Historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre. Henryk Sienkiewicz

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Historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre - Henryk Sienkiewicz

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Keiner von ihnen wußte zu sagen, ob der Abt wirklich ein solches Gespräch mit angehört, oder es nur erfunden hatte, um Zbyszko anzuspornen, doch begriffen beide, und vornehmlich Macko, der ja Zbyszko am besten kannte, daß es auf der ganzen Welt kein besseres Mittel gab, um des Jünglings Interesse für Jagienka zu erhöhen.

      Und wie absichtlich fügte der Abt noch hinzu: »In der That, es sind recht tüchtige Burschen.«

      Zbyszko zeigte keinerlei Erregung, aber mit einer Stimme, die ganz fremd klang, fragte er Zych: »Und morgen ist Sonntag, nicht wahr?«

      »Ja!«

      »Und Ihr geht wohl zur Messe?«

      »Getroffen!«

      »Wohin? Nach Krzesnia?«

      »Das liegt am nächsten. Wohin sollten wir sonst gehen?«

      »Gut.«

      Zehntes Kapitel.

      Inhaltsverzeichnis

      Zbyszko folgte Zych und Jagienka, die sich in Gesellschaft des Abtes und seiner Kleriker nach Krzesnia begaben, und als er sie eingeholt hatte, gesellte er sich zu ihnen, denn er wollte dem Abte zeigen, daß er sich weder vor Wilk aus Brzozowa noch vor Cztan aus Rogow fürchtete und nicht daran denke, sich vor ihnen zu verstecken. Nur war er im ersten Moment überrascht von der Schönheit Jagienkas. Sie trug ein rotes Tuchgewand, mit Hermelin besetzt, rote Handschuhe und eine goldgestickte Mütze, unter der zwei Zöpfe auf die Schultern herabfielen. Diesmal saß sie nicht wie ein Mann zu Pferde, sie thronte auf einem hohen Sattel mit einer Lehne und einem Bänkchen für die Füße, welche unter dem langen in gleichmäßige Falten gelegten Rocke kaum zu sehen waren. Zych, welcher dem Mädchen gestattete, zu Hause einen Schafspelz und kalblederne Stiefel zu tragen, wünschte vornehmlich, daß alle vor der Kirche Versammelten erkannten, hier habe man es mit einem Jungfräulein aus mächtigem Rittergeschlechte, nicht aber mit der Tochter des ersten besten Edelmanns oder Neugeadelten zu thun. Deshalb ließ er auch ihr Pferd von zwei jungen Burschen führen, deren Röcke oben weit und faltig, unten eng anliegend waren, in der Art, wie sie gewöhnlich von den Pagen getragen wurden. Dicht hinterher gingen vier Hofleute, hinter diesen die Kleriker des Abtes mit Schwertern und Lauten am Gürtel.

      Zbyszko staunte über dies große Gefolge, besonders aber über Jagienka, die aussah wie ein Bild, und über den Abt, der ihm in seinem roten Gewande mit den ungeheuern Aermeln erschien wie irgend ein reisender Fürst.

      Am einfachsten von allen war Zych, der Glanz und Pracht an andern liebte, dem es aber für sich selbst nur um ein bescheidenes, frohes Leben und um Gesang zu thun war.

      Nach ihrem Zusammentreffen ritten der Abt, Jagienka, Zbyszko und Zych in einer Reihe. Anfänglich befahl der Abt seinen Spielleuten geistliche Lieder zu singen, indessen schien er bald genug davon zu haben, denn er begann sich mit Zbyszko zu unterhalten, der lächelnd des Geistlichen mächtiges Schwert betrachtete, das so groß war, wie der zweischneidige Hirschfänger der Deutschen.

      »Ich sehe,« sagte der Abt mit ernster Würde, »Du wunderst Dich, daß ich ein Schwert trage, wisse also, daß die Synoden den Geistlichen das Tragen eines Schwertes gestatten und sogar auch das Tragen von Ballisten und Katapulten auf der Reise, und wir sind ja immer auf der Reise. Wenn übrigens der Heilige Vater den Geistlichen das Tragen der Schwerter und des roten Gewandes untersagte, so dachte er gewiß nur an jene aus niederem Stande, denn den Edelmann hat Gott für Waffen erschaffen, und wer ihn derselben berauben wollte, der würde dem Willen des Ewigen entgegenhandeln.«

      »Ich habe es schon mit angesehen, wie der masovische Fürst Henryk sich innerhalb der Schranken in einen Kampf einließ,« bemerkte Zbyszko.

