Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman. Viola Maybach
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Читать онлайн книгу Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman - Viola Maybach страница 14
»Nein, wie denn? Ich hatte sie doch erst vor ein paar Stunden.«
»Sieht ja toll aus, das Dach!«, sagte Lucius zur Begrüßung.
»Ja, wir sind gut vorangekommen«, erklärte Ulrich. »Franzi hat das auch schon festgestellt.«
»Franzi?«, wunderte sich Lucius. »Ihr duzt euch?«
»Das sollten wir vielleicht allgemein einführen«, schlug Franziska vor, »auch mit den anderen, es vereinfacht die Sache. Elsbeth hat sicher nichts dagegen, und wie ist es mit deinen Freunden, Uli?«
»Auch nicht«, erklärte er. »Sag mal, hattest du nicht so schrecklichen Hunger?«
»Und wie!« Sie lachte. »Aber ich freue mich einfach so, dass das Haus jetzt in guten Händen ist, dass ich meinen Hunger vergessen habe. Bleibt ihr noch?«
Beide Männer nickten.
»Dann esse ich jetzt erst einmal.« Mit schnellen Schritten verschwand sie im Haus.
Lucius seufzte. »Sie ist hinreißend, Onkel Uli.«
»Ja, das ist sie«, bestätigte Ulrich. »Komm mit nach oben, dann zeige ich dir das Dach aus der Nähe.«
Sie stiegen also nach oben, während Franziska in der Küche mit gutem Appetit die Rindfleischsuppe aß und Elsbeth dabei von Ulrichs Idee erzählte.
»Interessant«, sagte Elsbeth. »Aber das will natürlich gut überlegt sein. Wir kennen die Männer kaum.«
»Aber Uli kennt sie«, stellte Franziska fest. »Und ich vertraue ihm.«
»Uli?«, fragte Elsbeth mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Wir sollten uns alle duzen, Elsbeth. Also, was meinst du?«
»Eine alte Regel meiner Großmutter besagt, dass man wichtige Entscheidungen nicht übers Knie brechen soll – zumindest muss man sie überschlafen. In diesem Fall schlage ich vor, dass wir uns mindestens zwei Wochen Zeit lassen, Franzi. Das ist eine Entscheidung, die weitreichende Folgen haben wird. Ich finde die Männer bis jetzt sympathisch, aber das ist auch nicht schwer: Sie arbeiten hart und reden wenig. Vielleicht haben sie aber Eigenschaften, die uns nicht gefallen.«
»Einverstanden, wir lassen uns Zeit«, sagte Franziska, »das kommt mir auch vernünftig vor. Aber du bist nicht grundsätzlich dagegen?«
»Ganz bestimmt nicht. Es könnte sehr angenehm sein, mit mehreren hier zu wohnen. Und Arbeit für alle gibt es mehr als genug – wenn ich allein an den Garten denke …«
»Ja, daran habe ich auch schon gedacht.« Franziska schob ihren Teller von sich. »Das war sehr lecker, Elsbeth – und jetzt steige ich mal nach oben und sehe mir genauer an, was die Männer geleistet haben.«
»Tu das.« Elsbeth dachte beim Abräumen über Ulrich von Rethmanns Vorschlag nach. Nicht schlecht, wahrhaftig nicht schlecht!
*
»Scheich Omar möchte Sie sprechen, Herr Baron«, sagte Eberhard Hagedorn. »Es scheint sehr dringend zu sein, er klingt ziemlich aufgebracht.«
Scheich Omar war ein regelmäßiger Besucher auf Schloss Sternberg, er kaufte fast all seine Pferde hier.
»Stellen Sie durch, Herr Hagedorn«, bat Friedrich.
