Dr. Norden Jubiläumsbox 9 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Jubiläumsbox 9 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Box

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zurückhaltend gewesen, war seinen Fragen ausgewichen und hatte sich schließlich unter einem Vorwand in die Backstube zurückgezogen. Danny war nichts anderes übrig geblieben, als sich von Tatjanas Mitarbeiterin Marla zu verabschieden und in die Praxis zu fahren. In sich gekehrt wie selten legte er die Tüte mit den Backwaren auf den Tresen und ging zur Garderobe.

      Wendy verfolgte jede seiner Bewegungen mit Argusaugen.

      »Stimmt was nicht?«

      »Doch, doch, alles in Ordnung.« Danny hatte keine Lust auf ein Kreuzverhör am frühen Morgen und wollte sich so schnell wie möglich in sein Sprechzimmer zurückziehen.

      Doch Wendy kannte kein Erbarmen.

      »Wenn du einen Kater hast, hol ich dir eine Tablette. Wir sitzen ja an der Quelle!«, scherzte sie und wollte schon aufstehen, als der junge Arzt abwehrend die Hände hob.

      »Nein, nein, danke. Es ist wirklich alles gut.« Er wollte sich abwenden, hatte die Rechnung aber ohne Wendy und ihre Hartnäckigkeit gemacht.

      »Aber einen Kaffee wirst du ja wohl trinken, oder?«, fragte sie und war schon aufgesprungen, um in die kleine Küche zu eilen und ihm eine Tasse einzuschenken.

      Seufzend fügte sich Danny in sein Schicksal und wartete am Tresen auf ihre Rückkehr.

      »Das ist nett von Ihnen«, bedankte er sich artig, als sich Wendy auch schon zu ihm hinüber beugte. Mit gesenkter Stimme stellte sie endlich die Frage, die ihr seit dem vergangenen Abend so sehr auf der Seele brannte.

      »Sag mal, seid ihr denn jetzt richtig verlobt, Tatjana und du?«

      Bevor Danny antwortete, nippte er erst einmal an seinem Kaffee.

      »Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Tatjana wollte heute früh nicht darüber sprechen.«

      Damit schien Wendy gerechnet zu haben und unwillig schüttelte sie den Kopf.

      »Wahrscheinlich hat sie Panik, weil sie plötzlich Angst vor der eigenen Courage bekommen hat«, mutmaßte sie. »Aber keine Sorge. Das ist normal bei jungen Frauen.«

      Interessiert blickte Danny auf. Wendys Worte machten ihm neuen Mut.

      »Wirklich?« Plötzlich fühlte er sich viel belebter. Lag es am Kaffee?

      Wendys Augen leuchteten auf.

      »Aber ja! Am besten, du lässt ihr gar nicht viel Zeit zum Nachdenken und schmiedest gleich Pläne mit ihr. Ich hab dir was mitgebracht.« Voller Elan verschwand Wendy unter ihrem Schreibtisch und tauchte mit drei Zeitschriften wieder auf. »Schau mal. Auf dem Weg in die Praxis hab ich extra einen Umweg über den Kiosk gemacht und die hier gekauft.«

      Ungläubig begutachtete Danny die Titel.

      »›Heiraten heute‹, ›Braut und Bräutigam‹, ›Hochzeitsglocken‹?«, las er einen nach dem anderen vor, ehe er wieder zu Wendy hinübersah. »Wozu brauchen Sie denn die? Ich dachte, Sie sind überzeugter Single.«

      Die langjährige Assistentin lachte laut heraus.

      »Mich bringen keine zehn Pferde mehr vor den Traualtar. Aber bei Tatjana und dir ist das was anderes. Ich finde es wunderschön, dass ihr heiraten wollt«, erwiderte sie aufgekratzt. »Und die Hefte sind natürlich für dich. Damit ihr beiden schon mal wisst, was so alles auf euch zukommt. Eine gute Planung ist das A und O bei solchen Festen.«

      »Ist sie das?«, hakte der frischgebackene Doktor ungläubig nach. Nebenbei blätterte er durch die Hochglanzmagazine. Die Fotos waren verführerisch und machten tatsächlich Lust darauf, sich in die Materie zu vertiefen. »Also gut, Sie haben mich überzeugt. Ich werde sie gleich heute Abend mit Tatjana anschauen. Wer weiß, vielleicht vertreibt das ja ihre Angst ein bisschen.«

