Karin Bucha Staffel 6 – Liebesroman. Karin Bucha

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Karin Bucha Staffel 6 – Liebesroman - Karin Bucha Karin Bucha Staffel

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folgt Berthold in den Operationssaal.

      Der Patient wird soeben hereingefahren. Er hat die Augen geschlossen. Er murmelt abgerissene Sätze vor sich hin. Berthold neigt sich ganz tief zu dem Kranken hinab.

      »Nicht abnehmen – bitte – nicht abnehmen!« flüstert dieser kaum vernehmlich.

      Berthold blickt gedankenvoll und sehr ernst auf Spenger. Leise tritt Eleonore zu ihm und flüstert:

      »Sie sind alle gegen dich.«

      »Und du?« fragt er.

      »Ich stehe auf deiner Seite, ist doch selbstverständlich.«

      Er drückt ihre Hand. »Ich wußte es.«

      »Himmel – Herrgott!« schimpft Berthold.

      »Wo bleiben denn jetzt die anderen Ärzte? Oberschwester, sehen Sie im Waschraum nach.«

      Erregt kommt die Oberschwester zurück. »Sie wollen nicht«, raunt sie ihm zu. Berthold wird blaß bis in die Lippen. Im Sturmschritt geht er in den Waschraum.

      »Meine Herren, sind wir hier zum Kaffeekränzchen? Kommen Sie sofort.«

      »Wir lehnen jede Verantwortung ab«, bekommt er zur Antwort.

      Bertholds Stimme ist schneidend. So hat man den immer fröhlichen Arzt noch nie gesehen.

      »Die Verantwortung trage ich in Abwesenheit des Oberarztes ganz allein. Also, kommen Sie!«

      Schweigend, widerwillig folgen sie ihm. Er beachtet sie kaum. Er strahlt Vitalität und Selbstsicherheit aus, und allmählich überträgt sich seine Ruhe auch auf die anderen Ärzte. Aber Berthold spürt doch den Widerstand.

      Jetzt zeigt er, was er bei Professor Martens gelernt hat. Er wechselt einen Blick mit Eleonore. Sie nickt ihm zu, und er beginnt die Operation. Die Ärzte tun ihre Pflicht wie immer.

      Plötzlich stößt Berthold einen unterdrückten Laut aus. Er entnimmt der Wunde ein Stück krankhaftes Gewebe.

      »Doktor Mehnert, Sie fahren sofort ins Pathologische Institut, melden sich bei Doktor Brand und übergeben ihm das. Ich telefoniere inzwischen mit ihm.«

      Ohne auf die Zwischenrufe der anderen Ärzte zu hören, verpackt er fachgemäß das Stück Gewebe.

      »Beeilen Sie sich«, trägt Berthold dem jungen Arzt auf. »Wir unterbrechen die Operation. Du bleibst bei dem Kranken«, sagt er zu Eleonore, was ihm einen verwunderten Blick der Kollegen einbringt. Merkwürdig, erst hat sich Dr. Brenner sehr zu ihrem Vorteil verändert, und nun sagt Berthold »Du« zu ihr…

      Sie folgen ihm ins Ärztezimmer und stehen dort unschlüssig herum. Berthold geht, mit Spannung geladen, rastlos hin und her.

      Das Telefongespräch mit Dr. Brand war kurz. Er weiß, er kann sich auf Dr. Brand verlassen. Er wird alles stehen und liegen lassen, um diesen Auftrag auszuführen.

      Die Zeiger der elektrischen Uhr rücken unentwegt weiter. Berthold unterdrückt mit Mühe seine Nervosität.

      Praktisch kann Mehnert noch gar nicht wieder zurück sein. Zuerst die Untersuchung, dann muß Brand den Bericht schreiben.

      Mein Gott, denkt er, laß mich recht haben, sonst wäre ich unmöglich, völlig unmöglich gemacht.

