Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman. Leni Behrendt
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Nein, das war sie ganz und gar nicht. Doch was blieb ihr anderes übrig, als so zu tun, als ob das der Fall wäre? Denn erstens gehörte die Wohnung dem Sohn, weil er die Miete zahlte, zweitens trug er noch einen Teil zum gemeinsamen Lebensunterhalt bei, was beides aufhören würde, wenn er seinen eigenen Hausstand gründete.
Doch halt, seine Frau bekam ja jetzt laut Vertrag die monatlichen Raten. Wenn sie ihnen die erlassen würde? Man mußte mal vorsichtig sondieren, wie Ralf darüber dachte.
Doch bevor sie es tun konnte, kam Anka ihr bereits zuvor, die allerdings die Worte nicht wog, sondern ungeniert herausplatzte:
»Jetzt sind wir wenigstens unsere Schulden los! Somit hat deine Heirat schon etwas für sich.«
»Halt mal!« unterbrach der Bruder sie scharf. »Deine Annahme ist falsch. Wie kommst du überhaupt darauf?«
»Och, nur so.« Sie schob maulend die Unterlippe vor. »Weil es doch unter Eheleuten heißt: Was mein ist, ist auch dein.«
»Das stimmt, soweit es sich auf die Eheleute selbst bezieht, aber nicht mehr für deren Anhang.«
»Aber Ralf, wie kannst du unser Dummchen nur so ernstnehmen!« fiel die Mutter hastig ein, um dieses verfängliche Gespräch im Keim zu et sticken. »So eine Siebzehnjährige spricht doch nur gedankenlos nach, was sie hört oder liest. Laß uns lieber beraten, wie wir uns wohl am besten einrichten. Wir haben doch nur die drei Zimmer.«
»Und eins davon gehört mir. Darin wird Lenore mit mir zusammen wohnen.«
»Wenn ihr euch damit begnügen wollt, mir soll es recht sein. Wenn du mit der jungen Frau zusammen in deinem Zimmer wohnen willst, wirst du wohl noch verschiedene Sachen anschaffen müssen.«
»Nicht erforderlich. Lenore besitzt von ihren Eltern Wohn- und Schlafzimmer mit allem Drum und Dran.«
»Gott, wie altmodisch!« rümpfte Anka das Näschen. »Ich würde mich als junge Frau bestimmt nicht mit dem alten Kram begnügen.«
»Mein liebes Kind, dieser Kram, wie du sehr geschmacklos zu sagen beliebst, sind Stilmöbel von hohem Wert«, versetzte der Bruder gelassen. »Du müßtest schon einen wohlhabenden Mann heiraten, damit er dir so wertvolle Stücke kaufen könnte. Ich bin ordentlich stolz auf die Zimmer die Lenore auf meinen Wunsch behielt, während sie die übrige Einrichtung verkaufte. Bis wir uns eine eigene Wohnung leisten können, haben wir das, was in mein Zimmer nicht hineingeht, einem Spediteur zur Aufbewahrung übergeben.«
»Wann wirst du dir die Wohnung denn leisten können?« warf die Mutter lauernd ein.
»Wahrscheinlich erst, wenn ich Oberarzt geworden bin. – Und nun wollen wir schlafen gehen, mein Bettzipfel winkt ganz gehörig. Gute Nacht, meine Lieben, schlaft wohl. Wenn die Eröffnung über meine so rasch geschlossene Ehe euch auch nicht gefallen hat – um so mehr wird euch Lenore gefallen, das weiß ich bestimmt.«
*
Am nächsten Tag trafen die von Ralf erwarteten Möbel ein und konnten aufgestellt werden, nachdem die Möbelräumer die Sachen, die bisher in Ralfs Zimmer gestanden hatten, auf den Boden gebracht hatten. Mit einem guten Trinkgeld zogen sie ab, was Frau Rosalia mit einem süßsauren Lächeln zur Kenntnis nahm, während Anka ungeniert herausplatzte:
»Ralf, kannst du aber nobel sein. Wenn doch auch ich einmal etwas davon zu spüren bekäme! Doch da hältst du dein Portemonnaie verschlossen, wie die Muschel ihre Perle. Aber weißt du, die Möbel sind doch ganz nett.«
»Beruhigt mich ungemein«, kam es trocken zurück. »Nämlich, daß der ›Kram‹ Gnade vor deinen Augen findet.«
Von der Frau Mama wurden die Sachen von vornherein verächtlich abgetan, was bei ihrer Voreingenommenheit gar kein Wunder war. Was konnte schließlich von diesen Leuten Gutes kommen? Sie hütete sich jedoch, dem Sohn gegenüber derartiges lautwerden zu lassen, enthielt sich überhaupt jeder Kritik, während Anka diese ohne jede Hemmung kundtat.
