Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman. Viola Maybach
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman - Viola Maybach страница 24
Lara unterbrach ihn. »Papa, er muss einen triftigen Grund dafür gehabt haben, sonst hätte er das niemals getan«, erklärte sie.
Moritz zu Hirtenberg murmelte: »Bitte, entschuldigt mich einen Augenblick, mir wird übel.« Mit diesen Worten stürzte er aus der Kirche, seine Frau folgte ihm unter Tränen.
»Ich versuche, ihn zu finden, Lara!«, sagte Albert, der froh war, etwas tun zu können. Er folgte Lorenz’ Eltern nach draußen, konnte sie jedoch auf dem Kirchenvorplatz nirgends sehen. Und natürlich gab es auch von Lorenz keine Spur, das hatte er aber nicht anders erwartet. Er wählte die Handynummer seines Freundes, aber das Handy war ausgeschaltet. Auch das überraschte ihn nicht. Er fragte sich, ob Lorenz in seine Wohnung gefahren war. Auf jeden Fall würde er später nachsehen, aber er rechnete nicht damit, seinen Freund dort anzutreffen.
Er beschloss, in die Kirche zurückzukehren, das war er Lorenz wohl schuldig. Als er sich umdrehte, fiel sein Blick erneut auf Michael von Angern, der mit seinen Begleitern gerade in eine wartende schwarze Limousine stieg. Komisch, dachte Albert, er war also offenbar in der Kirche – aber wieso? Er kennt Lorenz nicht, er kennt die Familie nicht – was wollte er dann bei der Trauung?
Er betrat die Kirche. Lara, Lucie und Laras Eltern kamen ihm bereits entgegen. Lara hielt sich noch immer sehr aufrecht. Sie war blass, aber sie weinte nicht, und sie stützte sich auch nicht auf den Arm ihres Vaters. »Weißt du, wo er ist?«, fragte sie.
»Nein, tut mir leid – keine Spur von ihm«, erklärte Albert. »Sein Handy ist ausgeschaltet.«
Sie nickte, als hätte auch sie nichts anderes erwartet.
Als sie die Kirche verließen, kamen ihnen Maria und Moritz zu Hirtenberg entgegen. »Entschuldigt bitte«, murmelte Moritz. »Mir ist das auf den Magen geschlagen.«
»Uns allen«, stellte Otto fest.
»Wollen wir zu uns fahren?«, schlug Bettina vor. »Ich meine …, ich weiß gar nicht, was wir jetzt tun sollen. Dieser Tag war ja völlig anders geplant …« Auch ihre Augen schwammen in Tränen.
»Ich kann nicht«, sagte Lorenz’ Vater sofort. »Bitte, verzeiht mir, aber ich muss mich hinlegen, mir ist immer noch übel. Lara, bitte sei uns nicht böse, wir hatten keine Ahnung, dass Lorenz vorhatte …« Er brach ab. Es schien unmöglich zu sein, auszusprechen, was sein Sohn getan hatte.
»Ich bin euch nicht böse«, erklärte Lara. »Und ich möchte jetzt auch nicht mit zu euch, Mama. Bitte, fahrt mich zu meiner Wohnung, damit ich mich umziehen kann. Danach will ich erst einmal in Ruhe nachdenken.«
»Aber wir können dich doch nach diesem Vorfall nicht allein lassen!«, rief Bettina.
»Ich kann bei Lara bleiben«, schlug Lucie rasch vor. »In Ordnung, Lara?«
»Ja, in Ordnung. Mama, versteh doch: Es gibt nichts zu reden. Wir können nur Vermutungen anstellen, aber das führt zu nichts. Warum Lorenz heute ›nein‹ gesagt hat, kann nur er uns erklären.«
Ihre Eltern sahen ein, dass sie nicht ganz Unrecht hatte. Sie wären zwar lieber bei Lara geblieben, aber tun konnten sie tatsächlich nicht viel für sie, und so willigten sie schließlich ein, sie in Lucies Obhut zu lassen.
Eine Viertelstunde später war der Kirchenvorplatz vollkommen leer. Es war so, als hätte es an diesem Morgen überhaupt keine Hochzeitsgesellschaft gegeben.
