Weihnachtsgeschichten, Märchen & Sagen (Über 100 Titel in einem Buch - Illustrierte Ausgabe). Оскар Уайльд
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Indem Trotty nach denjenigen Artikeln blickte, welche bei dem Schein des Feuers und dem minder glorreichen Strahl von zwei räuchrigen Lampen, die ziemlich trübe in dem Laden brannten, als wenn ihnen ihre Vollblütigkeit schwer auf der Lunge läge, sichtbar waren, und indem er dann nach einem der zwei Gesichter am Feuer sah, wurde es ihm nicht schwer, in der wohlbeleibten Matrone Mrs. Chickenstalker zu erkennen, die immer zur Beleibtheit hingeneigt hatte, schon in den Tagen, als sie eine kleine Rechnung, die ihn anging, im Buche hatte.
Die Züge ihres Gesellschafters waren ihm nicht so bekannt. Das große, breite Kinn mit Falten, die breit genug waren, um einen Finger hineinzulegen, die glotzenden Augen, die mit sich selber zu zanken schienen, so daß sie immer tiefer und tiefer in das Fett des schwammigen Gesichts versanken, die Nase, die mit einer Störung in ihren Funktionen belastet war, die man gewöhnlich Verstopfung nennt, der kurze, dicke Hals und die keuchende Brust nebst anderen Schönheiten ähnlicher Art, obgleich sie ganz geeignet waren, sich dem Gedächtnisse einzuprägen, konnte Trotty zuerst niemandem zuschreiben, den er in gewisser Weise gekannt, und dennoch erinnerte er sich auch ihrer in gewisser Weise. Endlich erkannte er in Mrs. Chickenstalkers Gesellschafter im allgemeinen und auf der krummen, exzentrischen Bahn des Lebens den früheren Portier von Sir Joseph Bowley, eine schlagflüssige, einfältige Persönlichkeit, die sich seit Jahren in Trottys Seele mit Mrs. Chickenstalker vermählt hatte, weil sie ihm Zutritt zu dem Hause gegeben, wo er seine Verbindlichkeiten gegen diese Dame bekannt und so schwere Vorwürfe auf sein unglückliches Haupt geladen hatte.
Trotty nahm sehr wenig Interesse an einer Veränderung wie diese nach all den Veränderungen, die er mit angesehen hatte. Doch die Ideenverbindung ist bisweilen sehr stark, und er blickte unwillkürlich hinter die Tür, wo die Schulden der Kunden in Kreide prangten. Sein Name war nicht verzeichnet. Es standen einige Namen da, doch waren sie ihm fremd, und es waren unendlich viel weniger, als in früheren Zeiten, woraus er schloß, daß der Portier ein Liebhaber der baren Geldgeschäfte war und daß er, als er in das Geschäft kam, den Schuldnern der Mrs. Chickenstalker ziemlich stark zugesetzt hatte.
Trotty war so verzweifelt und gebrochen über die zerstörte Jugend und die unerfüllten Verheißungen seines Kindes, daß es ihm sogar Kummer einflößte, nicht mehr in Mrs. Chickenstalkers Schuldbuch zu stehen.
»Was für eine Nacht ist’s draußen, Anne«, fragte der frühere Portier des Sir Joseph Bowley, indem er seine Beine vor dem Feuer ausstreckte und dieselben so weit rieb, als er mit seinen kurzen Armen erreichen konnte, mit einer Miene, die gleichsam hinzufügte: »Hier bin ich, wenn’s draußen schlecht ist, und ich brauche nicht hinauszugehen, wenn es gutes Wetter gibt.«
»Es weht ein starker Wind und es graupelt«, entgegnete seine Frau, »und der Himmel droht mit Schnee. Dunkel und sehr kalt.«
»Ich freue mich, daß wir geröstetes Brot gehabt haben«, sagte der frühere Portier in dem Ton eines Mannes, der sein Gewissen in Ruhestand versetzt hat. »Das ist eine Nacht, die gleichsam zu geröstetem Brot geschaffen ist, auch zu süßem Kuchen und zu Pfannkuchen.« Der Portier nannte jedes Essen, als wenn er seine guten Handlungen aufzählte. Darauf rieb er sich seine fetten Beine wie zuvor und, sie in den Knien drehend, um das Feuer an die noch ungewärmten Teile kommen zu lassen, lachte er, als ob ihn jemand gekitzelt hätte.
