Dr. Norden Jubiläumsbox 9 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Jubiläumsbox 9 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Box

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Dort legte sie sich angezogen ins Bett, zog die Bettdecke bis übers Kinn und stellte sich schlafend.

      Doch sie hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Gleich darauf hörte sie Dannys Schritte in der Wohnung, und es dauerte nicht lange, bis er das Schlafzimmer betrat. Tatjanas Herz schlug so heftig in ihrer Brust, dass sie meinte, er könne es hören.

      Danny machte kein Licht, und Tatjana bemerkte, wie er sich auf seine Seite ins Bett legte und nah an sie heranrutschte. Ein verführerischer Duft stieg ihr in die Nase, und ihr Magen knurrte laut und deutlich.

      »Kartoffeln sind so faszinierend«, murmelte Danny vor sich hin, als führte er ein Selbstgespräch. »Aus ihnen kann man Chips machen und Pommes und sogar Wodka. Jedes andere Gemüse sollte sich schämen.«

      Dicht an Tatjanas Ohr raschelte eine Papiertüte, und der Duft brachte sie fast um den Verstand. Obwohl sie sich vorgenommen hatte, stark zu bleiben, konnte sie sich nicht länger beherrschen. Mit einem gezielten Griff schnappte sie ihrem Freund die Tüte weg. Gleich darauf war nur noch Rascheln, Knuspern und Kauen zu hören.

      »… Kartoffelspiralen… Wahnsinn… lecker …« Ihr Mund war so voll, dass Danny nur jedes zweite Wort verstand. »Woher…eigentlich…wach bin?«

      »Ich hab das Licht in der Wohnung gesehen und wusste, dass du noch wach bist. Außerdem kenne ich dich inzwischen gut genug, um zu wissen, dass du Hunger hast.«

      Inzwischen hatten sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt, und lächelnd betrachtete er Tatjanas Silhouette. Unmöglich, dieser faszinierenden Frau länger als ein paar Minuten böse zu sein.

      »Geht’s dir jetzt besser?«, erkundigte er sich, als das Kauen und Knuspern weniger wurde, ein deutliches Zeichen dafür, dass sich die Tüte allmählich geleert hatte.

      »Du weißt doch, dass ich zum Tier werde, wenn ich hungrig bin«, murmelte Tatjana und war ein klein wenig schuldbewusst. »Tut mir leid, dass ich dich vorhin so angefahren habe.«

      »Mir tut es leid, dass ich dich so überrumpelt habe mit meinen Hochzeitsplänen.« Danny beugte sich hinüber zu seinem Nachtkästchen und schaltete die Nachttischlampe ein, um seine Freundin besser sehen zu können. Das Licht fiel auf beide Gesichter. Doch Tatjana hatte schon an seiner Stimme bemerkt, dass er traurig war. »Ich hatte nicht gedacht, dass es so schlimm ist, mich zu heiraten.«

      Tatjana erschrak. Sie hatte nicht geahnt, dass er ihr Zögern so interpretieren würde.

      »Aber das ist es doch auch nicht. Es ist nur…es ist …« Sie hielt inne und schluckte an den Tränen, die ihr in die Augen stiegen.

      Erschrocken zog Danny ein Taschentuch hervor und reichte es ihr. Es kam nicht oft vor, dass seine Freundin weinte.

      »Was ist es? Hab ich dir was getan? Liebst du mich denn nicht mehr?«

      »Natürlich liebe ich dich. Wäre ich sonst mit dir zusammen?«, schimpfte Tatjana, böse darüber, dass sie an diesem Abend so emotional war.

      »Aber vielleicht willst du ja trotzdem aus irgendeinem Grund nicht mit mir zusammen bleiben«, versuchte Danny, seine Freundin zu verstehen.

      »Natürlich will ich das«, schniefte sie.

      »Warum willst du mich dann nicht heiraten?«

      »Aber das hab ich doch gar nicht gesagt.« Allmählich verlor Tatjana die Geduld. »Ich fühle mich nur so unter Druck gesetzt. Als ob wir einen Plan zu erfüllen hätten. Zuerst die Doktorarbeit, dann die Hochzeit, ein Haus bauen, Kinder bekommen oder meinetwegen adoptieren, einen Baum pflanzen. Das ist einfach nicht mein Ding. Ich will das nicht so!«

      »Wenn nicht mit der Hochzeit, womit willst du denn dann anfangen?« Allmählich schöpfte der junge Arzt neue Hoffnung.

