Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Ach, Anian«, seufzte Christina und verlor sich in seinem leidenschaftlichen Kuß, den Anian zärtlich erwiderte.
Am nächsten Abend waren Anian und Christina endlich einmal alleine. Sie hatten Muriel ins Bett gebracht und genossen den schönen Abend auf dem Balkon. Eine Amsel sang ihr Abendlied, und die Sonne ging flammend rot unter.
»Es ist so schön, daß es fast kitschig ist«, meinte Christina, als sie die Szenerie beobachtete.
»Echte Dinge können niemals kitschig sein. Genauso wie wahre Liebe niemals kitschig ist.«
»Warum reden die Menschen dann immer so abfällig über die wirklich schönen Dinge?«
»Es ist heute nicht mehr in, über Gefühle zu sprechen. Viele fürchten, sich lächerlich zu machen.«
»Schade eigentlich«, bedauerte Christina ehrlich.
»Das finde ich auch. Aber du hast bewiesen, daß auch das Gegenteil möglich ist. Dein Publikum hat dich geliebt für deine Worte.«
»Das war nicht schwer, Anian.«
Liebevoll sah sie ihn an, als er sie fest in die Arme schloß. Gemeinsam sahen sie zu, wie die Sonne schließlich am Horizont versank. Und mit dem schwindenden Tageslicht verstummte auch die Amsel.
Unvermutet begann Christina leise zu singen. Sie sang noch einmal Anians Lieblingslied in die erwachende Nacht. Alle Welt sollte Zeuge sein.
Als sie geendet hatte, blinkten die ersten Sterne am Himmel. Über ihnen verglühte eine Sternschnuppe. Sie nahmen es als gutes Omen für ihre gemeinsame Zukunft.
Dr. Daniel Norden hatte eine so lange Unterhaltung mit Simon Karsten, daß Wendy ungeduldig wurde, denn im Wartezimmer saßen noch fünf Patienten. Es war bereits elf Uhr. Aber sie konnte sich auch denken, daß die beiden ungleichen Männer kein Plauderstündchen hielten, sondern daß Karsten mal wieder ein Problem hatte. Seit Wendy ihn kannte, hatte er immer irgendwelche Probleme, aber sie empfand auch ein ehrliches Mitgefühl für ihn, denn er hatte vor drei Jahren seine junge Frau nach einer sehr kurzen Ehe bei der Geburt des ersten Kindes verloren, das auch nicht überlebt hatte. Es verfolgte ihn anscheinend wie ein schwarzer Schatten.
Simon Karsten war wortkarg und verschlossen, zu Daniel Norden hatte er jedoch ein unbegrenztes Vertrauen und mit ihm konnte er auch offen reden.
»Wäre Sabine nur damals zu Dr. Leitner gegangen, wie Sie es empfohlen hatten«, sagte er jetzt, »aber ihr Vater bestand ja darauf, daß sie bei seinem Freund Rensing entbinden sollte. Jetzt darf man das natürlich nicht mehr erwähnen.«
»Sie haben aber noch Kontakt zu Ihren Schwiegereltern«, stellte Dr. Norden nachdenklich fest.
»Man sieht sich hin und wieder, ich kann es nicht vermeiden. Das macht mir besonders zu schaffen, seit ich Mary Ann kenne. Ja, wir sind uns nähergekommen, und ich will sie heiraten. Ich hätte ja nie gedacht, daß mir eine Frau wieder soviel bedeuten könnte, aber sie ist ganz anders als Sabine, so lebenstüchtig und positiv. Sie gibt meinem Leben wieder einen Sinn.«
»Das ist gut, Herr Karsten, ich freue mich für Sie, ich kenne und schätze Frau Wilkens auch als einen sehr liebenswerten Menschen.«
»Fürchten Sie nicht aber auch, daß sie durch das bigotte Getue des Ehepaares Zander vor den Kopf gestoßen wird?«
»Sie sollten ganz offen und vernünftig mit ihr sprechen. Sie wird doch wissen, daß Sie schon mal verheiratet waren?«
»Natürlich weiß sie es, und wahrscheinlich wird man sie auch genug vor mir gewarnt haben, denn Frau Zander hat ja nichts unversucht gelassen, mich als einen rücksichtslosen Ehemann zu schildern, der seine Frau allein ließ, als sie ihn am nötigsten brauchte. Schließlich war ich schuld in ihren Augen, daß Sabine bei der Geburt gestorben ist, weil sie zu spät in die Klinik kam.«
»Was aber nicht der Wahrheit entspricht«, betonte Dr. Norden.