*
»Wo sind Sie jetzt?«, fragte Michael von Angern in herrischem Ton, als er den erwarteten Anruf bekam.
»Das geht Sie nichts an«, antwortete Lorenz. »Ich habe getan, was Sie wollten – und ich bin nicht mehr in der Stadt. Mehr brauchen Sie nicht zu wissen. Jetzt sind Sie dran.«
»Ich weiß – ich habe schon alles veranlasst.«
»Kommt mir zu Ohren, dass Sie versuchen, mich zu betrügen, bin ich eine Stunde später bei Lara und erkläre ihr alles.«
»Schon gut, schon gut, Sie junger Heißsporn. Michael von Angern hält seine Versprechen, das werden Sie schon noch lernen.«
»Mir reicht dieses eine«, sagte Lorenz kalt. »Ich habe nicht die Absicht, mich noch auf weitere sogenannte ›Geschäfte‹ mit Ihnen einzulassen.«
»Nun nehmen Sie den Mund mal nicht so voll, junger Mann.« Ein gefährlicher Unterton hatte sich in Michael von Angerns Stimme geschlichen. »Und hören Sie auf, in diesem Ton mit mir zu reden.«
»Ich rede mit Ihnen, wie es mir passt«, erklärte Lorenz müde, »aber am liebsten überhaupt nicht mehr.«
Ein heiseres Lachen antwortete ihm, dann klickte es, das Gespräch war beendet.
Lorenz schaltete das Handy aus – es war ein neues, die Nummer kannte niemand, nur er. Dann setzte er sich wieder ans Steuer des Mietwagens und fuhr weiter. Er wollte ins Wendland, möglichst weit weg von der süddeutschen Kleinstadt, in der er aufgewachsen war und mit Lara hatte leben wollen. Ihm blieb nur noch ein Gespräch zu führen, aber das hob er sich für den nächsten Tag auf. Heute hatte er dafür keine Kraft mehr.
Mit Lara durfte er nicht sprechen, das gehörte zu seiner ›Vereinbarung‹ mit Michael von Angern. Und er durfte auch nicht an sie denken, denn wenn er es tat, riskierte er, dass ihm das Herz brach. Doch wie sollte er das anstellen: nicht an Lara denken? Ein Leben ohne sie war ihm, seit er ihr das ers-te Mal begegnet war, undenkbar erschienen – und nun war es genau das, was vor ihm lag: ein Leben ohne die Frau, die er liebte, der er vertraute, mit der er hatte alt werden wollen. Vorbei, bevor es auch nur begonnen hatte. Er fuhr an den Straßenrand, stellte den Motor aus und ließ den Kopf auf das Lenkrad sinken.
Ihn verließ der Mut.
*
»Michael von Angern?«, fragte Anna, die Christian in sein Zimmer gefolgt war. Dort hatte sie umgehend die Frage wiederholt, wer der blonde Mann war, den ihr Cousin ihr vor der Kirche gezeigt hatte. »Du meinst, diesen reichen Typen, bei dem niemand weiß, womit er so reich geworden ist und über den alle reden, weil sie denken, dass er irgendwie kriminell ist?«
»Ja, genau der«, antwortete Christian.
Anna ließ sich auf sein Bett fallen. »Und woher weißt du das?«, fragte sie. »Du kennst dich doch sonst in diesem Milieu nicht so gut aus.«
»Ich habe neulich einen Artikel über ihn gelesen, darin haben sie ihn als gefährlichen Mann beschrieben. Es war ein Bild dabei – und sein Gesicht vergisst man nicht, wenn man es einmal gesehen hat.«
»Könnte stimmen«, murmelte Anna. »Inwieweit soll er denn gefährlich sein?«
Christian zuckte mit den Schultern. »Er hat Macht und Einfluss – und beides übt er aus. Und zwar so, dass es ihm selbst dient. Ihm werden auch Verbindungen zu Kriminellen nachgesagt, aber beweisen konnte das noch niemand.«
»Ich verstehe nicht, warum er auf Laras und Lorenz’ Hochzeit erscheinen sollte. Du?«
Christian schüttelte den Kopf. »Das ist die Frage, die ich mir auch schon gestellt habe, aber eine Antwort ist mir