Dr. Norden Jubiläumsbox 9 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Und wozu braucht man so einen Stretching Table?«, erkundigte sie sich und versuchte, sich ihre Langeweile nicht zu sehr anmerken zu lassen.
»Das wissen Sie nicht? Er dient zum Strecken und Trocknen im histologischen Labor und ist in den Bereichen Forschung, Routine und Industrie einsetzbar«, schnaubte der alte Patriarch abfällig. »Ich dachte, Sie sind Krankenschwester.«
Janine legte die Zeitschrift beiseite, in der sie gelesen hatte, und lächelte ihn engelsgleich an. Wenn sie schon in den sauren Apfel beißen und den unsympathischen Mann rund um die Uhr pflegen musste, so wollte sie sich nicht auch noch von ihm provozieren lassen. Das hatte sie sich insgeheim vorgenommen. Egal, wie schwer es ihr fallen mochte.
»Stimmt, ich bin gelernte Krankenschwester. Aber keine Laborantin«, wies sie Carl Herweg freundlich auf sein Versehen hin.
Ehe er eine Antwort geben konnte, klopfte es, und Lorenz kam herein. Wie zuvor vereinbart begrüßte er Janine mit einem zurückhaltenden Nicken und trat an das Bett seines Vaters.
»Hallo, Vater, wie geht’s dir?«
»Ach, ich hatte nur Muskelkrämpfe«, winkte Carl Herweg abfällig und musterte die Blumen, die sein Sohn ihm gebracht hatte. »Was soll ich mit diesem Gemüse? Das Geld hättest du dir sparen können.« Zum Zeichen, dass das Gespräch an dieser Stelle für ihn beendet war, wandte er sich wieder an Janine. »Aber bei Dr. Norden arbeiten Sie doch auch manchmal im Labor«, nahm er den Gesprächsfaden sehr zu Janines Leidwesen wieder auf.
»Das stimmt. Aber …«
»Sehen Sie!«, triumphierte der Alte grimmig. »Schon allein deshalb müssten Sie wissen, was ein Stretching Table ist.«
Janine spürte, wie der Ärger in ihr zu kochen begann. Sie schickte Lorenz einen funkelnden Blick und stand auf.
»Jetzt, da du da bist, kann ich mich ja mal nach dem CT erkundigen«, teilte sie ihrem Freund mit und ging zur Tür. »Bis später.« Sie hob die Hand zum Gruß und verschwand aus dem Zimmer.
Kaum hörbar fiel die Tür hinter ihr ins Schloss. Der alte Herweg blickte ihr nach und konzentrierte sich schließlich auf seinen Sohn.
»Du musst die Kunden und Mitarbeiter informieren«, befahl er barsch.
Nur mit Mühe konnte Lorenz ein Stöhnen unterdrücken. Er hatte gehofft, dass sein Vater durch die Krankheit weicher, empfindsamer werden würde. Vergeblich, wie er in diesem Augenblick feststellte.
»Ja, natürlich werde ich sie darüber informieren, dass du im Augenblick unpässlich bist.«
»Unpässlich!«, schnaubte Carl Herweg und schüttelte den Kopf. »Wie das klingt.«
Sein Sohn stand neben dem Bett. Er biss sich auf die Unterlippe, sagte aber nichts.
»Außerdem brauche ich ein paar Sachen.«
»Alles in Ordnung. Ich …«, hub Lorenz zu einer Erklärung an. Doch weiter kam er nicht.
»Vielleicht hörst du mir erst mal zu, was ich überhaupt brauche!«, blaffte sein Vater ihn an. »Du weißt genau, dass ich diese Dazwischen-Quatscherei nicht ausstehen kann.«
Lorenz war lange Zeit in Amerika gewesen und hatte vergessen, wie sich sein Vater seiner Umwelt gegenüber benahm. Auf einmal verstand er Janines Zögern, als er sie gebeten hatte, den alten Patriarchen zu betreuen. Er ahnte, welches Opfer er von ihr verlangt hatte. Und konnte es doch nicht ändern.
