Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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Winterwetter. Der Schnee war auf den Straßen so festgefahren, daß der Wagen gut vorankam. Armgard, die sich vor dieser Fahrt gefürchtet hatte, begann langsam Gefallen daran zu finden, zumal sie vorerst unbeachtet blieb, da Mutter und Sohn verschiedenes zu besprechen hatten, was sie in der Stadt erledigen wollten.

      In die Wagenecke geschmiegt saß sie da und dachte darüber nach, was wohl die eleganten Pelze gekostet haben mochten, die Mutter und Sohn trugen.

      Selbst der Chauffeur hatte einen Innenpelz an, der wohl zur Dienstkleidung gehörte, nur Armgard von Hollgan hatte keinen Pelz.

      Als Kind ja, da hatte ihr der Paps einen geschenkt. Natürlich keinen kostbaren, aber sie hatte ihn mit Stolz getragen, bis sie herausgewachsen war.

      Im Internat trugen die Zöglinge einheitliche Mäntel, und als Armgard zu ihrer Mutter kam, war an einen Pelzmantel nicht zu denken. Da langte es nur gerade so für das Notwendigste, und den einfachen Mantel, den sie jetzt trug, hatte sie sich gewissermaßen vom Mund absparen müssen.

      Weiter kam sie nicht in ihren Betrachtungen, da sich die Gräfin ihr zuwandte.

      »So, nun bin ich frei für einen netten Schwatz.«

      Der aber hauptsächlich von ihr bestritten wurde; denn Armgard beschränkte sich aufs Zuhören und gab nur auf Fragen artige Antworten. Als man gar merkte, daß der Graf ein Nickerchen machte, verebbte das Gespräch ganz.

      »Lassen wir ihn schlafen«, flüsterte die Gräfin ihrer Nachbarin zu. »Er ist diese Nacht kaum ins Bett gekommen, da ein wertvoller Zuchthengst erkrankt war. Wenn die wichtige Unterredung, die er in der Stadt hat, nicht terminmäßig eingehalten werden müßte, wäre er heute bestimmt nicht gefahren.«

      Da eine weitere Unterhaltung im Flüsterton zu anstrengend gewesen wäre, ließ die Gräfin davon ab, was Armgard nur recht war. Jetzt erst konnte sie die Fahrt so richtig genießen.

      Als man in die Stadt einfuhr und der Fahrer das Tempo verlangsamen mußte, schreckte der Graf aus seinem Nickerchen auf und sah sich so verdutzt um, daß seine Mutter hell herauslachte.

      »Wie ein vom Himmel gefallenes Engelchen.«

      »Na Muttchen, ein kitschigerer Vergleich fiel dir wohl nicht ein«, entgegnete er gleichfalls lachend, dehnte diskret die Glieder, rückte seinen Schlips zurecht und war nun wieder fit. In einer Halbwendung drehte er sich Armgard zu.

      »Bitte mein Schläfchen zu entschuldigen. Höflich war es nicht…«

      »Aber notwendig«, fiel die Mutter ein. »Warum, das habe ich Fräulein von Hollgan bereits erklärt. Nun wollen wir beraten, wo wir uns wieder zusammenfinden. Ich schlage das Hotel Köster vor. Es liegt neutral und ist außerdem recht nett.«

      Und unverschämt teuer, dachte Armgard. Sie kannte das erstklassige Hotel allerdings nur vom Hörensagen, denn drin gewesen war sie noch nicht. Das konnten sich nur Menschen mit einem dicken Portemonnaie leisten.

      »Wo wünschen Sie abgesetzt zu werden, Fräulein von Hollgan?« fragte die Gräfin, und Armgard nannte einen Platz, dem gegenüber ein Warenhaus stand. Dort stieg sie aus, erhielt die Order, sich im Hotel Köster einzufinden, und ging mit höflichem Gruß davon.

      Fröstelnd schauerte sie zusammen. Verflixt, das war ja ganz nett kalt, was sie nach der Wärme im Wagen doppelt empfand. Also beeilte sie sich, in das Warenhaus zu kommen, wo sie außer der Gobelindecke noch Kleinigkeiten für sich kaufte. Wohl hätte sie noch einiges gebraucht, aber das mußte sie zurückstellen, da die Decke teurer war, als sie angenommen hatte. Und mit den paar hundert Mark, die sie noch besaß, mußte sie jetzt besonders haushalten. Sie mochte dem Großvater nicht gleich mit Wünschen kommen.

