Die beliebtesten Jungmädelgeschichten von Else Ury. Else Ury

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Die beliebtesten Jungmädelgeschichten von Else Ury - Else  Ury

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Mädchen erschrocken.

      »Der Portier würde mich schon auffangen, wenn er gerade unten im Garten ist«, meinte die Kleine.

      »Er ist aber nicht da«, damit ließ Frida ihr Leder weiter quietschen.

      »Und der liebe Gott würde schon auf mich aufpassen, daß ich nicht rausfalle«, überlegte Annemarie weiter.

      »Der liebe Gott hat soviel zu tun, der kann nicht auch noch auf jedes unvorsichtige kleine Mädchen acht haben«, sagte Frida und rieb die Scheibe blank.

      »Der liebe Gott kann alles zu gleicher Zeit sehen, der hat vorn und hinten Augen, nicht wahr, Gerda?« rief die Kleine eifrig. Die Puppe nickte mit dem Kopf – ja, das war auch ihre Ansicht.

      Aber daß Annemarie nicht auf das Fensterbrett klettern sollte, darin stimmte Puppe Gerda wieder mit Frida überein. Es fiel ihr ordentlich ein Zentnergewicht vom Herzen, als Frida vorschlug: »Weißt du, Annemiechen, kehre lieber den Teppich mit der Teppichmaschine ab.«

      Das leuchtete auch Annemie ein. Die Teppichmaschine quiekte noch viel schöner als das Fensterleder, denn sie war lange nicht geölt.

      Rrrrrr – ging es über den blauen Teppich, die Maschine rumpelte, quietschte und pfiff, und Annemie jubelte.

      Rrrrrrr – zehnmal im Kreis herum, da machte die Kleine endlich halt.

      »Willst du mitfahren, Gerda?« fragte sie das erwartungsvoll dasitzende Puppenkind.

      Das streckte ihr beide Arme entgegen.

      Eine Sekunde später saß Gerda auf dem braunen Rumpelkasten.

      »Jetzt fährst du Karresell, halt’ dich fest, mein Liebling!« rief Annemie, und da ging es auch schon los.

      Gerda hätte ihrer kleinen Mama gern gesagt, daß es Karussell hieß, aber sie hatte genug damit zu tun, sich festzuhalten und nicht herunterzupurzeln.

      Rrrrrr – zehnmal im Kreis herum, da stand das Karussell endlich still.

      »Das war fein!« Annemarie und Gerda sahen sich beide mit glänzenden Augen an.

      »Wollen wir nun mal nach Amerika fahren, Gerdachen?«

      Die Puppe machte ein erschrockenes Gesicht. Sie hatte Angst, seekrank zu werden.

      »Ach, du fürchtest dich wohl so ganz allein auf dem großen Schiff, du Dummchen?« lachte ihr Mütterchen. »Na warte, ich hole dir Gesellschaft.« Damit war Annemarie auch schon zur Tür hinaus. Aber es dauerte nicht lange, da erschien sie wieder, in dem einen Arm Irenchen und Mariannchen, in dem andern Lolo und Kurt, und in der zusammengerafften Schürze noch das strampelnde Baby.

      »So,« sagte sie, »die Herrschaften wollen alle auch mit nach Amerika fahren, bitte, nehmen Sie Platz, meine Damen. Fräulein Gerda und Fräulein Irenchen erster Klasse.« Damit setzte sie die beiden auf die eine Seite der Teppichmaschine und Lolo nebst Mariannchen auf die andere, in die zweite Klasse. Irenchen, als Älteste, bekam das Baby auf den Schoß.

      »Ich bin der Herr Kapitän und du, Kurt, kannst Steuermann sein, stelle dich hier an den Mastbaum des Schiffes«, damit band Annemie den Puppenjungen mit ihrem blauen Haarband an den braunen Holzstiel der Teppichmaschine.

      »Haben Sie alle Fahrkarten, meine Herrschaften? Na, denn kann die Reise ja losgehen. Der blaue Teppich ist das Meer oder vielmehr der große Ozehahn – ich habe erst gestern gehört, wie Hans das für die Geographiestunde gelernt hat«, sagte der Herr Kapitän würdevoll zu seinen Passagieren.

      »Es heißt Ozean und nicht ›hahn‹, wollte Irenchen, die schon in die Schule ging und schrecklich klug war, den Herrn Kapitän belehren.

