Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen. Charles Sealsfield

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen - Charles Sealsfield страница 107

Автор:
Серия:
Издательство:
Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen - Charles  Sealsfield

Скачать книгу

Hättest du die Unsrigen gesehen! Nein, mir selbst wurde das Blut in den Adern kalt. Höre, wie Mauern standen sie, als die Eurigen anrückten, und gerade als ob sie auf Hirschböcke anlegten. Du konntest sie hören, wie sie sich zuriefen: Ich nehme den Flügelmann gerade an der Nase; John, ich den daneben ins rechte Auge; Isaak, ich den dritten ins linke, und so ging es fort durch Reih' und Glied, und so wie sie sprachen, so taten sie, und jeder Schuß streckte seinen Mann zu Boden, und dann nahmen sie kaltblütig ein frisch geladenes Gewehr vom Hintermann und taten wie zuvor. Beim ersten Angriff der Eurigen fielen an die tausend Mann, und Eure Kommandierenden mit ihnen. Da liefen die armen Narren, sowie eine Herde Schafe, die ihren Führer verloren. Sieh, die Unsrigen wären schon nicht gelaufen, wenn zehn Generale gefallen wären, weil jeder sich so gut wie der General selbst dünkt. Beim zweiten Angriff, unter den Befehlen irgendeines Sir Richard oder Peter oder Paul – die armen Wichte dauerten mich, es ist auch eine verfluchte Sache, sich so aufs Gebot eines rappelköpfischen, hohen, gebietenden Narren zum Totschießen für sechs Pence hinstellen zu müssen – ließen sie wieder an die fünfhundert Mann, hatten wieder ihren Kommandierenden weggeschossen. Ein Generalleutnant war noch übrig, und der kam nun auch, um sich seinen Teil zu holen, sammelte die Flüchtlinge und kam zum dritten Male. Und ließ wieder an die Fünfhundert am Platze, und er selbst blieb liegen; dann freilich liefen die Eurigen, als ob ihnen die Schuhsohlen brennten; aber das Wiederkommen vergaßen sie. Hatten alle ihre Generale und Oberoffiziere weggeschossen; haben aber doch ihre Schuldigkeit getan. Übrigens, Junge, sind wir noch die Alten, und obgleich dem General die Ehre des Sieges zukommt, und er nun Sieger von New – heißt, so haben wir ihm doch nichts geschenkt. Sieh, bei Euch hätte man ihm auf Kosten der Nation eine Schenkung gemacht, und er wäre halb vergöttert worden; wir haben ihm, gleich nachdem die Nachricht vom geschlossenen Frieden ankam, den Prozeß gemacht und ihn seine Konstitutionsverletzung büßen lassen. Und was glaubst du, daß geschehen ist? Je nun, er kam mit einer Geldbuße von zweitausend Dollar davon. Das ist eine Warnung für unsere zeitweiligen Machthaber, die ihnen vom Volke zum Besten anvertraute Gewalt nicht zu mißbrauchen und Bürger nicht zu behandeln, als wenn sie Neger wären. Schadet ihm nichts. Siehst du, so müssen Männer über ihre Freiheit wachen.«

      Der junge Brite hatte den letzten Teil der Rede unseres Squire nicht ohne Verwunderung angehört; denn obwohl in einem verhältnismäßig freien Lande geboren und erzogen, war ihm doch der außerordentlich republikanische Starrsinn, der einer solchen Verurteilung unter diesen Umständen zugrunde lag, eine neue Erscheinung.

      »Major,« lachte er, »wenn Ihr Eure großen Männer so behandelt, dann ist's besser bei Euch klein zu sein.«

      »Nein, lieber Junge,« entgegnete der Squire; »wir achten unsere großen Männer so gut wie Ihr, ja noch mehr; aber bei uns hat der Kleinste Gelegenheit, groß zu werden. Sieh, der General war ein armer Schlucker, so wie ich; aber verstehst du, bei uns gibt es Leute, so gut wie in der alten Welt, die hoch hinaus und ihre Mitbürger zu Reitpferden machen wollen, auf die sie nur Sattel und Zaum zu legen brauchen, um zur Oberherrschaft und Tyrannei zu galoppieren. Laß es ihnen einmal hingehen, und sie werden es ein zweites Mal versuchen.«

      »Ich wette, Major,« lachte ihm der Brite zu, »Ihr wußtet die Sache klüger anzufangen; sowie ich sehe, so habt Ihr Eure guten Männer von Opelousas ziemlich stark im Garne.«

