Lektion in Sachen Liebe. Barbara Cartland
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Marisa unterdrückte ein belustigtes Lächeln.
»Vermutlich kannte Aline Miss Graves Angst vor Schlangen?«
»Das würde mich nicht überraschen«, entgegnete Miss Whitcham. »Um ganz ehrlich zu sein, Miss Mitton: Ich muß gestehen, daß ich Aline gegenüber machtlos bin. Ich habe versucht, wie eine Mutter mit ihr zu reden, aber sie ist einfach ungezogen und widerspenstig. Ich kann nur von Herzen hoffen, daß Ihnen gelingen wird, woran die anderen gescheitert sind.«
»Ich werde mein Bestes tun«, versprach Marisa. Einen Vorteil hatte sie zumindest gegenüber den vorherigen Gouvernanten, die auf Vox Castle gekommen waren: Sie hatte nicht die Absicht, lange hierzubleiben. In zwei, drei Monaten würde sie ihr Buch beendet haben. Mit etwas Glück würde es genügend einbringen, ihr zu ermöglichen, mit Erlaubnis ihres Onkels zu ihrer alten, im Ruhestand lebenden Gouvernante ins Auszugshaus zu ziehen, das zum Berrington-Besitz gehörte.
Sie würden sich sehr gut verstehen, und Miss Gillingham würde sich mit Freuden um sie kümmern. Sie würde andere Bücher schreiben und vom Honorar auf Reisen gehen und neue Eindrücke sammeln können.
Vox Castle war für sie die erste Stufe ihrer ehrgeizigen Pläne, und deshalb würde sie Lady Alines Ungezogenheiten, wie immer sie geartet sein mochten, vor allem dazu benutzen, das schlechte Benehmen der jüngeren Generation der Gesellschaft anzuprangern, ohne sich selbst darüber aufzuregen.
»Irgendwie ist das Kind schon zu bedauern«, hörte sie Miss Whitcham sagen. »Es hat keine Mutter, und der Vater . . .«
Sie sprach nicht weiter.
»Liebt der Herzog seine Tochter?« fragte Marisa.
Wieder trat eine Pause ein, dann gab Miss Whitcham zögernd zu: »Seine Gnaden sind nicht sonderlich interessiert an dem Kind.«
Marisa spürte, daß sie dazu noch eine Menge zu sagen gewußt hätte, wäre sie darum gebeten worden. Sicherlich klatschte Miss Whitcham gern. Früher oder später würde sie von ihr alles über den Herzog und das Verhältnis zu seiner Tochter erfahren, was sie wissen wollte.
Doch dazu war jetzt nicht der richtige Augenblick. Miss Whitcham erhob sich.
»Wir sollten nach oben gehen und Sie mit Aline bekannt machen. Sie wird natürlich nur tagsüber in Ihrer Obhut sein. Sie hat noch ihre alte Nanny, ihr Kindermädchen, das sich um sie kümmert, außerdem sind noch ein Hausmädchen und ein Lakai da.«
»Das hört sich gut an«, bemerkte Marisa lächelnd. »Erzählen Sie mir etwas über die Nanny.«
»Sie ist schon sehr alt und etwas schrullig«, erklärte Miss Whitcham mit gedämpfter Stimme, als sie sich der Tür näherten. »Sie begleitete die alte Herzogin aufs Schloß und gehört nicht zum angestammten Dienstpersonal. Deshalb wurde sie von den anderen Bediensteten wohl immer als Fremde betrachtet und kam, nicht gut mit ihnen aus.«
Im zweiten Stock zeigte sie Marisa ihr Wohnzimmer.
»Ich hoffe, wir zwei werden uns hier ab und zu zusammensetzen können«, sagte sie.
»Gern, vielen Dank«, erwiderte Marisa.
Die Kinderzimmer befanden sich im dritten Stock. Miss Whitcham öffnete die Tür zu einem großen Raum mit zwei riesigen Fenstern, durch die helles Sonnenlicht flutete. Eine alte Frau saß mit einer Stopfarbeit vor einem prasselnden Kaminfeuer.
