Jane Eyre. Шарлотта Бронте

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Jane Eyre - Шарлотта Бронте 99 Welt-Klassiker

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Ich ver­ab­scheue sol­che List, be­son­ders bei Kin­dern; es ist mei­ne Pf­licht, dir zu be­wei­sen, dass du mit der­ar­ti­gen Rän­ken und Sch­li­chen nicht weit kommst. Jetzt wirst du noch eine gan­ze Stun­de hier­blei­ben, und auch dann gebe ich dich nur frei, wenn du mir das Ver­spre­chen gibst, voll­kom­men ru­hig und un­ter­wür­fig zu sein.«

      »O, Tan­te, hab Er­bar­men! Ver­gib mir doch! Ich kann, ich kann es nicht er­tra­gen. – Be­stra­fe mich doch auf an­de­re Wei­se! Ich kom­me um, wenn …«

      »Sei still! Die­se Hef­tig­keit ist ganz wi­der­lich und em­pö­rend!« und ohne Zwei­fel heg­te sie auch Ab­scheu ge­gen mein Be­tra­gen. In ih­ren Au­gen war ich eine früh­rei­fe Schau­spie­le­rin; sie sah in der Tat auf mich wie auf eine Zu­sam­men­set­zung der hef­tigs­ten Lei­den­schaf­ten, ei­nes nied­ri­gen, ge­mei­nen Geis­tes und ge­fähr­li­cher Falsch­heit.

      Als Bes­sie und Ab­bot sich zu­rück­ge­zo­gen hat­ten, warf Mrs. Reed, die mei­ner wil­den Angst und mei­nes lau­ten Schluch­zens wohl müde ge­wor­den sein moch­te, mich rasch in das Zim­mer zu­rück und schloss mich ohne wei­te­re Er­klä­run­gen und Wor­te wie­der ein. Ich hör­te noch, wie sie da­von rausch­te; und bald nach­dem sie ge­gan­gen war, muss ich in Krämp­fe ver­fal­len sein: Be­wusst­lo­sig­keit mach­te der Sze­ne ein Ende!

      Dann er­in­ner­te ich mich an nichts mehr. Als ich er­wach­te, war es mit dem Ge­fühl ei­nes schreck­li­chen Alp­drückens, vor mir sah ich eine un­heim­li­che rote Glut, von der sich di­cke, schwar­ze Stan­gen ab­ho­ben. Ich hör­te Stim­men, die hohl an mein Ohr klan­gen, als wür­den sie durch das Rau­schen des Was­sers oder To­ben des Win­des über­tönt. Auf­re­gung, Un­ge­wiss­heit und ein al­les be­herr­schen­des Ge­fühl des Ent­set­zens hielt alle mei­ne Sin­ne ge­fan­gen. Es ver­gin­gen nur we­ni­ge Au­gen­bli­cke, und dann ge­wahr­te ich, dass je­mand mich be­rühr­te, mich auf­hob und mich in eine sit­zen­de Stel­lung brach­te, und zwar viel zärt­li­cher und sorg­sa­mer, als mich bis jetzt ir­gend­je­mand ge­stützt oder em­por­ge­ho­ben hat­te. Ich lehn­te mei­nen Kopf ge­gen einen Arm oder ein Pols­ter und fühl­te mich un­end­lich wohl.

      Noch fünf Mi­nu­ten und die Wol­ken der Be­wusst­lo­sig­keit be­gan­nen zu schwin­den. Jetzt wuss­te ich sehr wohl, dass ich in mei­nem ei­ge­nen Bet­te lag, und dass die rote Glut nichts an­de­res war, als das Feu­er im Ka­min der Kin­der­stu­be. Es war Nacht, eine Ker­ze brann­te auf dem Ti­sche; Bes­sie stand am Fu­ßen­de mei­nes Bet­tes und hielt eine Wasch­schüs­sel in der Hand, ein Herr saß auf ei­nem Lehn­stuh­le ne­ben mir und beug­te sich über mich.

      Ich emp­fand eine un­be­schreib­li­che Er­leich­te­rung, eine wohl­tu­en­de Über­zeu­gung der Si­cher­heit und des Be­schützt­seins, als ich sah, dass sich ein Frem­der im Zim­mer be­fand, ein Mensch, der nicht zum Haus­halt von Ga­tes­head, nicht zu den Ver­wand­ten von Mrs. Reed ge­hör­te. – Mich von Bes­sie ab­wen­dend – ob­gleich ihre Ge­gen­wart mir weit we­ni­ger un­an­ge­nehm war, als mir zum Bei­spiel Ab­bots Ge­sell­schaft ge­we­sen wäre – prüf­te ich die Ge­sichts­zü­ge des Herrn; ich kann­te ihn, es war Mr. Lloyd, ein Apo­the­ker, den Mrs. Reed zu­wei­len ru­fen ließ, wenn ihre Dienst­bo­ten krank wa­ren. Für sich selbst und ihre Kin­der nahm sie im­mer nur die Hil­fe des Arz­tes in An­spruch.

      »Nun, wer bin ich?« frag­te er.

