Das Dekameron. Giovanni Boccaccio
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Er verließ sie, leidenschaftlich verliebt, und dachte von Stund an nicht mehr an den Krieg, er dachte an nichts, als wie er sie dem Herzog rauben könne; doch wusste er seine Liebe vor jedermann meisterhaft zu verheimlichen. Indem er in diesem Feuer glühte, kam die Zeit, dass man dem Fürsten entgegenrücken musste, der sich schon den Grenzen des Herzogs nahte. Der Herzog, Constantius und alle Übrigen brachen demnach von Athen auf, um die Stellung an der Grenze zu nehmen, wodurch man dem Fürsten das Eindringen verwehren konnte. Da sie nun in dieser Stellung einige Zeit blieben, die Sinne des Constantius beständig auf die Dame gerichtet waren und er glaubte, jetzt, während der Abwesenheit des Herzogs, am leichtesten zu seinem Ziel gelangen zu können, stellte er sich, um eine Gelegenheit zu haben, nach Athen zu kommen, sehr krank. Nachdem ihm der Herzog Urlaub gegeben hatte, übergab er den Befehl über seine Leute dem Prinzen Emanuel und ging nach Athen zu seiner Schwester. Nach einiger Zeit lenkte er das Gespräch auf den Verdruss, den sie über des Herzogs Vertraulichkeit mit der fremden Dame geäußert hätte, und sagte, wenn sie es zufrieden wäre, so wollte er dem bald abhelfen und die Dame entführen lassen. Die Herzogin, die sich einbildete, dass er das aus Liebe zu ihr und nicht zu der Dame täte, bezeigte sich sehr zufrieden damit; doch empfahl sie ihm, sich so zu benehmen, dass der Herzog nie erführe, dass sie darin eingewilligt hätte. Dieses sagte ihr Constantius heilig zu, und die Herzogin erlaubte ihm, sein Vorhaben nach seinem Gutdünken auszuführen. Constantius ließ also in der Stille ein kleines bewaffnetes Fahrzeug rüsten und an einem Abend, nahe bei dem Lustschlosse, das Alatiel bewohnte, vor Anker legen. Nachdem er der Mannschaft auf dem Schiffe die nötigen Verhaltungsmaßregeln gegeben hatte, ging er mit einigen anderen nach dem Palaste der Dame und ward von ihren Dienern und der Dame selbst freundlich empfangen. Sie trat mit ihm auf seine Bitte in Begleitung ihrer und seiner Leute in den Garten. Unter dem Vorwande, dass er ihr etwas im Namen des Herzogs zu sagen hätte, ging er allein mit ihr durch ein Pförtchen hinaus an das Ufer der See, wo er den Seinigen auf dem Schiffe ein Zeichen gab, worauf sie sich plötzlich der Dame bemächtigten und sie an Bord brachten. Er selbst rief ihren Leuten im Garten zu: „Keiner rühre sich oder mache Lärm, wenn er nicht sterben will, denn ich bin nicht willens, dem Herzog ein Weib zu rauben, sondern nur den Schimpf abzuwenden, den er meiner Schwester antut.“ Niemand wagte es, ihn anzutasten. Constantius schiffte sich mit den Seinigen ruhig ein, setzte sich neben die weinende Schöne und befahl, die Ruder zu lösen und davonzufahren. Sie schienen mehr durch die Wellen zu fliegen als zu rudern und kamen schon am folgenden Morgen, fast bei Tagesanbruch, nach Egina. Hier stiegen sie ans Land, und Constantius ruhte aus in den Armen der Dame, der nichts anderes übrig blieb, als ihre unglückselige Schönheit zu beseufzen und sich in Geduld zu schicken. Darauf schifften sie sich wieder ein und steuerten nach Chios, wo sie in wenigen Tagen ankamen. Hier beschloss Constantius, als an einem sichern Orte, zu bleiben, teils um den Vorwürfen seines Vaters auszuweichen, teils um nicht Gefahr zu laufen, seiner Geliebten beraubt zu werden, die hier noch manchen Tag ihr Unglück beweinte, endlich aber sich von Constantius wie schon vorher trösten und sich dasjenige gefallen ließ, was ihr das Schicksal beschieden hatte. Indem nun alles solchergestalt wieder in seinem Geleise ging, kam von ungefähr Osbek, der Sultan der Türken, welcher in beständiger Fehde mit dem griechischen Kaiser lebte, nach Smyrna und hörte, dass Constantius unbesorgt auf Chios weile und sich da mit einem geraubten Mädchen gütlich täte. Er rüstete demnach einige leichte Fahrzeuge aus, womit er in der Nacht nach Chios kam. Er landete in der Stille mit seiner Mannschaft und holte manchen aus seinem Bette, ehe er gewahr ward, dass Feinde im Lande waren. Einige, die zu den Waffen griffen, machte er nieder, raubte und plünderte, sengte und brannte und ging mit der Beute und den Gefangenen wieder an Bord und nach Smyrna. Hier fand Osbek, der noch ein junger Mann war, unter den Gefangenen die schöne Alatiel. Als er erfuhr, dass sie dieselbe wäre, die Constantius bei sich gehabt und die man ihm im Schlafe von der Seite gerissen hätte, so säumte er nicht, sie zu seiner Gemahlin zu erheben. Er feierte sogleich die Hochzeit und genoss mehrere Monate vergnügt mit ihr die Freuden der Liebe. Der griechische Kaiser hatte inzwischen, schon ehe dieses vorgefallen war, mit Bassano, dem Könige von Kappadozien, Unterhandlungen gepflogen, dass dieser dem Osbek von einer Seite mit seiner Macht ins Land fallen solle, indes er selbst ihn von der anderen Seite angriffe. Sie waren aber nicht völlig darüber einig geworden, weil der Kaiser in einige Forderungen des Bassano, die ihm zu hart schienen, nicht hatte einwilligen wollen. Wie er aber hörte, was seinem Sohne geschehen war, und sich sehr darüber grämte, bewilligte er ohne weitere Umstände die Forderungen des Kappadoziers und trieb ihn an, sobald als möglich in Osbeks Gebiet zu fallen, indem er sich von der anderen Seite anschickte, dasselbe zu tun. Als Osbek dies vernahm, zog er geschwind sein Heer zusammen und eilte, damit ihn seine beiden Nachbarn nicht zwischen zwei Feuer bringen möchten, dem König von Kappadozien entgegen. Seine schöne Geliebte ließ er in Smyrna unter der Aufsicht eines treuen Dieners zurück. Da die Heere bald darauf einander begegneten, kam es zu einem Treffen, in welchem Osbek erschlagen und sein Heer gänzlich überwunden und zerstreut ward. Dem siegreichen Bassano stand demnach der Weg nach Smyrna offen, und jedermann unterwarf sich