Sie erhob sich, als Miss Whitcham ihr mit lauter Stimme zurief: »Guten Tag, Nanny! Ich bringe Ihnen Miss Mitton. Sie möchte Aline kennenlernen.«
Marisa sah sich im Zimmer um. Eine Wand wurde von einem Pianino eingenommen, während in einer anderen Ecke teures Spielzeug aufgetürmt war. Das Puppenhaus, das Schaukelpferd und zahlreiche Puppen und Baukästen waren so ordentlich nebeneinander aufgestellt, daß zumindest an diesem Tag niemand damit gespielt haben konnte. Auf einem kleinen Tisch neben dem Spielzeug stand ein großer Pappkarton.
Das Kinderzimmer enthielt die traditionelle Wandtafel, die mit Abziehbildern und Weihnachtskarten verziert war. Die Messingstangen des Schutzgitters vor dem Kaminfeuer glänzten im Licht der Flammen.
Auf dem Tisch in der Mitte des Zimmers lagen einige Schulbücher, daneben standen ein Tintenfaß und ein Federkasten.
»Ich habe Aline gesagt, daß Sie kommen«, wandte sich die Kinderfrau an Marisa, »und ihre Schulhefte habe ich auch bereitgelegt. Schlimm sehen sie aus.«
»Wo ist Aline?« fragte Miss Whitcham in scharfem Ton.
»Vermutlich in ihrem Schlafzimmer«, erwiderte Nanny. »Sie sagt, sie hätte genug von Gouvernanten.«
Die alte Frau ging durchs Zimmer, öffnete eine Tür und redete dem Kind gut zu.
»Nun komm schon heraus, Kleines. Die junge Dame ist den ganzen weiten Weg von London hierhergekommen, um dich zu unterrichten. Was soll sie von dir denken, wenn du sie nicht begrüßt? Daß du ein Bauerntrampel bist?«
Sie bekam keine Antwort.
»Das reicht, Nanny«, erklärte Miss Whitcham unwillig, »Überlassen Sie es mir, mit Aline zu reden.«
»Sie haben Glück, wenn sie Ihnen überhaupt zuhört«, hörte Marisa die Nanny sagen, während sie auf die Tür zuging. Dort drehte sie sich noch einmal um, und Marisa glaubte ein leichtes Lächeln in ihrem Gesicht entdecken zu können, als freue es sie, daß das Mädchen so schwierig war.
Vermutlich hetzt sie das Kind gegen alle Gouvernanten auf, dachte Marisa. Das ist verständlich, weil sie Aline als ihren Schützling betrachtet und niemand anderes Einfluß auf sie haben soll.
Miss Whitcham blieb an der Schlafzimmertür stehen.
»Komm her, Aline!« befahl sie streng. »Wenn du deine neue Gouvernante nicht sofort begrüßt, sage ich deinem Vater, wie ungezogen du warst, und du weißt, wie sehr er schlechte Manieren haßt.«
Das schien das Zauberwort gewesen zu sein, denn das Mädchen erschien augenblicklich auf der Schwelle. Sie trug ein Rüschenkleid aus Musselin mit einer blauen Taftschärpe, das für ihr Alter zu kindlich war. Sie war groß gewachsen und hätte hübsch ausgesehen, wenn sie nicht so finster dreingeblickt hätte, daß ihre Brauen sich über der Nasenwurzel fast berührten.
Sie hatte dunkles, schulterlanges Haar und dunkle Augen, die Marisa weniger feindselig als vielmehr herausfordernd musterten.
»Nun, Aline«, sagte Miss Whitcham in jenem gezwungen freundlichen Ton, den Erwachsene oft Kindern gegenüber anschlagen, »das ist Miss Mitton. Ich möchte, daß du sie willkommen heißt.«
Aline gab keine Antwort, und Miss Whitcham fuhr hastig fort: »Du mußt ihr all deine Spielsachen zeigen, besonders die hübsche Puppe, die Lady Wantage dir letzte Woche geschenkt hat. Meine Güte, ich wünschte, ich wäre noch mal so klein und bekäme auch eine so hübsche Puppe geschenkt!«
Aline rührte sich nicht von der Stelle, sondern beobachtete Miss Whitcham mit düsterem Blick, als Sie sich dem großen Pappkarton näherte.
»Heutzutage gibt es zauberhafte Puppen«, wandte diese sich an Marisa. »Diese hier trägt handgenähte Kleider aus echter Spitze. Lady Wantage erzählte mir, daß die Puppe aus Paris