Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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bekam er das Geld, aber erst, nachdem es notariell gesichert war; denn sein Gläubiger, Privatdozent Doktor Ingwart, war ein vorsichtiger Mensch.

      Skörsen mußte sich verpflichten, monatlich die Schuld, einschließlich Zinsen, mit einer Summe abzudecken, die die Hälfte seines Gehalts ausmachte. Nach seinem Ableben hatte die Witwe die Zahlungen fortzusetzen, nach deren Ableben wiederum ihre Kinder; und so fort, bis die Schuld abgedeckt war; was immerhin zehn Jahre dauern würde. Sollte jedoch Ingwart inzwischen sterben, so erhielten seine Erben die Raten.

      Nun, auf das alles ging der bedrängte Mann ohne weiteres ein. Was er damit seiner Familie antat, war ihm gleichgültig. Hauptsache, er konnte die Spielschulden bezahlen und somit in den Augen seiner Mitmenschen der »ehrenwerte« Bürger bleiben – was ihm tatsächlich auch gelang, selbst über seinen Tod hinaus, der schon einige Monate danach erfolgte.

      Herzschlag hieß es allgemein. Doch sein Sohn, der ja Arzt war, wußte es besser. Er wußte, der Vater hatte eine zu starke Dosis von Schlaftabletten genommen, die ihm der Arzt verschrieb. Diesem jedoch lag gar nichts daran, das Geschehnis an die große Glocke zu hängen.

      Auch Doktor Skörsen, der an einem auswärtigen Krankenhaus angestellt war, lag nichts daran, und so fiel denn kein Schatten auf das Andenken des Toten. Er, der sich so feige aus dem Leben stahl, weil er die jetzige »Misere« nicht länger ertragen konnte, bekam ein ehrenwertes Begräbnis – und manch einer beneidete die Witwe um die gute Pension. Daß sie jedoch die Hälfte davon abgeben mußte, um die Schuld des Gatten noch über das Grab hinaus zu sühnen, das ahnte man allerdings nicht.

      Als die Skörsens dann in die Stadt zogen, wo der junge Arzt seinen Posten hatte, verlor man die angesehene Familie aus den Augen, was dieser nur recht sein konnte.

      *

      Soweit war der Grübler in seinen unerquicklichen Gedanken gekommen, als die Tür geöffnet wurde.

      Das Licht wurde angeknipst, und die Mutter riß überrascht die Augen auf.

      »Junge, du bist schon hier? Ich habe dich frühestens morgen erwartet, sonst hätte ich mich gewiß nicht aus dem Hause gerührt. Aber warum sitzt du im Dunkeln?«

      »Weil das die Augen schont«, gab er scherzend zurück, während er die Mutter mit einem Handkuß begrüßte und die Wange der Schwester tätschelte.

      »Einen netten Bummel gemacht, Ankalein?«

      »Er war nicht nur nett, sondern zauberhaft«, schwärmte das Mädchen. »Zuerst waren wir im Café, anschließend im Kino. Da spielte ein Mann, einfach gottvoll! Nicht wahr, Mama?«

      »Na ja«, dämpfte diese den Enthusiasmus der Siebzehnjährigen, weil sie augenblicklich dafür kein Interesse hatte. Denn sie brannte förmlich vor Neugierde, zu erfahren, was den Sohn so lange bei Frau Ingwart festgehalten hatte.

      Aber soweit konnte sie sich denn doch beherrschen, ihn nicht gleich mit Fragen zu überfallen. Also sondierte sie erst einmal vorsichtig.

