Karin Bucha Staffel 6 – Liebesroman. Karin Bucha

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Karin Bucha Staffel 6 – Liebesroman - Karin Bucha Karin Bucha Staffel

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sie sind zufrieden. Das Essen ist vorzüglich, der Tischwein auserlesen. Er bringt sie alle in Stimmung. Sogar Martens geht aus sich heraus.

      Amelie staunt, daß beide Herren nicht über Medizin und dergleichen sprechen. Wie auf Verabredung meiden sie alles, was mit ihrem Beruf zusammenhängt. Amelie ist überrascht, was Martens für ein glänzender Gesellschafter sein kann.

      Nach dem Mokka wird Champagner serviert.

      In der Halle wird getanzt. Martens kann der Versuchung nicht widerstehen, Amelie im Arm zu halten. Er fordert sie zum Tanz auf.

      Wortlos, ganz der Musik hingegeben, gleiten sie über das Parkett. Amelie kommt sich wie verzaubert vor. Ist dieser Mann mit den leuchtenden Augen ihr Onkel Matthias? Sie kann es kaum fassen.

      Nicht grübeln, denkt sie, nur die Gegenwart mit allen Sinnen genießen.

      Man hält sie bestimmt nicht für Onkel und Nichte, sondern für ein attraktives Ehepaar.

      Amelie ist alles recht, wenn sie nur in Martens’ Gesellschaft sein kann. Morgen wird er sicher alles vergessen haben, morgen, wenn die erste Tagung beginnt.

      Später gesellen sich noch einige ebenfalls berühmte Ärzte zu ihnen.

      Namen schwirren an Amelis Ohr vorbei, die sie sofort wieder vergißt. Sie ist in Sektlaune, lacht ihr tiefes, warmes Lachen und reißt die anderen mit.

      Man macht Martens Komplimente über Amelie, die sie kaum mitbekommt. Aber Martens hört so etwas ungern. Wenigstens diese paar Tage will er Amelie für sich haben.

      Sehr spät trennen sie sich. Martens nimmt Amelis Arm und begleitet sie bis zu ihrer Zimmertür.

      »Es war wunderschön, Onkel Matthias. Ich danke dir.« Sie strahlt ihn an, und ihm ist, als würde er mitten entzweigerissen. Er liebt sie. Er machte das zauberhafte, lachende Geschöpf in seine Arme schließen.

      Statt dessen steht er steif vor ihr und wünscht ihr eine gute Nacht.

      »Ich werde dich rechtzeitig wecken lassen«, verspricht er.

      Sie lehnt sekundenlang ihren Kopf gegen seine Schulter und murmelt: »Wenn ich dich nicht hätte, Onkel Matthias.«

      Das »Onkel Matthias« fährt ihm in die Glieder. Er schiebt sie von sich, öffnet die Tür und wartet, bis sie verschwunden ist.

      In dieser Nacht findet Martens kaum Schlaf. Immer sieht er Amelie vor sich, die sonst so ernste Amelie, lachend und fröhlich und um keine Antwort verlegen.

      Und er denkt an die vielen Komplimente, die man ihr und ihm als ihrem Onkel gemacht hat. Er ist in einer Stimmung, in der er alles kurz und klein schlagen könnte. Wohin ist die Selbstbeherrschung, die ihm zur zweiten Natur geworden war?

      Ohne sich auszuziehen, wirft er sich aufs Bett und grübelt. Später versinkt er in einen bleiernen Schlaf, aus dem ihn die Glocke des Telefons reißt. Es ist das Mädchen, das ihn wecken soll, wie er angeordnet hatte.

      Im Nu steht er auf den Beinen, geht ins Bad, wirft die Kleider von sich, er, der nichts mehr liebt als Ordnung. Aber jetzt ist ihm schon alles gleichgültig.

      Er badet, rasiert sich und wählt einen dunklen Anzug.

      Im Frühstückszimmer trifft er Amelie. Sie sieht frisch und ausgeruht aus, schön wie ein junger Maientag.