      »Mit einer Tüte Kartoffelspiralen«, platzte Tatjana heraus.

      Unwillkürlich musste Danny lachen.

      »Ich sollte mir nochmal überlegen, ob ich DICH heiraten will. Am Ende frisst du mir noch alle Haare vom Kopf, und ich ende als Bettler irgendwo in den Straßen von München.«

      »Dann werde ich dich suchen und dir einen Euro in den Pappbecher werfen.« Tatjana hatte ihre Tränen getrocknet und rappelte sich im Bett hoch, um sich gemütlich hinzusetzen. Das Lächeln auf ihren vollen, breiten Lippen war noch verhalten, doch in ihren dunkelblauen Augen blitzte schon wieder der Schalk.

      Nur mit Mühe konnte Danny ihr widerstehen.

      »Hab ich dir eigentlich schon gesagt, wie furchtbar großzügig du bist?«, fragte er mit vor Verlangen rauer Stimme.

      »Warte, lass mich nachdenken.« Tatjana lehnte sich zurück und sah Danny aus schmalen Augen an. »Du hast mir gesagt, dass ich wunderschön bin und klug und geschäftstüchtig. Außerdem ist meine Figur atemberaubend, und meine Backwaren sind sowieso unerreicht …«, zählte sie jedes Kompliment auf, das ihr einfiel. Nur mit Mühe konnte sie ein belustigtes Lachen verkneifen. Denn dass Dannys Blick von Liebe verklärt und sie nicht die Wunderfrau war, die er in ihr sehen wollte, wusste sie sehr genau. »Aber großzügig…nein, das war noch nicht dabei.«

      »Gut, dann ergänze ich meine Liste um diese Eigenschaft«, murmelte er und wollte sie küssen, als sie ihn energisch von sich schob.

      »Moment! Vorher muss ich noch was essen. Wo hast du die restlichen Kartoffelspiralen versteckt?«, fragte sie ihn erbarmungslos.

      »Woher weißt du… in der Küche«, gab sich Danny grinsend geschlagen. Er war grenzenlos erleichtert darüber, dass die angespannte Stimmung der üblichen, scherzhaften Leichtigkeit gewichen war. Bevor er Gelegenheit hatte aufzustehen, war Tatjana schon aus dem Bett gesprungen. »Und wenn du schon in die Küche gehst, kannst du gleich den Kuchen mitbringen, den Lenni mir für dich mitgegeben hat.«

      »Meinst du diese Kekse da?«, rief Tatjana gleich darauf aus der Küche zurück.

      »Das ist Butterkuchen!«, erklärte Danny mit Nachdruck, als Tatjana mit einem Tablett, vollgeladen mit Kartoffelspiralen, Schokolade und Butterkuchen ins Bett zurückkehrte.

      »Kuchenstücke unter 300 Gramm sind Kekse für mich«, erklärte sie im Brustton der Überzeugung und ließ zum Beweis gleich ein ganzes Stück mit zwei Bissen in ihrem Mund verschwinden. Dann endlich ließ sie sich willig von Danny in die Arme schließen.

      »Solange du mich nicht verlässt, bin ich ganz deiner Meinung«, raunte er ihr zu und küsste die Kuchenbrösel aus ihrem Mundwinkel.

      »Ehrlich gesagt hatte ich genau das Gegenteil vor«, gluckste Tatjana im Überschwang der Gefühle. Für einen Augenblick hatte sie die Gründe für ihre Angst vor einer Ehe vergessen. »Vielleicht heirate ich dich ja doch! Aber zuerst muss ich noch mehr essen.«

      *

      In dieser Nacht schlief Daniel Norden tief und fest neben seiner Frau und träumte vom vergangenen Urlaub, als ihn die Wirklichkeit schneller als erwartet wieder einholte.

      »Daniel, du musst sofort kommen!«, erklärte Jenny Behnisch entschieden in den Hörer, nachdem er sich schlaftrunken gemeldet hatte. »Carl Herweg geht es wieder schlechter. Vor allem die Muskeln auf der rechten Körperseite bereiten Beschwerden.«

      »Gut. Ich bin sofort da!« In Windeseile zog sich Daniel an. Er beugte

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