»Baron Friedrich«, grollte gleich darauf der Scheich, »seit wann achten Sie nicht mehr auf Qualität?«
»Wie bitte, Scheich Omar?«, fragte der Baron überrascht. »Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen nicht folgen.«
»Uns wurde gestern ein Angebot für einen einjährigen Hengst unterbreitet, in Ihrem Namen, das mein Assistent meinte, nicht ablehnen zu können. Es klang fantastisch, und es schien so, als wäre es genau das Tier, nach dem wir gerade suchen.«
»Ich habe Ihnen kein Angebot unterbreitet«, unterbrach der Baron die aufgebrachte Rede des Scheichs. »Sie wissen doch, dass bei uns ganz altmodisch immer noch alles über persönliche Kontakte läuft. Wie ist Ihnen dieses angebliche Angebot von uns denn zugegangen?«
»Oh, es war, wie Sie sagen, ganz ›altmodisch‹!«, rief der Scheich. »Ich bin zurzeit in Berlin, und dort im Hotel bekam ich die Unterlagen über das Pferd zugestellt. Wie gesagt, ich hatte keine Zeit, mich selbst darum zu kümmern, aber mein Assistent fand, wir sollten zugreifen. Dabei hat er sich natürlich auf Ihren Sachverstand verlassen. Die Papiere waren in Ordnung, mit Brief und Siegel …«
»Aber?«, fragte Friedrich.
»Das Pferd ist eine Niete. Es sieht zwar gut aus, aber es taugt nichts. Ich habe es, weil ich irgendwie misstrauisch geworden bin, umgehend überprüfen lassen … Es war bereits in Berlin, auch das hat mich verwundert, muss ich gestehen. Es entspricht nicht dem üblichen Vorgehen.«
»Allerdings nicht. Von uns ist, wie gesagt, kein Angebot an Sie geschickt worden, Scheich Omar«, wiederholte der Baron. »Sie verstehen sicher, dass ich der Sache unbedingt nachgehen möchte. Könnten Sie mir die Papiere zukommen lassen? Es muss sich um Fälschungen handeln. Wer ist denn als Person in Erscheinung getreten bei diesem Handel?«
»Niemand«, erklärte der Scheich. Seine Stimmlage hatte sich mittlerweile verändert. »Es tut mir leid«, sagte er jetzt, »ich hätte gleich wissen müssen, dass jemand einen Betrugsversuch unternimmt, aber die Papiere sahen wirklich täuschend echt aus, und ich habe gedacht, dass Ihnen vielleicht die Zeit fehlt, mich direkt zu kontaktieren …«
»Scheich Omar, ich bitte Sie!«, rief der Baron. »Wie lange kennen wir uns jetzt? Hat mir bisher auch nur ein einziges Mal die Zeit gefehlt? Unser Geschäft ist Vertrauenssache, da zählen persönliche Beziehungen. Darf ich fragen, wie viel diese Unbekannten für das Pferd verlangt haben?«
»Beinahe eine Million – wegen des Stammbaums.« Scheich Omar nannte die angeblichen Eltern des Pferdes und setzte hinzu: »Das Geld ist bezahlt, das Pferd ist ein nettes Reitpferd für Kinder. Es sieht großartig aus, aber mittlerweile haben wir das untersuchen lassen. Man hat keine Mühe gescheut, um es wie ein edles Rennpferd aussehen zu lassen. Leider versteht mein Assistent nicht allzu viel von Pferden – ich hätte mich nicht so leicht täuschen lassen. Aber als er sagte, das Angebot sei von Ihnen gekommen, habe ich ohne zu zögern mein Okay gegeben.«
»Ich brauche die Papiere, Scheich Omar. Und dann werde ich übers Internet umgehend all unsere Kunden warnen, damit so etwas nicht noch einmal geschieht. Außerdem müssen wir sofort die Polizei einschalten.«
»Ja, allerdings«, stimmte der Scheich zu. »Ich entschuldige mich noch einmal, Baron Friedrich, dass ich auch nur eine Sekunde glauben konnte, Sie hätten mir ein minderwertiges Pferd verkauft.«
»Wenn die Papiere so täuschend echt aussahen, ist das verständlich«, erwiderte der Baron.
Nach dem Gespräch informierte er zunächst seinen Stallmeister und den Verwalter, dann setzten sie gemeinsam eine E-Mail an die Kunden auf, die umgehend verschickt wurde. Als das erledigt war, griff der Baron zum Telefon und erstattete Anzeige gegen Unbekannt.
*
Alexis machte sich nicht die Mühe, Ulrichs Haus nach dem Besuch der Männer,