»Also schön«, seufzte er schließlich ergeben und zog sein Mobiltelefon aus der Tasche, um die Wünsche seines Vaters zu notieren. »Was brauchst du?«
Einen Moment lang haderte der alte Herweg mit sich, ob er Lorenz erneut kritisieren sollte, verzichtete dann aber darauf. Stattdessen begann er zu diktieren.
*
»Ich kann vor Schmerzen kaum mehr schlafen!«, seufzte Karla Fröbel theatralisch, als sie vor Danny Nordens Schreibtisch saß.
Schon im Vorfeld hatte der junge Arzt ein EKG angeordnet. Die Aufzeichnungen lag jetzt vor ihm auf dem Tisch.
»Das EKG ist völlig unauffällig«, erklärte er so geduldig wie möglich. Seit Wochen kam die aufgetakelte Blondine unter fadenscheinigen Gründen zu ihm in die Sprechstunde. Bisher hatte er kein einziges Mal eine Erkrankung feststellen können.
»Glauben Sie mir etwa nicht?« Beleidigt schürzte Karla Fröbel die vollen Lippen. Es war unschwer zu erkennen, dass sie ihrem jugendlichen Aussehen auf die Sprünge geholfen hatte.
»Natürlich glaube ich Ihnen. Immerhin könnten Ihre Beschwerden auch psychosomatischer Natur sein«, zeigte sich Danny verständnisvoll und tippte seine Erkenntnisse in den Computer. »Leiden Sie momentan sehr unter Stress? Gibt es Probleme in der Familie, die Ihnen Sorgen bereiten?«
Karla Fröbel schüttelte den blondierten Kopf.
»Meine Eltern sind schon lange tot, zur Familie meiner Schwester habe ich keinen Kontakt. Seit meiner Scheidung bin ich allein in München.« Mitleidheischend riss sie die Augen auf.
Dabei sah sie so komisch aus wie eine Comicfigur, und um ein Haar hätte Danny laut aufgelacht. Gerade noch rechtzeitig konnte er sich beherrschen.
»Und was ist mit Ihrer Arbeit?«
»Die läuft hervorragend. Als selbstständige Antiquitätenhändlerin kann ich viele Prominente zu meinen Kunden zählen«, berichtete die Patientin nicht ohne Stolz und ganz so, als wollte sie Danny damit beeindrucken.
Doch das Gegenteil war der Fall. In den Augen des pragmatischen Arztes gab es kaum Sinnloseres, als für alte Möbel astronomische Summen auszugeben.
»Möglicherweise macht Ihnen das Alleinsein mehr zu schaffen, als Sie denken, und deshalb ist Ihr Herz so schwer. Das kann schon mal so weit gehen, dass solche Schmerzen entstehen.« Im Stillen dankte er seiner Mutter für ihren Ausflug in die Kinder- und Jugendpsychiatrie, dem er einiges psychologische Wissen zu verdanken hatte.
Karla Fröbel legte den Kopf schief und blinzelte ihn unter schwarz getuschten Wimpern an.
»Das kann natürlich sein, Herr Doktor«, säuselte sie. »Können Sie mich trotzdem vorsichtshalber untersuchen? Wenn ich weiß, dass organisch alles in Ordnung ist, bin ich ein bisschen beruhigter.«
Eine körperliche Untersuchung hatte Danny unter allen Umständen vermeiden wollten. Da ihm aber keine geeignete Ausrede einfiel, musste er schließlich in den sauren Apfel beißen.
»Bitte kommen Sie mit!«, forderte er Karla auf und brachte sie hinüber zur Untersuchungsliege. »Bitte machen Sie den Oberkörper frei.«
Darauf schien Karla Fröbel nur gewartet zu haben und riss sich förmlich die Bluse vom Leib, dass sie nur noch bekleidet mit einem weißen Spitzen-BH vor Danny stand und ihn engelsgleich anlächelte. Er setzte das Stethoskop auf die Ohren und wollte sie eben abhören, als sie kurzerhand nach seiner Hand griff und sie auf ihren wogenden Busen legte.
»Hier, genau hier tut es weh«, erklärte sie.
Erschrocken zog Danny die Hand zurück.
»Schon