      »Ganz bestimmt!«, versicherte Wendy, zufrieden mit dem Erfolg ihres Einkaufs. Jetzt konnte sie sich endlich und mit gutem Gefühl ihrer Arbeit widmen. »Ihre erste Patientin heute Morgen ist übrigens Frau Fröbel. Sie leidet seit Tagen an unerklärlichen Herzschmerzen, die Sie sich bitte mal ansehen möchten.«

      »Schon wieder Karla Fröbel? Muss das sein?«, machte Danny keinen Hehl aus seinem Unmut. »Ihr fehlt rein gar nichts. Dafür macht sie mir die ganze Zeit Avancen, und ich weiß allmählich nicht mehr, wie ich mich zur Wehr setzen soll, ohne sie vor den Kopf zu stoßen.«

      »Vielleicht braucht sie einfach nur ein bisschen Aufmerksamkeit und Zuspruch«, mutmaßte Wendy voller Mitgefühl mit der verzweifelten Mittfünfzigerin. »Es ist sicher nicht schön, in diesem Alter allein zu sein.«

      »Sie sind doch auch allein und machen nicht gerade einen unglücklichen Eindruck«, gab Danny unwillig zurück.

      »Ich hab ja auch eine tolle Arbeit, die mich voll und ganz ausfüllt«, erwiderte die langjährige Assistentin nicht ohne Stolz.

      So blieb Danny nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen. Als er sich mit den Hochzeitsheften in der einen und seinem Kaffee in der anderen Hand auf den Weg in sein Sprechzimmer machte, sah Wendy ihm lächelnd nach.

      »Hallo! Bekomme ich auch einen Kaffee oder verwöhnen Sie ab sofort nur noch junge, gutaussehende Doktoren?«, riss eine deprimierte Stimme sie aus ihren Betrachtungen.

      Erschrocken fuhr Wendy herum.

      »Ach, Chef, Sie hab ich ja gar nicht kommen gehört«, stammelte sie, und eine heiße Röte schoss ihr ins Gesicht.

      »Das hab ich gemerkt. Und gesehen haben Sie mich auch nicht«, setzte der Seniorchef seine Beschwerde unbarmherzig fort. »Hoffentlich gehöre ich jetzt nicht zum alten Eisen und muss mich in Zukunft mit dem zweiten Platz zufrieden geben.«

      Etwas an Dr. Norden seniors Tonfall machte Wendy stutzig, und sie betrachtete ihn genauer. Endlich bemerkte sie das belustigte Lächeln, das um seinen Mund und seine Augen spielte. Erleichtert atmete sie auf und beschloss, sein Spiel mitzuspielen.

      »Ganz im Gegenteil, Herr Doktor«, versicherte sie und stand eifrig auf. »Bitte gehen Sie schon mal in Ihr Zimmer. Ich bringe Ihnen gleich Ihr Frühstück.«

      Dies Mitteilung war mehr, als Daniel sich erhofft hatte.

      »Das klingt überzeugend«, schmunzelte er. »In diesem Fall werde ich ein Auge zudrücken und Ihnen Ihre Unaufmerksamkeit verzeihen.«

      »Sehr gut!« Wendy machte sich auf den Weg in die Küche. Unterwegs blieb sie stehen und drehte sich noch einmal um. »Aber nicht, dass Sie denken, das geht jetzt jeden Tag so.«

      »Nicht?«, mimte Daniel Enttäuschung.

      »Nein. Ich habe Ihrer Frau versprochen, Sie nicht zu sehr zu verwöhnen.« Die beiden tauschten vertraute Blicke und lachten im selben Moment belustigt auf. Dann gingen sie in verschiedenen Richtungen davon, um das zu tun, was sie vorhatten.

      Während Wendy ein Tablett herrichtete, dachte sie wieder einmal darüber nach, dass sie den besten Arbeitsplatz der Welt hatte. Um ihn zu behalten, würde sie auch beiden Chefs Frühstück ins Zimmer bringen. Täglich. Doch wissen mussten das weder Danny noch Daniel Norden.

      *

      »Der Stretching Table ist ein hochmodernes Gerät, das meine Ingenieure neu entwickelt haben.« Carl Herweg

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