      Aber da tutete das Schiff bereits – »tu–u–u–t«, die Maschine rumpelte, quiekte und pfiff, und der Herr Kapitän schrie: »Wir fahren nach Amerika – hurra!«

      Mitten durch das blaue Meer ging die Reise. Das stolze Schiff schaukelte und schwankte so sehr, daß die Reisenden einer auf den andern purzelten.

      »Wir reisen nach Amerika – hurra!« Der Kapitän kämpfte wacker gegen Sturm und Wogen. Frida aber stand auf der Trittleiter am Ufer, wie auf einem hohen Leuchtturm, und hielt sich die Seiten vor Lachen.

      Den Passagieren drehte sich das Herz im Leibe herum bei der gefährlichen Fahrt. Gerda ward es schwarz vor den Augen, Mariannchen wurde kreuzelend, und Irenchen sah noch blasser aus als sonst, denn es war ihr schrecklich übel. Aber immer weiter ging’s – »wir reisen nach Amerika – hurra!«

      »Mann über Bord!« schrie Frida plötzlich vom Leuchtturm herab, während Irenchen entsetzt die Hände hinter ihrem ins Meer gefallenen Baby herstreckte. Kurt, der mutige Steuermann, sprang, da das blaue Haarband, mit dem er festgebunden, inzwischen gerutscht war, beherzt hinterdrein. Aber der Herr Kapitän ließ sie alle beide ertrinken. Denn das gehört zu einer richtigen Reise nach Amerika.

      In der Tür erschien, angelockt von dem Lachen und Jubel, neugierig Puck.

      »Willst du mit nach Amerika reisen, Puckchen? Dann darfst du mein neuer Steuermann sein!« Ehe das Zwerghündchen noch »Ja« oder »Nein« hätte bellen können, hatte der Herr Kapitän es auch schon beim Wickel und auf seinen neuen Posten, an den Mastbaum, gestellt.

      »Wir reisen nach Amerika – hurra!«

      »Wau – wau!« blaffte der neue Steuermann wütend dazwischen, denn es dünkte ihn höchst ungemütlich auf dem schwankenden Schiff.

      Puppe Gerda, die sich schon seit geraumer Zeit seekrank fühlte und die Augen, weil ihr so elend war, geschlossen hielt, blinzelte ängstlich zu dem kläffenden Steuermann hin.

      »Lieber Gott, daß er mich nur nicht beißt!« flüsterte sie.

      Bums – da war das Schiff gegen ein Felsenriff, den Eimer, gefahren und wäre bei einem Haar gescheitert.

      Der gewissenlose Steuermann ließ seinen Posten im Stich und rettete sich mit einem erschreckten »Wau – wau« ans Ufer. Die Passagiere aber, Fräulein Gerda, Fräulein Irenchen und Mariannchen, stürzten sich kopfüber in die blauen Fluten. Nur Lolo, das Negerkind, reiste jetzt noch einsam auf dem großen Schiffe weiter nach Amerika.

      Da kamen Hans und Klaus aus der Schule. Als die das Schwesterchen bei ihrem lustigen Spiel sahen, schlug Hans vor: »Komm, Annemie, ich mache dir noch ein Schiff aus Papier, das bindest du dann als Rettungsboot hinten an!«

      »Ach ja, Hänschen«, jubelte Annemarie und lief hinter dem großen Bruder her.

      Klaus ließ seine Augen inzwischen über die verunglückte Besatzung des Schiffes schweifen. Puppe Gerda bibberte schon an allen Gliedern, weil sie den gefährlichen Klaus nur im Zimmer wußte. Wie aber wurde ihr erst zumute, als sie sich von tintenbeschmierten Jungenhänden plötzlich roh am Arm emporgezerrt fühlte!

      »Himmel, jetzt murkst er mich ab!« dachte sie herzklopfend.

      Die Leiter, die Frida soeben verlassen hatte, um frisches Wasser zu holen, kletterte der Nichtsnutz mit der armen Puppe empor. Immer höher und höher ging es – »will er mich etwa gleich selbst in den Himmel befördern?« kaum vermochte die Puppe vor Aufregung noch diesen Gedanken zu fassen.

      Aber jetzt wurde haltgemacht.

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