      Ich sprach sei­nen Na­men aus und streck­te ihm zu glei­cher Zeit mei­ne Hand ent­ge­gen; er nahm sie, lä­chel­te und sag­te: »Ah, wir wer­den uns jetzt lang­sam er­ho­len.« Dann leg­te er mich nie­der, wand­te sich zu Bes­sie, emp­fahl ihr, sehr vor­sich­tig zu sein und mich wäh­rend der Nacht nicht zu stö­ren. Nach­dem er noch wei­te­re Wei­sun­gen er­teilt und ge­sagt hat­te, dass er am fol­gen­den Tage wie­der­kom­men wür­de, ging er fort; zu mei­ner größ­ten Be­trüb­nis; wäh­rend er auf dem Stuhl ne­ben mei­nem Kopf­kis­sen saß, fühl­te ich mich so be­schützt, so si­cher, und als die Tür sich hin­ter ihm schloss, wur­de das gan­ze Zim­mer dun­kel und mein Herz ver­zag­te von neu­em, es un­ter­lag der Last ei­nes un­be­schreib­li­chen Grams.

      »Glau­ben Sie, dass Sie schla­fen kön­nen, Miss?« frag­te Bes­sie mich un­ge­wöhn­lich sanft.

      Kaum wag­te ich, ihr zu ant­wor­ten, denn ich fürch­te­te, dass ihre nächs­ten Wor­te wie­der rau klin­gen wür­den. »Ich will es ver­su­chen«, sag­te ich lei­se.

      »Möch­ten Sie nicht ir­gend et­was es­sen oder trin­ken?«

      »Nein, ich dan­ke, Bes­sie.«

      »Nun, dann wer­de ich auch schla­fen ge­hen, denn es ist schon nach Mit­ter­nacht; aber Sie kön­nen mich ru­fen, wenn Sie wäh­rend der Nacht ir­gend et­was brau­chen.«

      Wel­che sel­te­ne Höf­lich­keit! Sie er­mu­tig­te mich, eine Fra­ge zu stel­len.

      »Bes­sie, was ist denn mit mir ge­sche­hen? Bin ich sehr krank?«

      »Ich ver­mu­te, dass Sie vor Schrei­en im ro­ten Zim­mer krank ge­wor­den sind; aber Sie wer­den ohne Zwei­fel bald wie­der ganz ge­sund sein.«

      Bes­sie ging in das an­sto­ßen­de Zim­mer der Haus­mäd­chen. Ich hör­te, wie sie dort sag­te:

      »Sa­rah, komm und schlaf bei mir in der Kin­der­stu­be, und wenn es mein Le­ben gäl­te, so könn­te ich die­se Nacht nicht mit dem ar­men Kin­de al­lein blei­ben; es könn­te ster­ben! Wie son­der­bar, dass Miss Jane einen sol­chen An­fall ha­ben muss­te! Ich möch­te doch wis­sen, ob sie ir­gend et­was ge­se­hen hat. Mrs. Reed war die­ses Mal aber auch zu hart ge­gen sie.«

      Sa­rah kam mit ihr zu­rück; bei­de gin­gen zu Bett; sie flüs­ter­ten we­nigs­tens noch eine hal­be Stun­de mit­ein­an­der, be­vor sie ein­sch­lie­fen. Ich hör­te ei­ni­ge Bruch­stücke ih­rer Un­ter­hal­tung, und aus die­sen schloss ich auf den Haupt­ge­gen­stand ih­rer Dis­kus­si­on.

      »Et­was ist an ihr vor­über­ge­schwebt, ganz in Weiß ge­klei­det, dann ist es ver­schwun­den.« – – »Ein großer, schwar­zer Hund hin­ter ihm.« – »Drei­mal hat es laut an der Zim­mer­tür ge­klopft.« – »Ein Licht auf dem Fried­ho­fe ge­ra­de über sei­nem Gra­be« – u.s.w., u.s.w.

      End­lich schlie­fen bei­de ein. Feu­er und Licht er­lo­schen. In schau­ri­gem Wa­chen ging die Nacht für mich lang­sam hin; Ent­set­zen und Angst hiel­ten Ohren, Au­gen und Sin­ne wach. – Ent­set­zen und Angst, wie nur Kin­der es zu emp­fin­den im­stan­de sind.

      Die­sem Zwi­schen­fall im ro­ten Zim­mer folg­te kei­ne lan­ge, erns­te, kör­per­li­che Krank­heit; nur eine hef­ti­ge Er­schüt­te­rung mei­ner Ner­ven, de­ren Wi­der­hall ich noch bis auf den heu­ti­gen Tag emp­fin­de. Ja, Mrs. Reed, Ih­nen ver­dan­ke ich gar man­chen qual­vol­len Schmerz der See­le. Aber ich soll­te Ih­nen ver­zei­hen, denn Sie wuss­ten nicht, was Sie ta­ten, wäh­rend Sie jede Fa­ser mei­nes Her­zens zer­ris­sen, glaub­ten Sie nur mei­ne bö­sen Nei­gun­gen und An­la­gen zu er­sti­cken.

      Am

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