Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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halt ein!« rief sie lachend. »Unser Butzi ist doch nicht ein junger Hund!«

      Ein Stichwort für »Hurtig«, sich bemerkbar zu machen, der sich zu einem Prachtexemplar ausgewachsen hatte. Mit einem Satz war er auf dem Tisch, von dem Beate ihn schleunigst herunterholte.

      »Jetzt aber Feierabend!« rief sie in ihrer resoluten Art. »Ab mit euch, ihr übermütige Bande! Das Kerlchen muß zu Bett gebracht werden.«

      Damit schob sie alle hinaus und schloß hinter sich die Tür.

      Jetzt waren die jungen Eltern allein, die mit strahlenden Augen auf ihren Sprößling schauten. Sie war so bezaubernd, die kleine Mama, daß der Gatte sie beseligt ans Herz zog.

      »Glücklich?« fragte er in die leuchtenden Augen hinein.

      »Unaussprechlich. Wie sollte es auch anders sein mit so einem Mann und so einem Sohn.«

      Da jauchzte das Kerlchen auf – und lachend sahen die Eltern sich an. Die einst so törichten Herzen knüpfte jetzt ein unzerreißbares, festes Band.

Stranddistel

      Es war im November und das passende Wetter dazu – nämlich eines, wo der Bauer nicht einmal seinen Hund hinausjagt, wie es im Volksmund heißt.

      Zwar regnete es nicht Bindfäden vom grauverhangenen Himmel, es nieselte nur; aber gerade dieses haarfeine Nieseln hat es bekanntlich in sich, es dringt auf die Dauer durch den dichtesten Wettermantel.

      Also drang es auch durch den des Mannes, der die Endstation der Straßenbahn verließ und raschen Schrittes eine nur mäßig beleuchtete Straße entlangging, möglichst die blanken Pfützen vermeidend, die sich auf dem ausgetretenen Pflaster gebildet hatten. Trotzdem wurden seine Füße naß, die Kleider unter dem Mantel unangenehm feucht.

      Nachdem der Mann wohl zehn Minuten gegangen war, hörte nicht nur das Pflaster auf, sondern auch die karge Straßenbeleuchtung. Der Weg, den er rechts einschlug, war sehr dunkel und schlecht gehalten, obwohl zu beiden Seiten Häuser standen.

      Am letzten Haus verhielt der Mann den raschen Schritt, öffnete eine Pforte, die im Staketenzaun eingelassen war, überquerte den kurzen Fliesengang und stand nun vor dem Haus, in dem er wohnte.

      Durch die Fenster im Parterre schimmerte Licht mit traulichem Schein. Dahinter klang gedämpfte Musik, flatterte Lachen zu dem Mann hin, der mit den fröhlichen Menschen nichts gemein hatte; denn seine Wohnung befand sich in der ersten Etage, und hinter seinen Fenstern war es dunkel. Ein Zeichen, daß er nicht erwartet wurde, der da durchnäßt, müde und hungrig von einer Reise zurückkehrte.

      Zwar hatte er seine Ankunft nicht genau auf die Stunde angegeben, und dennoch...

      Mit einem Gefühl der Enttäuschung schloß er die Haustür auf, knipste Licht an, durchquerte den kleinen Flur und stieg langsam die Treppe hinauf.

      Rosalia Skörsen konnte man auf dem Emailleschild lesen, das an der Etagentür angebracht war. Darunter hielten zwei Reißstifte eine Visitenkarte mit dem Namen: Doktor Ralf Skörsen.

      Der Mann schloß nun auch diese Tür auf und stand jetzt in einem Korridor, in dem gerade nur eine Flurgarderobe Platz fand, an die er sorglich den nassen Mantel und den Hut hängte, bevor er nachsah, ob Mutter und Schwester zu dieser frühen Abendstunde etwa schon zu Bett gegangen wären. Doch das Schlafzimmer war leer.

      Ein resignierter Zug grub sich um den hartgeschnittenen Mund des jungen Arztes, als er in die Küche ging, die kalt und unaufgeräumt war. Wahrscheinlich waren die beiden gleich nach Mittag fortgegangen, da Geschirr und Kochtöpfe ungesäubert herumstanden.