      »Nicht darob ist er zu tadeln, daß er sich in einen Kampf einließ,« entgegnete der Abt, den Finger erhebend, »wohl aber darob, daß er sich verheiratete und noch dazu unglücklich, denn er nahm fornicariam et bibulam mulierem, welche, wie man sagt, Bacchum von ihrer Jugend an adorabat und zudem auch adultera war, wodurch diese Ehe nicht gut ausgehen konnte.«

      Hier hielt er sogar sein Pferd an und begann abermals in noch würdevollerem, belehrendem Tone zu sprechen: »Wenn Du Lust hast, Dich zu vermählen, oder uxorem zu wählen, mußt Du darauf achten, daß sie gottesfürchtig ist, gute Sitten hat, sparsam, schmuck und häuslich ist, was Dir nicht nur die Kirchenväter raten, sondern was Dir auch noch ein gewisser heidnischer Weiser Namens Seneca anempfiehlt. Und wie kannst Du es wissen, ob Du es gut getroffen hast, wenn Du das Nest nicht kennst, aus welchem Du Dir die Lebensgefährtin geholt hast? Denn ein anderer großer Weiser sagt: Pomus nam cadit absque arbore. … Wie der Ochse, so die Häute, wie die Mutter, so die Tochter … Und daraus kannst Du, sündiger Mensch, die Lehre ziehen, daß Du Deine Ehegattin nicht in der Ferne, sondern in der Nähe suchen sollst, denn wenn Du eine böse, buhlerische bekommst, mußt Du zuweilen um sie weinen wie jener Philosoph, als ihm sein zanksüchtiges Weib im Zorn aquam sordidam über das Haupt goß.«

      » In sæcula sæculorum, amen!« riefen die fahrenden Kleriker einstimmig, welche dem Abte immer auf diese Weise antworteten, ohne darauf zu achten, ob ihre Antwort auch einen Sinn hatte.

      Dicht aneinander gedrängt lauschten alle den Worten des Abtes, über seine Beredsamkeit und seine Schriftgelehrtheit staunend, er aber wendete sich absichtlich nicht unmittelbar an Zbyszko, sondern mehr an Zych und Jagienka, als ob es ihm besonders um deren Erbauung zu thun gewesen wäre. Indessen begriff Jagienka offenbar, um was es sich handelte, denn unter ihren langen Wimpern hervor schaute sie aufmerksam auf den Jüngling, welcher die Stirne runzelte und das Haupt senkte, wie wenn er eifrig über das nachdenke, was er gehört hatte. Nach einer Weile setzte sich das ganze Gefolge wieder in Bewegung, doch alle waren jetzt verstummt, und erst als Krzesnia schon zu sehen war, tastete der Abt nach seinem Gürtel, zog ihn zurecht, so daß der Griff seines Schwertes leicht zu fassen war, und sagte: »Der alte Wilk aus Brzozowa kommt gewiß auch mit ansehnlichem Gefolge.«

      »Wohl möglich,« bestätigte Zych, »aber die Knechte haben erzählt, er sei schwer erkrankt.«

      »Einer meiner Kleriker hörte, daß er uns nach dem Gottesdienste zur Schenke folgen wolle.«

      »Ohne Herausforderung wird er dies schwerlich thun, vornehmlich nicht nach der heiligen Messe.«

      »Gott gebe, daß er in sich gehe! Ich fange mit niemand gerne Streit an, und eine Kränkung ertrage ich geduldig.«

      Hier wendete er sich nach seinen Spielleuten um und sagte: »Laßt Euere Schwerter in der Scheide, bedenkt, daß Ihr Diener des Herrn seid, und erst wenn jene zu den Waffen greifen, geht auf sie los.«

      Zbyszko, der neben Jagienka ritt, suchte sie indessen über das auszuforschen, was ihm am wichtigsten vorkam.

      »Cztan und den jungen Wilk werden wir unfehlbar in Krzesnia treffen,« sagte er. »Zeige sie mir, sobald Du sie in der Ferne siehst, damit ich sie kenne.«

      »Gut, Zbyszko,« entgegnete Jagienka.

      »Vor dem Gottesdienst und nach dem Gottesdienst werden sie Dich gewiß aufsuchen. Und was werden sie dann thun?«

      »Dann werden sie mir schönthun, so gut sie es verstehen.«

      »Heute aber sollen sie Dir nicht schönthun, verstehst Du?«

      Und wieder entgegnete sie fast demütig: »Gut, Zbyszko!«

      Ihr

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