Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Oh, Bastian. Denkst du in Verbindung mit mir wirklich nur noch an Arbeitsaufträge?«
»Na ja …« Er war schon wieder drauf und dran, seine Probleme herunterzuspielen. Doch dann räusperte er sich und hielt ihrem forschenden Blick stand. »In letzter Zeit gab es sonst nicht mehr viel zwischen uns.«
Zutiefst betroffen über sein elendes Aussehen beugte sich Melina über ihren Mann und küsste ihn.
»Ab sofort wird wieder alles anders zwischen uns, das verspreche ich dir. Aber jetzt musst du erst mal wieder gesund werden«, murmelte sie dicht an seinem Ohr und liebkoste seine raue Wange mit den Lippen. »Es tut mir alles so leid. So unendlich leid.«
Vor Staunen wusste Sebastian gar nicht, was er sagen sollte. Mit allem hatte er gerechnet, nur damit nicht.
»Schon gut, mein Engel.« Er zog den Arm unter der Bettdecke hervor und streichelte versonnen ihr weiches Haar. Fast hatte er vergessen, wie gut es sich anfühlte.
»Hast du Schmerzen?«
»Nicht der Rede wert.«
»Und wie steht es mit irreversiblen Schäden?«, erinnerte sich Melina an die unterschwelligen Botschaften, die Dr. Norden ihr geschickt hatte.
»Ich hatte Glück, dass Dr. Norden zufällig zur Stelle war. Er hat sofort die richtige Diagnose gestellt. Professor Hartung hat dann den Rest erledigt. Nur eine halbe Stunde später und die neurologischen Schäden wären nicht mehr zu beheben gewesen.«
»Oh Gott!«, entfuhr es Melina. Im Nachhinein schämte sie sich bitter, den Bandscheibenvorfall auf die leichte Schulter genommen zu haben. »Das wusste ich nicht.«
»Ich glücklicherweise auch nicht«, tröstete sie Sebastian. »Normalerweise gehen solche Geschichten glimpflicher ab.«
Melina wusste, dass er das nur sagte, damit sie sich keine Vorwürfe machte.
»Erst nachdem ich ein zweites Mal mit Dr. Norden telefoniert habe, wurde mir klar, wie gefährlich die Lage für dich ist. Während des Flugs hab ich mir solche Sorgen um dich gemacht, mein Schatz.«
Sebastian las in ihren Augen, dass das die reine Wahrheit war.
»Es tut so gut, das aus deinem Munde zu hören«, gestand er leise. »In meiner Verzweiflung habe ich vorhin schon mit meiner Kollegin Iris geflirtet.«
»Mir wird ganz schlecht, wenn ich daran denke, dass du so was nötig hast.« Schuldbewusst senkte Melina den Kopf. »Ich wäre so gerne bei dir gewesen. Aber Hubert hat mich nicht gehen lassen.«
»Du musst deinen Vertrag erfüllen. Das verstehe ich doch«, sagte er weich und griff nach ihrer Hand. »Ich verstehe das wirklich.«
Zu seiner großen Überraschung schüttelte Melina den Kopf.
»Das musst du aber nicht verstehen. Ich verstehe es ja selbst nicht mehr. Irgendwie bin ich in diese Spirale gerutscht und nicht mehr rausgekommen. Darüber habe ich fast mich selbst und all das verraten, woran ich glaube.«
Sebastians Herz war schwer und gleichzeitig voller Hoffnung.
»Und woran glaubst du?«, fragte er heiser.
»In erster Linie glaube ich an die Liebe. Das ist neben der Gesundheit das höchste Gut. Nur durch die Liebe bekommen wir die Kraft, die wir brauchen, um das Leben da draußen meistern zu können.«
»Ich glaube, ich bin zum ersten Mal seit Langem wieder einer Meinung mit dir«, stellte Sebastian erleichtert und versöhnlich fest.
Melina saß am Bett ihres Mannes, seine Hände in den ihren. Von draußen drang fröhliches Vogelzwitschern herein. Irgendwo lachten ein paar Leute. Trotzdem war ihr Herz schwer, hatte sie Angst vor den nächsten Worten.
