Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg Im Sonnenwinkel Staffel

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unter ihnen gab, die nur darauf warteten, dass sie wieder aus dem Zimmer ging, um dann weiterzutuscheln. Aber sollten sie es doch, solange sie die anderen nicht störten.

      Maxi schlief noch nicht. Er wartete darauf, dass ihm Ursula noch eine Geschichte erzählte, und das tat sie auch.

      Die Anhänglichkeit des Jungen machte sie glücklich und gab ihr das beruhigende Gefühl, dass sie doch wohl nicht ganz untauglich als Mutter war.

      »Weißt du, Schwester Ursula, wenn Papis Frau ein bisschen so wie du gewesen wäre, hätten wir es sicher schön gehabt«, bemerkte Maxi.

      Er sagte nicht »meine Mutter«, und das stimmte Ursula sehr nachdenklich.

      Hatte er niemals das Gefühl gehabt, verlassen worden zu sein?

      »Es wäre für Papi doch auch schön, wenn er abends mal jemanden hätte, mit dem er reden könnte«, fuhr Maxi fort, als Ursula schwieg.

      »Er hat ja seinen Sohnemann«, entgegnete sie weich.

      »Aber ich schlafe doch schon immer so früh ein, und dann sitzt er allein mit seinen Büchern. Meinst du nicht, dass es ihm gefallen würde, wenn sich auch mal einer um ihn kümmert und er nicht alles selber machen muss?«

      Ursula konnte sich das alles nicht vorstellen. Sie kannte nur Alf als Ehemann, und der ließ sich gern von seiner Frau verwöhnen.

      Und Walter? Du liebe Güte, er hätte bestimmt nichts angerührt. Wo hatte sie da nur ihren Verstand gehabt. Aber den verlor man wohl doch, wenn man verliebt war.

      Maxi spürte offenbar, dass sie sich zu seinen Gedanken nicht äußern wollte.

      »Darf ich morgen mal dein kleines Mädchen besuchen?«, fragte er.

      »Morgen noch nicht, Maxi, aber übermorgen geht es ihr vielleicht schon so gut, dass du dich ein bisschen mit ihr unterhalten kannst. Und nun schlaf gut, Kleiner.«

      Sie beugte sich hinab und küsste ihn leicht auf die rechte Wange.

      »Auf die andere bitte auch«, wisperte er. »Du bist sehr lieb, Schwester Ursula.«

      *

      »So, jetzt gehen Sie aber an die frische Luft«, erklärte Dr. Fernand energisch, als sie sich auf dem Gang trafen. »Sie sind ja überhaupt noch nicht vor die Tür gekommen. Keine Widerrede«, winkte er ab. »Befehl vom Chef.«

      Er zwang sie förmlich dazu. Ursula holte ihren Mantel. Der Himmel war sternenklar und die Luft mild. Die Tannen dufteten, und zwischen ihren Wipfeln lugte die silberne Sichel des Mondes hervor.

      Tief atmete sie die würzige Luft ein, und sie spürte, wie ihre Schritte leichter und beschwingter wurden.

      Plötzlich tauchte aus dem Schatten der Bäume eine Gestalt auf.

      Ursula erschrak. Doch gleich vernahm sie eine vertraute Stimme: »Vor mir brauchen Sie sich nicht zu fürchten, Schwester Ursula.«

      Es war Hartmut Raimund. Ursula war nicht mehr erschrocken, aber überrascht.

      »Sie sind noch hier?«, stammelte sie.

      »Ich habe den Thewalds einen Besuch gemacht. Sie kennen sie noch gar nicht. Es sind die Verwalter. Sie haben drei Waisenkinder adoptiert, von denen zwei in meiner Schule sind. Der Schorsch und der Frieder.«

      »Gleich drei Kinder?«, fragte Ursula ungläubig.

      »Es sind Geschwister. Es war damals ein entsetzliches Unglück. Ein Schulausflug. Der Bus kam ins Schleudern und stürzte einen Hang hinunter. Der Busfahrer, eben der Vater von diesen drei Kindern, und die Lehrerin kamen dabei ums Leben. Das war der Anlass, dass die Sternseeklinik gegründet wurde.«

      »Davon weiß ich noch gar nichts«, bemerkte Ursula leise.