Jedes Stück, das der Bruder den Koffern und Kisten entnahm, wurde von ihr bewundert oder kritisiert. Doch als das Zimmer komplett eingerichtet war, mußte sie zugeben, daß ihr eigenes dagegen geradezu schäbig wirkte.
Und was die Tochter aussprach, dachte die Mutter. Nun kam zu der Abneigung, die sie ohnehin für die Schwiegertochter hegte, noch der Neid – eine Wurzel vielen Übels.
Hätte Ralf seine Mutter besser gekannt, so hätte er seine junge, unerfahrene Frau gewiß nicht hierher gebracht. Aber leider kannte er sie nur so, wie sie sich gab, nicht so, wie sie wirklich war.
Nachdem alles säuberlich verstaut war, nahm der junge Arzt in einem Sessel Platz und steckte eine Zigarette in Brand. Dabei ließ er die Blicke durch das Zimmer schweifen, das einen unbedingt vornehmen Eindruck machte. Alles, was sich darin befand, war wertvoll und gediegen.
Der große dicke Teppich, der so lange im Wohnzimmer der Ingwarts gelegen, hatte jetzt seinen Platz in dem kombinierten Wohn- und Schlafgemach, ihm Wärme und Traulichkeit verleihend. Auf den Betten glänzten die Daunendecken in ihrem stickereibesetzten Überschlag. Die selbe Stickerei wiesen auch die Kissen auf, denen man die Daunenfüllung geradezu ansah. Die eine Querwand nahm der wuchtige Garderobenschrank fast völlig ein. Die dazu passende Kommode, die Frisiertoilette, der Hocker davon und zwei Stühle machten die Schlafzimmereinrichtung komplett.
Die anderen Möbelstücke waren dem Wohnzimmer entnommen: zwei weiche, bequeme Sessel, die in einer Ecke standen, dazwischen der reichgeschnitzte Klubtisch. Zwischen den beiden Fenstern stand schräggestellt der Schreibtisch. Dann gab es noch einen Schrank, oben mit Glas, unten mit Schüben. Das alles zusammen bot einen höchst erfreulichen Anblick.
Nur die billigen Gardinen wollten zu dieser Möblierung durchaus nicht passen, ebenso die Lampe nicht. Aber dieses beides stammte eben aus der bescheidenen Einrichtung des ebenso bescheidenen Mannes, der es noch gar nicht fassen konnte, daß er dieses wunderbare Zimmer nun bewohnen sollte, zusammen mit der Frau, die ihm so herrliche Dinge in die Ehe brachte. Und wenn er noch alles das dazu rechnete, was bei einem Spediteur untergestellt war, so hatte er eigentlich eine ganz gute Partie gemacht.
Das sagte er auch der Mutter, als er später deren Wohnzimmer betrat, wohin sie sich mit Anka zurückgezogen hatte. Und obwohl sie anderer Ansicht war, enthielt sie sich jeder Äußerung, während Anka ihr vorlautes Zünglein wieder einmal nicht zügeln konnte.
»Bist du bescheiden!« rümpfte sie das Stupsnäschen. »Du hättest eine ganz andere Partie machen können.«
»Anka!« griff die Mutter mahnend ein. »Was redest du nur wieder für einen Unsinn Übrigens hast du uns noch gar nicht verraten, wo deine Frau sich zur Zeit befindet, mein lieber Junge. Etwa noch in der alten Wohnung?«
»Nein, Mama, die ist seit vier Tagen geräumt. Bevor ich herkam, brachte ich Lenore in einem Fremdenheim unter. Ich wollte sie erst abholen, wenn das Zimmer hergerichtet ist, damit sie sich darin gleich zu Hause fühlt. Das sind wir ihr ja wohl schuldig, deren Vater so viel für uns tat.«
»Ja, gewiß«, gab Frau Rosalia gegen ihre Überzeugung zu. Was hatte Ingwart schon viel getan? Er verlieh nach raffinierten Sicherungen Geld, das ihm an Zinsen mehr einbrachte,