      Da der Weg vom Warenhaus bis zu ihrem früheren Quartier nicht weit war, legte sie ihn zu Fuß zurück. Frau Ricks, die ihr die Tür öffnete, nahm sie freudestrahlend in Empfang und wollte sie gleich in die warme Küche führen, was jedoch abgelehnt wurde.

      »Jetzt nicht, liebe Frau Ricks. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Also zuerst packen.«

      »Ihr Zimmer ist aber nicht geheizt, da ich ja nicht wußte, daß Sie heute kommen würden. Doch halt, ich hole rasch den elektrischen Ofen.«

      Als sie damit ins Zimmer trat, hatte Armgard bereits die beiden mittelgroßen Koffer aus der Ecke hinter dem Schrank hervorgeholt, in dem ihre Habe bequem Platz fand, zumal sie schon einen Koffer mitgenommen hatte, als sie Silvester zum Großvater fuhr. Es dauerte nicht viel länger als eine halbe Stunde, bis sie in der Küche erschien, wo Frau Ricks am Herd stand.

      »Hm, riecht das aber gut«, schnupperte das Mädchen, und die Köchin erklärte eifrig:

      »Es gibt prima Gemüsesuppe. Wenn Sie mit dem Packen fertig sind, können wir essen.«

      »Es ist schon alles gepackt.«

      »Das ist aber fix gegangen. Nun ziehen Sie den Mantel aus, ganz verklemmt sehen Sie aus. Aber warten Sie man, die heiße Suppe wird Sie bald erwärmen.«

      Das tat sie. Hinterher noch eine Tasse Kaffee, das taute die verklemmten Glieder auf.

      »Wie bin ich bloß froh, daß ich Ihnen so was Gutes vorsetzen konnte«, strahlte Frau Ricks. »Nun müssen Sie aber auch erzählen.«

      Und Armgard erzählte. Was die gute Seele da zu hören bekam, ließ sie andächtig die Hände über dem rundlichen Bäuchlein falten.

      »Aber nein, das klingt ja wie ein Märchen«, staunte sie, als Armgard das erzählt hatte, was sie für richtig hielt. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich mit Ihnen freue. Sie haben mir immer so leid getan, daß Sie allein stehen mußten in der Welt. Da muß Ihnen der liebe Großvater doch vorkommen wie ein Gottesgeschenk.«

      »Tut es auch, Frau Ricks. Ich habe jetzt doch endlich ein Zuhause und ein schönes Zuhause. Nun darf ich mich aber nicht mehr länger aufhalten, so gern ich es auch möchte. Wie ich schon sagte, bin ich von Freunden meines Großvaters mitgenommen worden, die möchte ich nicht warten lassen.«

      »Das verstehe ich sehr gut, wenn ich Sie auch gern länger hierbehalten hätte. Werden Ihre Koffer abgeholt?«

      »Nein, davon wurde nichts erwähnt. Ich werde eine Taxe besorgen, mit den Koffern zum Bahnhof fahren und sie dort aufgeben, dann brauche ich keinen damit zu belästigen.«

      »Da haben Sie recht«, nickte Frau Ricks. »Bloß keinem Menschen lästig fallen. So werde ich denn telefonisch eine Taxe bestellen.«

      Die schon zehn Minuten später zur Stelle war. Der Chauffeur trug die Koffer nach unten, und dann kam der Abschied, der deshalb von seiten Frau Ricks’ nicht tränenreich wurde, weil Armgard ihr die Decke überreichte. Da strahlte die Gute vor Freude.

      »Das soll ein kleiner Dank für Ihre Güte sein, liebe Frau Ricks«, sagte Armgard herzlich. »Wenn ich wieder in diese Stadt komme, besuche ich Sie. Also auf ein frohes Wiedersehen.«

      Nun zerdrückte das liebe Muttchen aus lauter Rührung doch ein Tränchen. Sie ließ es sich nicht nehmen, Armgard zum Auto zu bringen, dem sie nachwinkte, bis es um die Ecke bog.

      *

      Nachdem Armgard die Koffer aufgegeben hatte, ging sie zum Hotel, wo sie die Gräfin bereits vorfand. Sie legte mit Hilfe des Obers Mantel nebst Mütze ab und nahm dann den ihr von der Dame gebotenen Platz ein.

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