      »Sie hatten ja auch andere Sorgen. Und ich bin richtig schwatzhaft.« Er lächelte verlegen.

      »Ich würde gern mehr erfahren, aber Sie haben jetzt sicher keine Zeit mehr.«

      Wie konnte sie das nur sagen. Klang es nicht aufdringlich? Hartmut empfand es nicht so.

      »Ach, ich habe viel Zeit«, entgegnete er. »Hefte habe ich heute nicht mehr zu korrigieren, und manchmal sind die Abende schon arg lang. Haben Sie unser Dorf überhaupt schon mal gesehen?«

      »Nein, dazu hatte ich auch noch keine Zeit. Ich bin heute zum ersten Mal draußen. Auf Befehl des Chefs«, fügte sie lächelnd hinzu.

      »Es wird Ihnen guttun. Die Luft ist herrlich. Jetzt kommt der Frühling mit Macht.«

      Ja, man roch ihn. Ein ganz neues Lebensgefühl durchströhmte Ursula.

      »Jetzt werden Sie Maxi bald wiederhaben«, meinte sie, als sie seinen Blick forschend auf sich ruhen fühlte. »Er fehlt Ihnen doch sehr.«

      »Ja, er fehlt mir sehr. Sie müssen das verstehen. Er war immer mein Kind. Er hatte nicht eine Mutter, wie Sie es sind.«

      Ursula senkte den Kopf.

      »Sie verkennen mich, Herr Raimund. Sie schätzen mich zu hoch ein«, sagte sie mit belegter Stimme. »Ich habe mein Kind weggegeben, als es zwei Jahre war. Ich war nicht dazu in der Lage, es selbst zu ernähren. Sie sind ein besserer Vater, als ich eine Mutter bin.«

      »Warum klagen Sie sich an?«, fragte er ruhig. »Es muss triftige Gründe gegeben haben, dass Sie das taten. Das ist etwas anderes, als wenn eine Mutter aus nichtigen Gründen ihr Kind verlässt. Sehen Sie, ich wünschte mir Kinder. Hanna wusste das. Es ist müßig, darüber zu reden. Ich habe mir lange genug den Kopf darüber zerbrochen, was ich wohl falsch gemacht habe.«

      »Ich weiß, was ich falsch gemacht habe«, erklärte Ursula. »Ich bin blind und taub ins Unglück getappt.«

      »Vielleicht kann ich das auch von mir sagen, und dennoch verzeihe ich Hanna alles, weil ich Maxi habe. Ich hoffe, dass Sie um Ihres Kindes willen auch so denken können.«

      »Was diesen Mann anbetrifft, guter Gott, das ist vorbei«, entgegnete Ursula. »Was mich bedrückt, ist die Tatsache, dass ich meiner Kusine das Kind gab, dass es ihr so ans Herz gewachsen ist und ich es nun wieder weggenommen habe. Ich frage mich immer wieder, ob ich das Recht dazu habe.«

      »Sie sind doch Dagmars Mutter.«

      Ihr Blick wanderte zum Himmel empor.

      »Ja, ich bin ihre Mutter. Entschuldigen Sie, dass ich über Dinge spreche, die Sie sicher gar nicht interessieren. Ich bin sonst nicht so mitteilsam.«

      Mit einem scheuen Lächeln streckte sie ihm die Hand entgegen, die er mit warmem Griff umschloss.

      »Sie wissen, dass Ihr Kind Ihnen gehört, Herr Raimund. Ich weiß das nicht«, bemerkte sie stockend. »Ich muss mir Dagmars Liebe erst erringen.«

      »Das wird Ihnen bestimmt gelingen. Maxi mag Sie doch auch, und das ist beinahe ein Wunder. Er hat Frauen immer aus der Distanz betrachtet«, sagte Hartmut Raimund mit einem leisen Lachen.

      Sie wartete, bis das Knattern seines kleinen Autos verklang. Dann ging sie langsam zur

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