»Das wissen Sie, und das weiß ich, aber jetzt wollen ihre Eltern nicht zugeben, daß sie auf der Hensing-Klinik bestanden.«
»Das ist oft so, daß die Schuld gern auf andere abgewälzt wird, aber Frau Wilkens wird sich nicht beeinflussen lassen. Wollen Sie schon bald heiraten?«
»In vier Wochen. Mary Ann muß nach Amerika fliegen, um den Nachlaß ihres Vaters zu regeln, der sehr plötzlich gestorben ist. Sie hatten zwar schon viele Jahre keinen Kontakt mehr, seit der Scheidung ihrer Eltern, aber er hat sie tatsächlich zu seiner Alleinerbin eingesetzt. Nun ja, er war ein Eigenbrötler und hatte keine engen Verwandten und auch keine Menschen, die ihm nahestanden. Mary Ann denkt realistisch. So überrascht sie auch war, als sie die Nachricht bekam, sie denkt nicht daran, das Erbe irgendwelchen fremden Menschen zu überlassen. Sie will damit armen Kindern zu einer guten Ausbildung verhelfen. Das ist auch ein Charakterzug, der mir an ihr so gut gefällt.«
»Gibt es denn einen Haken, der Ihnen Sorge bereitet?«
»Ich weiß nicht, wie ich ihr sagen soll, daß ich keine Kinder haben will.«
Daniel Norden sah ihn bestürzt an.
»Warum denn das?« entfuhr es ihm erschrocken.
»Ich könnte es nicht noch einmal ertragen, daß ich meine Frau wegen einer Schwangerschaft verliere.«
»Sie sollten sich nicht in solche abstruse Idee verrennen, Herr Karsten. Sie hatten ein traumatisches Erlebnis, aber warum sollte sich das wiederholen? Sabine hatte eine instabile Konstitution, und leider muß ich sagen, daß sie unbelehrbar war. Sie hat das Rauchen nicht gelassen und auch auf keine Party verzichten wollen, um das einmal ganz deutlich zu sagen. Nicht Sie waren rücksichtslos, sondern sie nahm keine Rücksicht auf das ungeborene Kind. Die Wahrheit ist keine Infamie gegen eine Tote. Sie haben ein Recht auf ihr Leben und auf eine Familie, denn ich weiß, daß Sie sich Kinder wünschten und bin überzeugt, daß Mary Ann im Fall einer Schwangerschaft sehr verantwortungsbewußt wäre.«
»Ich gebe Ihnen ja recht, aber das Beste wäre für uns, wir würden anderswo wohnen und nicht so nahe bei den Zanders. Ich bin gewiß kein Feigling, aber ich kenne die Gehässigkeiten zur Genüge. Diesen möchte ich Mary Ann nicht ausgesetzt sehen.«
Er machte eine gedankenvolle Pause. »Bei mir ist also alles in Ordnung?« fragte er dann.
»Besser können Ihre Werte gar nicht sein.«
»Es ist sehr wichtig für mich, daß Mary Ann sich nicht um meine Gesundheit sorgen muß. Sie ist immerhin zwölf Jahre jünger als ich.«
Dr. Norden lächelte flüchtig. »Was aber einer gesunden Vaterschaft nicht im Wege steht.«
»Das wollen wir dann doch der Vorsehung überlassen«, meinte Simon. »Ich danke Ihnen, daß Sie mir so geduldig zugehört haben. Die anderen Patienten werden mich zum Teufel wünschen.« Jetzt lächelte er auch, und das milderte seine strengen Gesichtszüge.
Wendy atmete hörbar auf, als er aus dem Sprechzimmer kam, und sie den nächsten Patienten aufrufen konnte. Aber