»Du bist ja in sehr guter Laune, mein lieber Tugby«, bemerkte seine Frau.
Die Firma lautete: »Tugby vormals Chickenstalker«.
»Nein«, sagte Tugby, »nein, nicht besonders. Ich bin ein wenig zufrieden. Der Buttertoast war so schön.« Dabei lachte er, bis er blauschwarz im Gesicht wurde, und hatte so heftig zu arbeiten, um eine andere Farbe zu bekommen, daß seine fetten Beine die seltsamsten Verdrehungen in der Luft machten. Auch war er nicht eher wieder gleichsam in Ordnung zu bringen, als bis Mrs. Tugby ihn heftig auf den Rücken geklopft und geschüttelt hatte, als ob er eine große Flasche wäre.
»Ei du lieber Himmel, meine große Güte, über den Mann!« sagte Mrs. Tugby in großem Schrecken. »Was macht er nur?«
Mr. Tugby wischte sich die Augen und wiederholte mit schwacher Stimme, daß er sich ein wenig zufrieden gefühlt habe.
»Dann fühle dich nicht wieder so, gute liebe Seele«, sagte Mrs. Tugby, »wenn du mich nicht mit deinen Verdrehungen und krampfhaften Bewegungen zu Tode erschrecken willst.«
Mr. Tugby sagte, er wolle es nicht wieder tun. Doch sein ganzes Leben war ein Kampf, bei welchem er, wenn man aus der beständig zunehmenden Kürze seines Atems und der immer tiefern Röte seines Gesichts schließen durfte, stets den kürzeren ziehen mußte.
»Der Wind stürmt da draußen, und es graupelt, und der Himmel droht mit Schnee, und es ist dunkel und sehr kalt. Nicht wahr, meine Liebe?« sagte Mr. Tugby, indem er nach dem Feuer sah und wieder an die eigentliche Veranlassung seiner gegenwärtigen Zufriedenheit dachte. ,
»Ja, böses Wetter!« entgegnete seine Frau, den Kopf schüttelnd.
»Ja, ja«, sagte Mr. Tugby, »die Jahre sind wie die Christen in dieser Hinsicht: Manche sterben schwer, andere sterben leicht. Dies hat nicht mehr viele Tage zu laufen und kämpft hart darum. Es gefällt mir deswegen um so besser. Es ist eine Kundin da, meine Liebe.«
Als Mrs. Tugby die Tür knarren hörte, war sie bereit« aufgestanden.
»Was wünschen Sie?« sagte die Frau, in den kleinen Laden tretend. »O, ich bitte um Verzeihung, Sir, ich wußte nicht, daß Sie es waren.«
Sie entschuldigte sich auf diese Weise einem Herrn gegenüber, der; in schwarzer Kleidung, mit dem nachlässig auf eine Seite geschobenen Hut und die Hände in beiden Taschen, sich quer über das Bierfaß setzte und zur Erwiderung nickte.
»Es steht schlecht oben, Mrs. Tugby«, sagte der Gentleman. »Der Mann kann nicht leben bleiben.«
»Wie, der Dachstübler?« sagte Tugby, indem er heraus in den Laden kam, um an der Konferenz teilzunehmen.
»Mit dem Dachstübler, Mr. Tugby«, entgegnete der Gentleman, »geht’s schnell bergab, und er wird sehr bald unter der Erde sein.«
Abwechselnd Tugby und seine Frau ansehend, untersuchte er mit den Knöcheln, wie hoch das Faß noch gefüllt war, und als er dies ausfindig gemacht hatte, trommelte er einen Marsch auf dem leeren Teil.
»Der Dachstübler, Mr. Tugby«, sagte der Gentleman, nachdem Tugby einige Zeit in stummer Bestürzung dagestanden hatte, »geht den Weg alles Fleisches.«
»Ich