Gesammelte Gedichte: Elegien, Epigramme, Sonette, Kantaten, Xenien und viel mehr. Иоганн Вольфганг фон Гёте

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Gesammelte Gedichte: Elegien, Epigramme, Sonette, Kantaten, Xenien und viel mehr - Иоганн Вольфганг фон Гёте

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deinen Jahren hat man Kraft

      Und zum Erwerben Mut.

      »Ach nein, erwerben kann ichs nicht,

      Es steht mir gar zu fern.

      Es weilt so hoch, es blinkt so schön,

      Wie droben jener Stern.«

      Die Sterne, die begehrt man nicht,

      Man freut sich ihrer Pracht,

      Und mit Entzücken blickt man auf

      In jeder heitern Nacht.

      »Und mit Entzücken blick ich auf,

      So manchen lieben Tag;

      Verweinen laßt die Nächte mich,

      Solang ich weinen mag.«

Nachtgesang

      O gib, vom weichen Pfühle,

      Träumend, ein halb Gehör!

      Bei meinem Saitenspiele

      Schlafe! was willst du mehr?

      Bei meinem Saitenspiele

      Segnet der Sterne Heer

      Die ewigen Gefühle;

      Schlafe! was willst du mehr?

      Die ewigen Gefühle

      Heben mich, hoch und hehr,

      Aus irdischem Gewühle;

      Schlafe! was willst du mehr?

      Vom irdischen Gewühle

      Trennst du mich nur zu sehr,

      Bannst mich in diese Kühle;

      Schlafe! was willst du mehr!

      Bannst mich in diese Kühle,

      Gibst nur im Traum Gehör.

      Ach, auf dem weichen Pfühle

      Schlafe! was willst du mehr?

Sehnsucht

      Was zieht mir das Herz so?

      Was zieht mich hinaus?

      Und windet und schraubt mich

      Aus Zimmer und Haus?

      Wie dort sich die Wolken

      Um Felsen verziehn!

      Da möcht ich hinüber,

      Da möcht ich wohl hin!

      Nun wiegt sich der Raben

      Geselliger Flug;

      Ich mische mich drunter

      Und folge dem Zug.

      Und Berg und Gemäuer

      Umfittichen wir;

      Sie weilet da drunten,

      Ich spähe nach ihr.

      Da kommt sie und wandelt;

      Ich eile sobald,

      Ein singender Vogel,

      Zum buschigen Wald.

      Sie weilet und horchet

      Und lächelt mit sich:

      »Er singet so lieblich

      Und singt es an mich.«

      Die scheidende Sonne

      Verguldet die Höhn;

      Die sinnende Schöne,

      Sie läßt es geschehn.

      Sie wandelt am Bache

      Die Wiesen entlang,

      Und finster und finstrer

      Umschlingt sich der Gang;

      Auf einmal erschein ich,

      Ein blinkender Stern.

      »Was glänzet da droben,

      So nah und so fern?«

      Und hast du mit Staunen

      Das Leuchten erblickt,

      Ich lieg dir zu Füßen,

      Da bin ich beglückt!

An Mignon

      Über Tal und Fluß getragen,

      Ziehet rein der Sonne Wagen.

      Ach, sie regt in ihrem Lauf,

      So wie deine, meine Schmerzen,

      Tief im Herzen,

      Immer morgens wieder auf.

      Kaum will mir die Nacht noch frommen,

      Denn die Träume selber kommen

      Nun in trauriger Gestalt,

      Und ich fühle dieser Schmerzen,

      Still im Herzen

      Heimlich bildende Gewalt.

      Schon seit manchen schönen Jahren

      Seh ich unten Schiffe fahren,

      Jedes kommt an seinen Ort;

      Aber ach, die steten Schmerzen,

      Fest im Herzen,

      Schwimmen nicht im Strome fort.

      Schön in Kleidern muß ich kommen,

      Aus dem Schrank sind sie genommen,

      Weil es heute Festtag ist;

      Niemand ahnet, daß von Schmerzen

      Herz im Herzen

      Grimmig mir zerrissen ist.

      Heimlich muß ich immer weinen,

      Aber freundlich kann ich scheinen

      Und sogar gesund und rot;

      Wären tödlich diese Schmerzen

      Meinem Herzen,

      Ach, schon lange war ich tot.

Bergschloss

      Da droben auf jenem Berge,

      Da steht ein altes Schloß,

      Wo hinter Toren und Türen

      Sonst lauerten Ritter und Roß.

      Verbrannt sind Türen und Tore,

      Und überall ist es so still;

      Das alte verfallne Gemäuer

      Durchklettr ich, wie ich nur will.

      Hierneben lag ein Keller,

      So voll von köstlichem Wein;

      Nun steiget nicht mehr mit Krügen

      Die Kellnerin heiter hinein.

      Sie setzt den Gästen im Saale

      Nicht mehr die Becher umher,

      Sie füllt zum Heiligen Mahle

      Dem Pfaffen das Fläschchen nicht mehr.

      Sie reicht dem lüsternen Knappen

      Nicht mehr auf dem Gange den Trank,

      Und nimmt für flüchtige Gabe

      Nicht mehr den flüchtigen Dank.

      Denn alle Balken und Decken,

      Sie sind schon lange verbrannt,

      Und Trepp und Gang und Kapelle

      In Schutt und Trümmer verwandt.

      Doch als mit Zither und Flasche

      Nach diesen felsigen Höhn

      Ich an dem heitersten Tage

      Mein Liebchen steigen gesehn,

      Da drängte sich frohes Behagen

      Hervor aus verödeter Ruh,

      Da gings wie in alten Tagen

      Recht

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