Ich glaub an dich. Gott. Daniel Schneider

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Ich glaub an dich. Gott - Daniel Schneider

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[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

      # 5 AN WEN GLAUBT GOTT EIGENTLICH?

      Jesus hat ein Gesicht. Er sieht aus wie der Schauspieler Florian David Fitz. Zumindest im Film „Jesus liebt mich“.

      Der basiert auf dem gleichnamigen Buch von David Safier und ich finde die Story sehr interessant: Jesus kehrt auf die Erde zurück. Mitten ins 21. Jahrhundert, in eine deutsche Kleinstadt. Dort mischt er sich unters Volk und checkt, ob die Leute bereit sind für die große Apokalypse, das Gottesgericht. Und er trifft Marie, mit der er zusammen rumhängt.

      Es passiert ne ganze Menge. Jesus bekommt ein paar aufs Maul von Maries Ex-Freund, er heilt Menschen, geht auf dem Wasser, isst das erste Mal Pizza und arbeitet als Zimmermann. Viel Action, viel Klamauk, viele Klischees, aber auch einiges zum Nachdenken.

      Eine Szene ist mir besonders hängen geblieben: Alles läuft gerade drunter und drüber. Die Welt versinkt im Chaos, da bekommt Marie eine Audienz bei Gott! Face to face. Sie wird in den Himmel gebeamt und darf endlich alle ihre Fragen loswerden.

      Das würde ich auch gerne – ein Interview mit Gott führen. Alle Fragen sind erlaubt. Marie bombardiert Gott mit Vorwürfen und am Ende des Gesprächs wird sie mit den folgenden Worten von Gott auf die Erde zurückgeschickt: Ich glaube an dich!

      Den Satz finde ich stark. Trotz Film und viel ausgedachtem Zeugs glaube ich, dass dieser Satz echt von Gott stammen könnte. Da wird der Spieß einfach mal umgedreht.

      Die Frage „Glaubst du an Gott?“ kenne ich. Auch die Aussage: „Also, ich glaube nicht an Gott!“ Aber selten fragt mal jemand: „Glaubt Gott auch an uns?“ Ich finde, dass diese Frage so herum um einiges wichtiger ist. Denn daran merke ich, wie wenig Einfluss ich habe, wie wenig ich selbst eine Beziehung zu Gott herstellen kann, wenn nicht vorher von Gott eine Verbindung hergestellt worden ist.

      Ich glaube, dass Gott an uns glaubt! Und zwar an alle Menschen, nicht nur an 60 Prozent oder an 20 Prozent. Gott glaubt an alle. Denn am Ende des Schöpfungsberichtes der Bibel steht: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut“ (1. Mose 1,31).

      Also eine Eins mit Sternchen. Tiere, Natur, Menschen. Trotzdem bleiben auch für mich noch viele offene Fragen, viele „Warum?“. Aber gerade, wenn kaum jemand anderes an mich glaubt, mir jemand Steine in den Weg legt oder mich enttäuscht, dann gibt das Hoffnung, wenn Gott sagt: „Ich glaub an dich!“

      

      Ein „face to face“-Gespräch mit Gott wird vorerst schwierig. Aber die Vorstellung ist dennoch interessant. Was würdest du Gott fragen? Alles ist erlaubt …

      # 6 SELBSTGESPRÄCHE?

      Es ist schon eine komische Sache, das Gebet an sich. Und einige grundsätzliche Fragen zu diesem Thema stellen sich mir dann doch manchmal: Führe ich beim Beten Selbstgespräche oder hört Gott zu? Und wenn ja, was macht Gott mit meinen Gebeten? Wie geht er damit um? Und wie geht Beten überhaupt?

      Das bekannteste christliche Gebet ist das Vaterunser, der Prototyp des Gebets sozusagen. Jesus bringt es seinen Freunden bei und vorher gibt er ihnen noch ein paar Hilfestellungen mit auf den Weg: Betet nicht so, dass euch alle sehen und denken, dass ihr so toll und fromm seid. Quatscht nicht rum, sondern kommt zum Punkt, und vor allem: Gott weiß schon, was ihr braucht, bevor ihr ihn darum bittet.