      Er bemerkt die mitleidigen Blicke der anderen Ärzte und strafft sich. Ganz gleich! Und wenn er sich geirrt hat! Er hat alles versucht, und das ist seine Pflicht.

      Ein Glücksgefühl durchbraust ihn. Eleonore hat tapfer zu ihm gestanden. Sie ist ein prachtvoller Mensch und glaubt an ihn.

      Er sieht die kleine jammernde Frau Spenger vor sich. Auch für sie tut er es. Er handelt gegen die Anweisung Lenz’ und des Professors. Und wenn sie ihn rausschmeißen: Er folgt seiner inneren Überzeugung.

      Warum mußte Lenz auch gerade abwesend sein? Vielleicht hätte er ihn doch überzeugen können?

      So ist er ganz auf sich allein gestellt.

      Endlich erscheint Dr. Mehnert und reicht ihm den Bericht.

      Helle Schweißperlen stehen auf seiner Stirn. »Es ist kein Krebs«, sagt er heftig atmend.

      In Berthold glüht Begeisterung auf. »Kommen Sie, meine Herren, operieren wir. Ich habe es geahnt.«

      Die Operation ist vorbei. Hermann Spenger hat sein Bein nicht verloren. Der Arzt und Eleonore begleiten die Trage bis in das Zimmer des Kranken.

      Berthold ist fix und fertig.

      Abseits läßt er sich nieder, während Dr. Brenner die Umbettung überwacht. Sie ist glücklich, einfach glücklich. Als sie allein sind, blickt sie auf Berthold, der den Kopf in die Hände gestützt hat.

      »Ich bringe dir einen starken Kaffee«, sagt sie und fährt ihm zärtlich über das nasse blonde Haar.

      Er nickt dankbar und verfällt abermals ins Grübeln.

      Sie werden ihn zurechtweisen, Lenz und auch der Professor. Es hätte auch schiefgehen können. Aber es ist gutgegangen, und das beglückt ihn über alle Maßen.

      Nun wird er weiterhin alles tun, damit der Mann über den Berg kommt.

      Lächelnd nimmt er Eleonore die Tasse Kaffee aus der Hand.

      »Du wirst Unannehmlichkeiten mit dem Oberarzt und dem Professor bekommen«, sagt sie leise.

      »Erst sehen. Ich wache heute nacht bei Spenger.«

      »Darf ich auch hierbleiben?« fragt sie, und ihre Augen flehen förmlich. Er nickt zustimmend.

      Es ist schön, daß er nicht mehr allein ist, daß er einen Menschen gefunden hat, der ihn und seinen Beruf versteht.

      »Es wird ein herrliches Leben für uns werden«, sagt er glücklich und zieht mit der Linken ihren Kopf zu sich herab, um ihr einen Kuß, innig und zart, auf die Lippen zu drücken.

      Nichts hat sich in der Nacht verändert. Spenger liegt noch in Narkose. Berthold und Dr. Brenner kontrollieren abwechselnd Puls und Blutdruck.

      Im Morgengrauen erwacht der Kranke. Er blickt starr geradeaus. Er muß sich erst besinnen, und dann bricht es mit Wucht über ihn herein.

      Sein Kopf fliegt förmlich herum. Er erkennt Dr. Berthold und schreit ihm zu:

      »Sie – Sie haben mir das Bein abgenommen! Sagen Sie mir die Wahrheit!«

      Berthold schüttelt den Kopf. Es ist wohl der schönste Augenblick, den er durchlebt, seitdem er die Operation durchgeführt hat.

      »Belügen Sie mich nicht, Doktor«, keucht der Kranke. »Ich – ich bringe Sie um, wenn ich wieder kräftig bin.«

      Berthold nimmt die Hand des Kranken auf. Die Adern liegen wie Stricke auf dem Handrücken, so sehr ist er abgemagert.

      »Ich habe Sie operiert, das stimmt, aber Sie haben Ihr Bein noch. Das schwöre

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