine Zunge Wongy! Es könnte leicht sein, daß du eines Tages unter meine Obhut kommst.«

      »Was? Du willst mir drohen?« schrie ich aufspringend und mich sehr erzürnt stellend.

      »Das ist nicht meine Absicht —«

      »Du sagtest —«

      »Was leicht werden kann.«

      »Beweise es mir.«

      Cujen schüttelte seine Schlüssel.

      »In meinem Kerker befindet sich ein vornehmer Wongy.«

      »Das glaube ich dir nicht.«

      »Es ist wahr. Dieser Wongy wurde heute gefesselt in das Gefängnis gebracht, weil er sich an der geheiligten Person des Kaisers vergriffen hat.«

      »Ein Wongy ist nicht fähig,

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