      Das ist eine relativ interessante Info. Wenn Gott schon alles weiß, warum beten wir dann überhaupt? Das bedeutet ja, dass nicht Gott in erster Linie auf Gebete angewiesen ist, sondern dass das Gebet eher eine Form ist, die mir guttut und damit auch Gott zum Lächeln bringt. Ein Erlebnis mit meiner kleinen Tochter hat mich auf die Spur gebracht:

      Es ist ihre erste Zugfahrt. Nach einem Tagesausflug kommen meine Frau und sie abends wieder am Wuppertaler Hauptbahnhof an. Ich stehe am Bahnsteig. Dann kommt der Zug, meine Familie steigt aus und meine Tochter rennt mir entgegen und schreit begeistert: „Papa, wir sind gerade Zug gefahren! Das war ein Doppeldecker und wir haben oben gesessen.“

      Diese Informationen sind nicht neu für mich. Auch nicht besonders aufregend. Und trotzdem freue ich mich unheimlich darüber, dass meine Tochter ihre Begeisterung mit mir teilen wollte. Weil ich sie lieb habe und mir viel daran liegt, dass es ihr gut geht.

      Vielleicht freut sich Gott ganz ähnlich, wenn wir ihm sagen, dass es uns gut oder schlecht geht. Vielleicht! Denn niemand kann beweisen, ob und wie Gott Gebete erhört.

      Das bedeutet, dass ein Gebet nicht an menschlichen Maßstäben gemessen werden kann. Nach dem Motto: Du hast dafür gebetet, dass deine Mutter wieder gesund wird und deine Bitte ist nicht in Erfüllung gegangen? Da hast du den Beweis: Beten bringt nichts! Oder genauso schlimm: Du hast nicht genug gebetet.

      Beten ist und bleibt eine komische Sache. Aber solange ich fühle, dass mir und anderen das Beten zu Gott guttut und etwas verändert, bleibe ich den Beweis etwas gelassener schuldig.

      # 7 GESCHENKTER KAFFEE

      Er kommt jede Woche um die Mittagszeit in dieses Café und geht zielstrebig an die Theke. Mit schmutziger Jacke und durchlöcherter Hose passt der Mann nicht in das Bild, das ansonsten von Businessmännern und -frauen beim Lunch bestimmt wird. Aber er wird nicht komisch angeschaut.

      „Steht noch einer auf der Liste?“, fragt er mit verrauchter Stimme. Die Bedienung sagt freundlich: „Moment, ich schaue gerade einmal nach“, und verschwindet kurz. Wenig später kommt sie wieder und sagt: „Ja. Kaffee, Latte Macchiato oder ein doppelter Espresso.“ Der Mann entscheidet sich für den Kaffee und setzt sich an den Tisch. Mit beiden Händen wärmt er sich an der Tasse und genießt jeden Schluck seines „Caffè sospeso“.

      „Caffè sospeso“ ist nichts anderes als gelebte Nächstenliebe. Die Idee stammt aus Italien, wo Kaffee quasi ein Grundnahrungsmittel ist. Es geht ganz einfach: Der Kunde bezahlt im Café nicht nur seinen eigenen Espresso, sondern zwei, drei weitere. Die kommen auf eine Liste und werden dann an Bedürftige weitergegeben. Einfach, aber wirkungsvoll. Durch das Internet verbreitete sich die Idee in den USA und seit einiger Zeit gibt’s auch in Deutschland die Aktion „Suspended Coffee“, das heißt „aufgeschobener Kaffee“.

      Ich finde die Idee großartig. Simpel, unspektakulär, effektiv. Einfach so entstanden. Die Tatsache, dass so etwas Banales wie ein kostenloses Heißgetränk die Restaurants der Republik revolutioniert, ist wirklich göttlich. Im wahrsten Sinn des Wortes. Denn das Prinzip der Nächstenliebe ist Gottes Erfindung. Wir sollen uns umeinander kümmern. Auf ganz natürliche Weise. Das ist nicht speziell die Aufgabe der Christen und die Ideen der Kirche werden nicht besonders gesegnet. Ich glaube, dass Gott jeden Menschen segnet, der sich um bedürftige Menschen kümmert.

      Mit einem gespendeten Kaffee kann man wahrscheinlich nicht die Welt retten, aber ein gespendeter, heißer Kaffee kann in jedem Fall dafür

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