      »Glaubst du, Junge?« sprach der Squire. »So wenig, versichere ich dich, daß mich der erste Fehltritt in einem gewissen kitzligen Punkte, ein Hinneigen zum Föderalismus zum Beispiele, um meinen ganzen Kredit bringen würde. Bei uns ist Verstellung unmöglich, lieber Junge; aber ich will dir sagen, ein offener Kopf, ein reines, für das Wohl seiner Mitbürger warmes Herz tut viel. Sieh, ich bin drei Jahre in Opelousas. Seit dieser Zeit hatte ich an die fünfzig junge, tüchtige Bürger angesiedelt und ihnen zu Land und Haus und Hof verholfen, und auf die leichteste Weise. Als ich herabkam, kaufte ich nämlich an fünfzehntausend Acker schönen Landes. Wenn ich nun so einen ordentlichen Burschen sah, der bei mir oder im County anklopfte, da fragte ich nicht, wie schwer er sei, sondern schaute ihm ins Gesicht, und war er ein ehrlicher Junge, so gab ich ihm ein-, zwei- oder dreihundert Acker und ebensoviele Dollars obendrein, und so gedieh ich und er auch. Ich habe an die Fünfzig angesiedelt. Sie sind alle verheiratet und ordentliche Bürger und werden reich und das Land auch. Siehst du, wie ich meinen Einfluß gewann?«

      Der Jüngling drückte dem wackern Manne, der gerade und ungekünstelt, aber männlich gediegen sich jede Stunde weitschweifiger, aber auch vorteilhafter zeigte, herzlich die Hand. Er war vom redseligen Squire beim Knopfe festgehalten worden, und beide befanden sich schon einige Zeit allein im Empfangszimmer, ehe es von diesem bemerkt wurde.

      »Holla!« rief er auf einmal, »die haben alle Reißaus genommen, und da steht eben«, er sah durchs Fenster, »die Oberstin und schwatzt. Sonderbar! Wer ist der Wicht, wenn ich nicht irre, derselbe, der dich jungen Springinsfeld aus der Presse holte.« Und mit diesen Worten verließ er die Türe und trat an die Sprechenden heran.

      »Darf ich?« fragte er die Oberstin.

      »Wir wollten Sie soeben rufen«, sprach diese. »Mister Parker ist unten am Bayou, um mit dem Komitee Anordnungen zum Empfang des Generals zu treffen. Monsieur Madiedo hat die verdächtigen Gäste wieder aufgenommen.«

      »Ihr habt Euch wacker im Punkte mit Rosa benommen,« sprach der Major zum Wirt, »und so bezeugt, daß das Gute bei Euch überwiegt. Was Ihr nun zu tun habt, will ich Euch sagen. Die verdächtigen Marodeurs müssen weg, sobald als möglich; wir können sie jedoch nicht zwingen, denn es ist ein freies Land; so lange sie hier bleiben wollen, mögen sie; nur müssen wir genaue Kundschaft von ihrem Tun und Treiben haben.«

      »Die soll Ihnen werden, Herr Major.«

      »Das ist alles, was wir brauchen. So lange sie hier sind, werden wir sorgen, daß an dreißig Mann noch unter Waffen bleiben. Und nun mögt Ihr gehen.«

      »Wohl, Herr Major«, versetzte der Wirt, der sich verbeugte und, nachdem er über das Bayou gesetzt hatte, rasch seiner Schenke zum Kaisergardisten zuging.

      Vierzigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Wieder saßen dieselben drei Personen in derselben Ecke, von wo aus Monsieur Madiedo, alias Benito, zu dem gefährlichen Liebesdienste vermocht worden war. Es war vielleicht bemerkenswert, daß – ungeachtet der zahlreichen Menschenmenge, die von allen Seiten dem Bayou zugeströmt war, so daß selbst die nächsten Pflanzungen sich herbeilassen mußten, einen Teil der heimgekehrten Milizen für die Nacht unterzubringen – in dieser Schenke, unsere Marodeurs ausgenommen, auch nicht ein einziger Gast zu sehen war, so daß Monsieur Benito für seine allzu große Gefälligkeit wirklich hart bestraft zu werden schien. Er ertrug jedoch diesen stillschweigenden Ausdruck der öffentlichen Verachtung mit vieler Resignation; auch war sein Verhältnis zu seinen Gästen gegenwärtig ganz anderer Art, und er hatte ihnen gegenüber eine weit zuversichtlichere Haltung angenommen. Als er in die Stube eingetreten, wo seine Frau an dem Schenktische beschäftigt war, legte er seine Hände auf den Rücken und schritt gemächlich auf und ab. Sooft er am Fenster ankam, warf er einen Blick auf die zahlreichen Gruppen von Männern, die vor den übrigen Häusern in einbrechender Dämmerung standen, um dann kopfschüttelnd seinen Spaziergang fortzusetzen.

      »Ja,« rief er endlich, als er abermals einen Blick durch das Fenster geworfen, »das danke ich Euch: Sitze nun da mit Weib und Kind und mag verhungern und meinen Wein und Kognak selbst aussaufen, damit er mir nicht sauer werde.«

      »Wollen dir helfen, Benito, obwohl dein Bordeaux ganz erbärmlich ist«, sprach einer aus dem Kleeblatte. »Es lebe unser Generalpardon.«

      Der Wirt gab dem Sprecher keine Antwort, wandte sich aber zu dem Manne, den wir bei

Скачать книгу