Dr. Norden Jubiläumsbox 9 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden Jubiläumsbox 9 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 18
»Könnte das daran liegen, dass du dich einfach nicht genug dafür interessierst? Dass du Danny das Gefühl gibst, ihm lästig zu sein?«, stellte sie eine kritische Frage.
»Wie meinst du das?«
»Na ja, die Zeitschriften waren schrecklich, die Planungen furchteinflößend, der Zeitpunkt sowieso zu früh gewählt… Ständig hattest du was zu meckern«, erinnerte sie Tatjana an ihre wenig begeisterte Reaktion auf die Hochzeit. »Aber statt ihm klipp und klar zu sagen, dass du keinen Bock auf Heiraten hast, hast du ihn immer wieder vertröstet und ihm Hoffnungen gemacht.«
Mit wachsender Ratlosigkeit hatte Tatjana den Ausführungen ihrer jungen Mitarbeiterin zugehört. Zu ihrer Schande musste sie Marla in jedem einzelnen Punkt recht geben.
»Ich weiß doch selbst nicht so genau, was ich will«, erklärte sie so hilflos, dass Marla nicht anders konnte und den Arm tröstend um ihre Schultern legte. »Ich weiß nur, dass ich Danny nicht verlieren will.«
»Das ist doch schon mal was«, lächelte die junge Marla, die in dieser Situation eine ungeahnte Weisheit an den Tag legte. »Warum zeigst du ihm das dann nicht einfach? Nimm ihn in den Arm.« In Marlas Augen blitzte es schelmisch. »Verführ ihn …«
Doch Tatjana war nicht zum Lachen zumute.
»Ich weiß ja noch nicht mal, ob er das alles überhaupt noch will.«
»Dann koch ihm ein anständiges Abendessen. Einer leckeren Mahlzeit kann kein Mann widerstehen. Und du bist nicht nur eine grandiose Bäckerin, sondern auch ein tolle Köchin. Essen liegt dir einfach im Blut.«
Über diese Feststellung musste Tatjana schon wieder lachen.
Während sie an ihrem Kaffee nippte, dachte sie über diesen Vorschlag nach, und langsam gewann der ihr eigene Optimismus wieder Oberhand.
»Manchmal würde mich schon interessieren, woher du Küken das alles weißt!«, sagte sie zu Marla, während sie ihre Tasse in die Spüle stellte.
Es wurde Zeit, an die Arbeit zurückzukehren.
Marla lächelte schweigend, dachte aber nicht daran, die Quelle ihrer Weisheit preiszugeben, und wandte sich wieder ihrer Torte zu, um ihr Kunstwerk zu vollenden.
*
»Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass du wieder da bist«, erklärte Wendy im Laufe des nächsten Vormittags zum wiederholten Male und wann immer es die Arbeit zuließ.
Auch Janine war erleichtert, wieder an ihrem angestammten Platz in der Praxis Dr. Norden zu sitzen. Trotzdem wirkte sie nicht gelöst.
»Ich auch«, erwiderte sie innig und lächelte zu ihrer Freundin und Kollegin hinüber. »Aber ich fürchte, ich muss dich nachher noch einmal allein lassen.«
Wendy, die am Schrank stand und Patientenakten einsortierte, sah sie fragend an.
»Warum? Hat der alte Herweg immer noch nicht genug von dir?«
»Doch, schon. Sonst hätte er mich nicht rausgeworfen.« Janine zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. »Aber ich hab noch nicht genug von ihm.«
»Hat er dir eine Gehirnwäsche verpasst, oder was ist los?«, schnappte Wendy ungläubig nach Luft.
Das Lächeln von Janines Lippen verschwand, während sie traurig den Kopf schüttelte.
»Es ist wegen Lorenz«, gestand sie leise und erinnerte sich an die vergangene Nacht, in der sie keinen Schlaf gefunden hatte. »Im Traum hat Lorenz geweint wie ein kleines Kind und immer wieder nach seinem Vater gerufen. Offenbar leidet er mehr unter der Ablehnung, als er zugeben will.«
»Oder er sich selbst bewusst ist«, gab Wendy zu bedenken und sah Janine dabei zu, wie sie aufstand und den Stuhl an den Schreibtisch schob.
