Gesammelte Gedichte: Elegien, Epigramme, Sonette, Kantaten, Xenien und viel mehr. Иоганн Вольфганг фон Гёте

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Gesammelte Gedichte: Elegien, Epigramme, Sonette, Kantaten, Xenien und viel mehr - Иоганн Вольфганг фон Гёте

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sie wollte; mich führt streng ein gebietender Gott.

      Lebe wohl! schon zieht michs dahin in schwankendem Eilen.

      Einen Wunsch nur vernimm, freundlich gewähre mir ihn:

      Laß nicht ungerühmt mich zu den Schatten hinabgehn!

      Nur die Muse gewährt einiges Leben dem Tod.

      Denn gestaltlos schweben umher in Persephoneias

      Reiche, massenweis, Schatten vom Namen getrennt;

      Wen der Dichter aber gerühmt, der wandelt, gestaltet,

      Einzeln, gesellet dem Chor aller Heroen sich zu.

      Freudig tret ich einher, von deinem Liede verkündet,

      Und der Göttin Blick weilet gefällig auf mir.

      Mild empfängt sie mich dann, und nennt mich; es winken die hohen

      Göttlichen Frauen mich an, immer die nächsten am Thron.

      Penelopeia redet zu mir, die treuste der Weiber,

      Auch Euadne, gelehnt auf den geliebten Gemahl.

      Jüngere nahen sich dann, zu früh herunter gesandte,

      Und beklagen mit mir unser gemeines Geschick.

      Wenn Antigone kommt, die schwesterlichste der Seelen,

      Und Polyxena, trüb noch von dem bräutlichen Tod,

      Seh ich als Schwestern sie an und trete würdig zu ihnen;

      Denn der tragischen Kunst holde Geschöpfe sind sie.

      Bildete doch ein Dichter auch mich; und seine Gesänge,

      Ja, sie vollenden an mir, was mir das Leben versagt.»–

      Also sprach sie, und noch bewegte der liebliche Mund sich,

      Weiter zu reden; allein schwirrend versagte der Ton.

      Denn aus dem Purpurgewölk, dem schwebenden, immer bewegten,

      Trat der herrliche Gott Hermes gelassen hervor;

      Mild erhob er den Stab und deutete; wallend verschlangen

      Wachsende Wolken, im Zug, beide Gestalten vor mir.

      Tiefer liegt die Nacht um mich her; die stürzenden Wasser

      Brausen gewaltiger nun neben dem schlüpfrigen Pfad.

      Unbezwingliche Trauer befällt mich, entkräftender Jammer,

      Und ein moosiger Fels stützet den Sinkenden nur.

      Wehmut reißt durch die Saiten der Brust, die nächtlichen Tränen

      Fließen; und über dem Wald kündet der Morgen sich an.

      Das Wiedersehen

Er

      Süße Freundin, noch Einen, nur Einen Kuß noch gewähre

      Diesen Lippen! Warum bist du mir heute so karg?

      Gestern blühte der Baum wie heute, wir wechselten Küsse

      Tausendfältig; dem Schwarm Bienen verglichst du sie ja,

      Wie sie den Blüten sich nahn und saugen, schweben und wieder

      Saugen, und lieblicher Ton süßen Genusses erschallt.

      Alle noch üben das holde Geschäft. Und wäre der Frühling

      Uns vorübergeflohn, eh sich die Blüte zerstreut?

Sie

      Träume, lieblicher Freund, nur immer! rede von gestern!

      Gerne hör ich dich an, drücke dich redlich ans Herz.

      Gestern, sagst du ? – Es war, ich weiß, ein köstliches Gestern;

      Worte verklangen im Wort, Küsse verdrängten den Kuß.

      Schmerzlich wars, am Abend zu scheiden, und traurig die lange

      Nacht von gestern auf heut, die den Getrennten gebot.

      Doch der Morgen ist wieder erschienen. Ach! daß mir indessen

      Leider zehnmal der Baum Blüten und Früchte gebracht!

      Amyntas

      Nikias, trefflicher Mann, du Arzt des Leibs und der Seele!

      Krank, ich bin es fürwahr; aber dein Mittel ist hart.

      Ach! mir schwanden die Kräfte dahin, dem Rate zu folgen;

      Ja, und es scheinet der Freund schon mir ein Gegner zu sein.

      Widerlegen kann ich dich nicht; ich sage mir alles,

      Sage das härtere Wort, das du verschweigest, mir auch.

      Aber, ach! das Wasser entstürzt der Steile des Felsens

      Rasch, und die Welle des Bachs halten Gesänge nicht auf.

      Rast nicht unaufhaltsam der Sturm? und wälzet die Sonne

      Sich, von dem Gipfel des Tags, nicht in die Wellen hinab ?

      Und so spricht mir rings die Natur: Auch du bist, Amyntas,

      Unter das strenge Gesetz ehrner Gewalten gebeugt.

      Runzle die Stirne nicht tiefer, mein Freund, und höre gefällig,

      Was mich gestern ein Baum, dort an dem Bache, gelehrt.

      Wenig Äpfel trägt er mir nur, der sonst so beladne;

      Sieh, der Efeu ist schuld, der ihn gewaltig umgibt.

      Und ich faßte das Messer, das krummgebogene, scharfe,

      Trennte schneidend, und riß Ranke nach Ranken herab;

      Aber ich schauderte gleich, als, tief erseufzend und kläglich,

      Aus den Wipfeln zu mir lispelnde Klage sich goß:

      O verletze mich nicht! den treuen Gartengenossen,

      Dem du als Knabe, so früh, manche Genüsse verdankt.

      O verletze mich nicht! du reißest mit diesem Geflechte,

      Das du gewaltig zerstörst, grausam das Leben mir aus.

      Hab ich nicht selbst sie genährt, und sanft sie herauf mir erzogen?

      Ist wie mein eigenes Laub nicht mir das ihre verwandt?

      Soll ich nicht lieben die Pflanze, die, meiner einzig bedürftig,

      Still mit begieriger Kraft mir um die Seite sich schlingt?

      Tausend Ranken wurzelten an, mit tausend und tausend

      Fasern senket sie fest mir in das Leben sich ein.

      Nahrung nimmt sie von mir; was ich bedürfte, genießt sie,

      Und so saugt sie das Mark, sauget die Seele mir aus.

      Nur vergebens nähr ich mich noch; die gewaltige Wurzel

      Sendet lebendigen Safts, ach! nur die Hälfte hinauf.

      Denn der gefährlichste Gast, der geliebteste, maßet behende

      Unterweges die Kraft herbstlicher Früchte sich an.

      Nichts gelangt zur Krone hinauf; die äußersten Wipfel

      Dorren, es dorret der Ast über dem Bache schon hin.

      Ja, die Verräterin ists! sie schmeichelt mir Leben und Güter,

      Schmeichelt die strebende Kraft, schmeichelt die Hoffnung mir ab.

      Sie nur fühl ich, nur sie, die umschlingende, freue der Fesseln,

      Freue des tötenden Schmucks fremder Umlaubung mich nur.

      Halte das Messer zurück! o Nikias, schone den Armen,

      Der sich in liebender Lust, willig gezwungen, verzehrt!

      Süß ist jede Verschwendung; o laß mich der schönsten genießen!

      Wer sich der Liebe vertraut, hält er sein Leben zu Rat?

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