»Heißt das, du gibst uns noch eine Chance?«, fragte sie mit bangem Herzen und zitternder Stimme.
Aus einem ersten Impuls heraus wollte Sebastian ihr die Sorgen sofort nehmen. Doch auch er hatte aus der Krise gelernt, wollte die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen.
»Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt, und ich möchte sehr gerne endlich wieder glücklich sein mit dir«, erwiderte er sehr ernst. »Aber nur unter der Bedingung, dass sich etwas ändert. So kann und will ich nicht mehr leben. Natürlich finde ich es wunderbar und bewundernswert, dass du arbeitest und Erfolg hast. Auch diese Bestätigung ist wichtig. Aber das alles darf nicht auf Kosten unserer Liebe geschehen.«
Es war neu für Melina, dass sich ihr Mann nicht bedingungslos in ihre Forderungen und Vorstellungen fügte. Und doch fühlte sie sich wohl mit dieser neuen Art, zeigte sie ihr doch, dass auch er verändert, gewachsen war. Rückgrat hatte und für sich sorgen konnte.
In der Krise waren sie beide erwachsen geworden.
»Ich auch nicht, mein Schatz. Das ist mir heute klar geworden«, erklärte Melina innig. »Und vor allen Dingen will ich dich nicht verlieren. Deshalb habe ich nachgedacht. Und ich hatte eine Idee.«
»Eine Idee?«, wiederholte Sebastian so skeptisch, dass sie laut herauslachen musste.
»Keine Angst«, beruhigte sie ihn sofort. »Als Dr. Norden mir meine Werte in Erinnerung gerufen hat, ist mir der Anruf einer Firma eingefallen, der mich gestern erreichte. Ich habe vorhin mit dem Geschäftsführer gesprochen.«
Nur mit Mühe unterdrückte Sebastian ein enttäuschtes Seufzen. Hatte Melina ihn wieder nicht verstanden?
»Und?«, fragte er zögernd. »Was ist dabei herausgekommen?«
»Es handelt sich um ein tolles Unternehmen, mit dem ich schon immer zusammenarbeiten wollte, aber als kleines Licht nie eine Chance gesehen habe. Die Firmengründer haben sich der Produktion langlebiger, aber dennoch moderner Möbelstücke verschrieben.« Als Melina von ihrem geliebten Beruf sprach, begannen ihre Augen wieder zu glänzen wie zuvor schon in Daniel Nordens Praxis. »Sie haben mir eine Kooperation vorgeschlagen. Von zu Hause aus kann ich meine Ideen entwickeln, die sie dann in einer kleinen, eigenen Serie produzieren werden. Daneben haben sie mir angeboten, die alten Stücke, die ich wieder restaurieren will, nachzubauen und zu vertreiben. Ich werde am Umsatz beteiligt.«
»Und was wird aus deiner Arbeit für diesen Hubert?«, erkundigte sich Sebastian argwöhnisch. Noch waren seine Zweifel nicht besiegt und es würde eine Weile dauern, bis sich das Ehepaar Keinath wieder bedingungslos vertrauen konnte.
»Die hatte ihren Zweck, dass diese Firma auf mich aufmerksam wird. Nicht mehr und nicht weniger«, erklärte Melina überzeugt. »Ich habe meinen Vertrag mit ihm schon gekündigt.«
Es dauerte eine Weile, bis die Bedeutung ihrer Worte in Sebastians Bewusstsein sickerte.
»Heißt das, du musst nicht zurück nach Mailand, Paris oder wo auch immer du gerade herkommst?«, fragte er ungläubig.
»Genau das heißt es. Und noch viel mehr. Es heißt auch, dass wir unser Leben wiederhaben«, lächelte Melina und beugte sich über ihren Mann. Das Lächeln mischte sich mit einer Spur von Angst. »Das heißt, wenn du das noch möchtest.«
»Was ist mit dir?«, stellte Sebastian