»Nach der Mittagspause bin ich zurück.« Sie schickte ihrer Kollegin ein schmerzliches Lächeln und machte sich dann auf den Weg in die Behnisch-Klinik.
Zwanzig Minuten später betrat sie das Krankenzimmer von Carl Herweg. Er saß aufrecht im Bett über seine Bücher gebeugt. Als er sie erblickte, versprach seine Miene wie erwartet nichts Gutes.
»Sie? Ich hab mich doch unmissverständlich ausgedrückt«, knurrte er ärgerlich. »Oder etwa nicht? Ich möchte …«
»Es gibt da ein paar Dinge, die wir beiden noch zu klären haben, bevor ich endgültig aus Ihrem Leben verschwinde«, kündigte Janine kühl an und schloss die Tür hinter sich.
»Zwischen uns ist alles klar«, gab der Alte unwirsch zurück. Es war offensichtlich, dass ihn ihr sicheres Auftreten irritierte.
»Das sehe ich anders«, gab die ehemalige Krankenschwester unbeeindruckt zurück. »Natürlich haben Sie das Recht, die Betreuung durch mich abzulehnen. Und wegen Ihrer Behandlung werden die Ärzte jede Entscheidung akzeptieren, die Sie als Patient treffen. Aber was Ihren Sohn Lorenz angeht …«
»Was Lorenz betrifft«, unterbrach Carl Herweg sie schroff, »werde ich nicht dulden, dass Sie ihn schon wieder unglücklich machen. Reicht es denn nicht, dass Sie ihm einmal die Gefolgschaft verweigert und ihm damit das Herz gebrochen haben?« Als er über seinen Sohn sprach, wirkte der Patriarch mit einem Malwie verwandelt. »Das hat Lorenz nicht verdient. Ich werde nicht mitansehen, dass Sie ihn noch einmal kaputt machen.« Drohend hob er die Faust und schüttelte sie in Janines Richtung.
»Ich hab nicht die Absicht, Lorenz noch einmal unglücklich zu machen«, gab Janine wahrheitsgemäß zurück. Sie stand am Fußende des Bettes und musterte Carl Herweg aus sicherer Entfernung. »Aber Sie, Sie sollten Lorenz nicht zurückweisen. Er hat Angst um Sie. Angst, Sie zu verlieren.«
Mit dieser Ankündigung schien der Unternehmer nicht gerechnet zu haben. Er saß im Klinikbett und öffnete den Mund, um ihn gleich darauf wieder zuzuklappen.
»Wie… wie meinen Sie das? Zurückweisen?«
In diesem Augenblick ahnte Janine, dass der Sieg nicht mehr weit entfernt war.
»Lorenz braucht Ihre Aufmerksamkeit und väterliche Anerkennung mehr als alles andere auf der Welt. Auch mehr als mich«, versicherte sie innig. »Bitte denken Sie nochmal drüber nach.« Mehr hatte Janine nicht zu sagen. Den Rest mussten Vater und Sohn erledigen.
In Gedanken versunken saß Carl Herweg im Bett. Er bemerkte noch nicht einmal, als sie ihm zunickte und leise das Zimmer verließ.
Auf dem Weg zum Aufzug fühlte sich die ehemalige Krankenschwester traurig und leer. Doch mit jedem Schritt, den sie in Richtung Praxis machte, wurde ihr Kummer leichter, und am Ende siegte die Gewissheit, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Doch noch war ihre Mission nicht erfüllt. Nach einem Blick auf die Uhr stellte sie fest, dass ihr noch genug Zeit blieb, um Lorenz in der Firma zu besuchen.
Janine traf ihn im altmodisch eingerichteten Büro seines Vaters am massiven Nussholzschreibtisch.
»Janine, das ist ja mal eine tolle Überraschung!« Lorenz‘ aschgraues Gesicht verzog sich vor Freude, und lächelnd stand er auf, um seine Freundin mit einer Umarmung zu begrüßen. »Was treibt dich hierher?«
»Ich komme gerade von deinem Vater«, kam sie sofort