      Gleich darauf erscheint Professor Kelly, gut aufgelegt wie immer. Auch ihm sieht man keinerlei Folgen der durchzechten und durchtanzten Nacht an.

      Wieder ärgert sich Martens, daß Kelly seine Nichte begrüßt, als sei er der Vater.

      Während Amelie und Kelly ausgiebig frühstücken, trinkt Martens nur Mokka.

      »Darf ich dir eine Scheibe Weißbrot zurechtmachen?« wendet sich Amelie an ihren Onkel. Doch der verneint. Er hat einen widerlichen Geschmack im Mund.

      »Bringen Sie mir einen Kognak«, bittet er den Kellner, »aber einen doppelten.«

      »Sofort, Monsieur.« Der Ober eilt davon und kehrt schon bald mit dem Gewünschten zurück.

      Martens stürzt das Getränk mit einem Zug hinunter. »So«, sagt er aufatmend, »jetzt ist mir wohler. Was haben wir heute auf dem Pro­gramm stehen?«

      Professor Kelly rollt das Programm auf und liest vor. Als er geen­det hat, meint er:

      »Wird ein heißer Tag heute. Zum Bummeln kommen wir be­stimmt nicht. Wann halten Sie Ihren Vortrag, Professor?« wen­det er sich an Martens.

      »Übermorgen. Wissen Sie, daß meine Nichte über Kinderläh­mung sprechen wird?«

      »Du, Amelie?« fragt Kelly verwundert, und sie errötet.

      »Ist es sehr vermessen von mir?«

      »Aber nein, Kind.« Kelly sieht sie freundlich lächelnd an. »Wenn einer weiß, was gerade du auf diesem Gebiet geleistet hast, wundert er sich bestimmt nicht darüber.«

      »Danke«, antwortet sie beglückt und wagt keinen Blick auf Mar­tens. Also wird sie ihren Vortrag halten.

      Eigentlich ist sie gar nicht mehr so versessen darauf. Vielmehr fei­bert sie dem von Martens entgegen, den er nun doch heute halten wird, da das Programm kurzfristig umgestellt werden mußte, wie sie jetzt erfahren.

      Und als sie dann in dem weiten Hörsaal sitzt, mitten unter Berühmtheiten, und die vielen Studenten und Studentinnen bemerkt, denkt sie an ihre eigene Studienzeit zurück.

      Sie setzt sich erwartungsvoll zurecht und legt die schmalen Hände in den Schoß.

      Onkel Matthias wird nicht nur sprechen, er wird später auch an einem Modell eine seiner berühmten Herz­operationen vorführen.

      Der Dekan, ein würdig aussehender Mann, führt Martens ein, und schon beginnt das Getrampel.

      Amelie applaudiert heftig mit. Keinen Blick läßt sie von der hohen Männergestalt, von dem kühnen Gesicht und den stahl­grauen Augen.

      Weithin schallt Martens’ sonore Stimme. Es ist kein trockener Vortrag, wie Amelie erwartet hat, er ist lebendig und anschaulich, ja teilweise sogar humorvoll.

      Amelies Herz trommelt in der Brust. Sie muß sich schnell zurücklehnen. Ihr wird schwindelig. Ihre Gedanken kreisen wie flatternde Vögel. Sie liebt ihren Onkel! Sie liebt ihn nicht wie eine Nichte, sie liebt ihn heiß und innig. Ja, so hat sie sich den Mann vorgestellt, mit dem sie einmal das Leben meistern wollte.

      Tiefe Traurigkeit durchzieht sie, denn es gibt keinen Weg von ihr zu Onkel Matthias, gar keinen. Sie wird an dieser Liebe ewig kranken.

      Sie hält den Kopf gesenkt, wagt keinen Blick mehr zu Martens. Dafür dringt seine Stimme tief in ihr Herz.

      Mein Gott – ich liebe ihn – ich liebe ihn. Ich habe es nur nicht gewußt. Ich war bockig und widerspenstig zu ihm, doch es war von Anfang an Liebe. Was soll ich tun?

      Sie hat den Wunsch, aufzustehen und davonzulaufen und mit dem nächsten Zug heimzufahren.

      Aber

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