      Aber dafür hatte der nachsichtige Sohn und Bruder eine Entschuldigung. Nun ja, wenn man ohne Hilfe den Haushalt versehen mußte, konnte so etwas schon mal vorkommen.

      Also setzte er den Wasserkessel auf den elektrischen Herd und suchte sich etwas zu essen. Was er fand, war Brot, Butter, Wurst. Und dabei lechzte der hungrige und durchfrorene Mann aber nach einem warmen Essen und einem heißen Trunk, den er sich allerdings mit einer Tasse Tee verschaffen konnte. Er trank sie während des Abwaschens, aß einige belegte Schnitten dazu und verließ die Küche erst, als sie wieder sauber war.

      Im Wohnzimmer, wo der Ofen nicht mehr brannte, war es auch nicht gerade mollig, aber immerhin wärmer als in der Küche.

      Ohne Licht zu machen, ließ er sich in einen Sessel sinken, steckte seine zweitletzte Zigarette in Brand und dachte an die Vergangenheit.

      Die war sorglos gewesen, bis der Vater, der die Stellung eines Regierungsrats einnahm, eine Frau kennenlernte, die den alternden Mann von seinem bisher korrekten Lebensweg abirren ließ. Und da solche Frauen ja immer viel Geld kosten, ließ der blindverliebte Narr sich zu etwas hinreißen, was er im normalen Zustand nie getan hätte:

      Er begann zu spielen.

      Und wie das bei einem so gefährlichen Wagnis wohl öfter vorkommt, war ihm zuerst Fortuna hold, bis – ja, bis sie sich hohnlachend von ihm abwandte. Er verlor an einem Abend eine Summe, die ihm nicht zur Verfügung stand.

      Nun wandte sich noch jemand von ihm ab: Die Frau, die ihn ruinierte. Als nichts mehr von dem närrischen Liebhaber zu holen war, ließ sie ihn kaltlächelnd im Stich und ging mit einem anderen auf und davon.

      Und der verlassene Mann? Er konnte mit Schiller sagen: Ich habe ein gewagtes Spiel gespielt. Aber da die meisten Menschen die Schuld nie bei sich, sondern bei anderen zu suchen pflegen, so geschah es auch hier.

      Schuld hatte seine Frau, jawohl! Wäre sie mit ihm in Urlaub gefahren, so hätte er zu einer Liebelei gar keine Gelegenheit gehabt!

      Aber nein, sie wollte, wie gewöhnlich in den Ferien, an die See, die er so gar nicht vertrug. Jedesmal holte er sich in der rauhen Luft eine Erkältung, die er dann nur schwer wieder loswurde.

      Außerdem wollte er auch einmal in ein mondänes Bad.

      Als seine Frau ihm klarmachte, daß ihr zurückgelegtes Urlaubsgeld für Extravaganzen nicht ausreichte, erklärte er kurz:

      »Anka geben wir zu Bekannten aufs Land, wo sie den Ferienaufenthalt umsonst hat, und Ralf braucht uns nicht ewig am Rock zu hängen. Der soll zusehen, daß er uns nach dem teuren Studium endlich von der Tasche kommt, indem er sich um einen Posten als Assistenzarzt bemüht.«

      »Du bist ja der reinste Rabenvater!« geriet die Gattin nun auch in Rage.

      Es fielen harte, böse Worte, da sie beide hitzige, rechthaberische Naturen waren. Also gab keiner nach, und man fuhr getrennt in Urlaub: die Mutter mit ihren Kindern an die See, der Vater in ein mondänes Bad.

      Und damit begann ein Elend, das der Mann zwar allein verursachte, dessen Ursache er jedoch seiner Frau zuschob. Rücksichtslos eröffnete er ihr, als man wieder zu Hause war, was sich ereignet hatte. Der Krach war da, eine bis dahin ganz gute Ehe bekam einen gehörigen Knacks, aber die Spielschulden blieben.

      In seiner Bedrängnis ging der Mann in Gedanken sämtliche Freunde und Bekannten durch – bis ihm ein Studienfreund einfiel, der ihm als Studenten in seiner Gutmütigkeit so manches liebe Mal aus der Patsche geholfen hatte. Vielleicht würde er es jetzt wieder tun.

      Und er tat es. Allerdings nicht um Skörsens willen – mit dem hatte dieser Mann von hohen Ehrbegriffen kein Erbarmen,

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