      »Du – bliebst lange fort, mein Sohn. Gab es etwas Besonderes zu regeln?«

      »Zuerst eine Hochzeit – und dann ein Begräbnis.«

      »Junge, redest du etwa irre?«

      »Keineswegs, mein Verstand ist klar wie eh und je.«

      »Dann drück dich gefälligst deutlicher aus.«

      »Ich bin ja gerade dabei. Du weißt, daß Frau Ingwart gleich nach dem Tode des Gatten vom Schlag gerührt wurde?«

      »Allerdings. Aber was hat das mit dir zu tun? Warum rief sie dich überhaupt außer der Zeit zu sich? Deine Besuche viermal im Jahr müßten doch vollauf genügen. Was wollte sie also jetzt von dir?«

      »Sie rief mich zu sich, weil sie ihr Ende nahen fühlte. Da sie ihre Tochter nicht mutterseelenallein zurücklassen wollte, bat sie mich, sich ihrer anzunehmen.«

      »Mein Gott, Ralf, du kannst dich als junger Mann doch unmöglich mit einem Mädchen belasten!« fiel die Mutter ihm erregt ins Wort, und da blitzte ein Lachen in seinen Augen auf.

      »Siehst du, Mama, der Ansicht war ich auch. Also habe ich der Einfachheit halber dieses Mädchen geheiratet.«

      Nach diesen schwerwiegenden Worten war es zuerst einmal beklemmend still.

      Entsetzt starrte die Mutter ihren Sohn an, als zweifelte sie an seinem Verstand. Mühsam rang sie nach Fassung, bis es ihr gelang, ihre Stimme soweit zu meistern, daß sie überhaupt sprechen konnte.

      »Ralf, warst du überhaupt zurechnungsfähig, als du diesen übereilten Schritt tatest? Oder hat dich die Frau dazu gezwungen – angesichts unserer Schulden?«

      »Die wir bisher vertragsmäßig abzahlten«, unterbrach er die Erregte gelassen. »Also kann von Zwang nicht die Rede sein – in keiner Beziehung. Was ich tat, geschah aus freiem Willen, das merke dir nur für alle Zeit, Mama.«

      »Damit willst du doch nicht sagen, daß du deine Frau aus Liebe geheiratet hast?«

      »Genau das.«

      »Warum hast du nie darüber gesprochen? Ich meine, so eine Liebe kommt doch nicht von heute auf morgen.«

      »Das wohl kaum. Aber ich wurde mir dieses Gefühls erst recht bewußt, als ich mir vorstellte, daß dieses junge und dazu noch schöne Menschenkind nach der Mutter Tod schutzlos allen Fährnissen des Lebens ausgesetzt sein würde. Es davor zu behüten und zu bewahren, dieser Wunsch stieg fordernd in mir auf. Und wie könnte ich das wohl besser und einfacher tun als bei meiner Frau?«

      »Das schon«, räumte die Mutter widerwillig ein. »Aber mußte diese Heirat denn so überstürzt werden?«

      »Ja. Denn die Tage Frau Ingwarts waren gezählt. Sie sollte mit dem Bewußtsein dahingehen, ihr Kind, das nach dem Tod des geliebten Mannes ihr einziges Glück war, wohlbehütet zurückzulassen.«

      »Wann habt ihr geheiratet?«

      »Vor einer Woche.«

      »Aber das ist doch gar nicht möglich! Du warst doch nur zwölf Tage vom Hause fort, und schon die Frist des Aufgebots allein...«

      »Man hat eine Ausnahme gemacht«, warf er kurz ein. »Jedenfalls sind Lenore und ich vorschriftsmäßig getraut, standesamtlich wie auch kirchlich.«

      »Nur deine Mutter wußte nichts davon«, bemerkte sie spitz.

      Er zog ihre Hand an die Lippen und sah sie bittend an.

      »Mama, du bist doch eine vernünftige Frau, nicht wahr? Also wirst du auch das verstehen, was gewiß nicht aus böser Absicht geschah, sondern vielmehr der Not gehorchend. Frau Ingwart befand sich nämlich in einem Zustand, wo jede Unruhe ihr Ende beschleunigt hätte. Es war sowieso bewundernswert, daß sie die Kraft aufbrachte, der kirchlichen Trauung überhaupt beiwohnen zu

      können. Zwei Tage später setzte dann ein Herzschlag ihrem Leben ein jähes Ende.«

      »Mein Gott, wie gräßlich!« schauerte Anka zusammen, die dem allen mit atemloser Spannung gelauscht hatte. »So heiraten – nein, das könnte ich nicht.«

      »Davor

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