Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg Im Sonnenwinkel Staffel

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es richtig genießen werden.«

      »Es wäre schön«, erwiderte Otto Behrend leise. »Es wäre sehr schön, wohl der schönste Tag in meinem Leben.«

      »Es ist auch ein schöner Tag«, bemerkte Anton Richter. »In diesem Jahr der erste richtige, warme Frühlingstag. Wir hatten einen späten und langen Winter. Und morgen ist schon der erste Mai. Wenn Sie noch etwas wünschen, läuten Sie doch bitte, Herr Behrend. Meine Frau macht unten schon alles bereit.«

      *

      Stefan hatte sich an diesem Tag freigeben lassen, und dafür hatte Felix Münster volles Verständnis gehabt!

      Er hatte gut gefrühstückt und war keineswegs in gedrückter Stimmung.

      Er las in aller Ruhe die Zeitung, während Sabine schon wieder in ihrem Zimmer verschwunden war.

      »Du hast gesagt, dass Paps und Mutti kommen würden«, sagte Anschi.

      »Sie werden schon kommen. Mach dich doch nicht nervös, Liebling«, erklärte er.

      Er wusste sehr genau, dass seine Schwiegereltern schon gestern Abend in Hohenborn angekommen waren und sich dort ein Hotelzimmer genommen hatten.

      Wenn Norma auch bis jetzt ihren Mund gehalten hatte, so fürchtete Herbert Kerst doch, dass sie nicht durchhalten würde, wenn Anschi Fragen stellte. Und gerade für Anschi sollte alles eine Überraschung sein.

      »Dich kann wohl gar nichts aus der Ruhe bringen«, ereiferte sich Anschi. »Was ist eigentlich mit Herrn Behrend? Hat er es sich nicht anders überlegt?«

      »Schäfchen, es ist doch sein Ehrentag. Er ist schon seit gestern Abend im Seeblick. Damit du wenigstens diesbezüglich beruhigt bist.«

      Sabine hörte es, wie er es sagte. Sie hatte gerade nachschauen wollen, ob die ersten Maiglöckchen nun doch schon aufgeblüht waren.

      Im Seeblick war der Opa! Ihr kleines Herz begann ungestüm zu klopfen.

      Ganz leise lief sie wieder die Treppe hinauf. Da lag der Brief, den sie ihm in jener Nacht geschrieben hatte, auf dem Tisch, und das Bild, das sie ihm gemalt hatte. Schnell nahm sie es an sich, huschte zur Tür und lauschte.

      Aus dem Esszimmer kamen Stefans und Anschis Stimmen, aber Sabine hörte nicht, was sie sagten. Sie wollte auch gar nichts mehr hören. Sie hoffte nur, dass man nicht bemerken würde, dass sie das Haus verließ.

      Aber es war so wie an jenem Nachmittag, als sie angstvoll davongelaufen war. Ganz leise zog sie die Tür hinter sich ins Schloss.

      Diesmal hatte sie keine Angst, als sie schnell die Straße entlanglief. Diesmal lief sie auch nicht in den Wald hinein, sondern zum Seeblick. Ihr war auch nicht kalt, obgleich sie schon das leichte Festtagskleidchen angezogen hatte.

      Carla Richter kam gerade aus dem Speisesaal, als Sabine zur Tür hereinkam. Ganz verblüfft sah sie das Kind an.

      »Wohnt mein Opa wirklich bei euch?«, fragte Sabine, noch völlig außer Atem.

      Carla nickte. »Er ist noch in seinem Zimmer. Willst du zu ihm?«, fragte sie, und erst dann wurde es ihr richtig bewusst, welche Verbindung zwischen Otto Behrend und diesem Kind bestand.

      »Welches Zimmer ist es denn?«, fragte Sabine flüsternd. »Ich wollte ihm nur etwas an die Tür stecken.«

      »Zimmer drei, das mit dem Balkon«, sagte Carla. »Du kannst aber auch zu ihm gehen. Er wird beim Frühstücken sein.«

      Auf Zehenspitzen ging Sabine die Treppe hinauf. Zimmer drei lag am Ende des Ganges. Die weichen Läufer verschluckten ihre Schritte. Doch als sie sich mühte, den Brief und das Bild so hinzustellen, dass man beides gleich sehen konnte, wurde die Klinke niedergedrückt. Otto Behrend stand vor seiner Enkelin, die ihre kleinen Hände fest aneinanderpresste.

      »Lieber Opa, ich wollte dir nur etwas bringen«, stammelte Sabine. »Etwas, was keiner sonst zu sehen braucht.«

      »Binchen!«, flüsterte er, und seine Augen wurden feucht. Und dann nahm er sie in die Arme, hielt sie an sich gedrückt und presste seine Lippen in ihr Haar.

      »Ich will jetzt bestimmt immer lieb zu dir sein«, flüsterte Sabine. »Ich laufe nie wieder weg. Viel Glück wünsche ich dir zu deinem Geburtstag, lieber Opa.« Und sie kostete es aus, ihn so nennen zu können.

      »Nun wird es doch noch der schönste Tag meines Lebens«, sagte Otto Behrend leise. »Du weißt ja nicht, wie viel du mir schenkst, Binchen.«

      »Bloß ein Bild und einen Brief.« Und dann schlang sie die Arme um seinen Hals und fügte hinzu: »Und einen Kuss.«

      Und ihre weichen Lippen fingen die Träne auf, die über seine Wange rann.

      *

      Anschi stand am Fenster. Ihr wurden die Minuten zur Ewigkeit.

      »Drüben, an dem Haus in der Herbststraße, wird jetzt aber tüchtig gearbeitet«, bemerkte sie, um sich abzulenken. »Da wird bald wieder jemand einziehen.«

      »Sicher, mein Liebling. Wir sind nicht die ersten und werden nicht die letzten sein. Aber ich glaube, so langsam sollten wir uns fertigmachen.«

      Anschi lehnte ihre Stirn an das Fenster.

      »Über das Bild von Sabine wird er sich doch wohl freuen«, sagte sie leise. »Was soll man einem Mann schenken, der alles besitzt.«

      »Alles? Ich glaube, das Wichtigste im Leben fehlte ihm, oder sagen wir besser, er hat es früh verloren. Aber das Bild ist gut gelungen. Darüber wird er sich bestimmt freuen.«

      »Mir ist alles unheimlich. Ich werde keinen Bissen über die Lippen bringen«, flüsterte sie.

      »Sag jetzt Sabine, dass sie sich bereit halten soll«, meinte Stefan aufmunternd. »Die ersten sollten wir schon sein, die ihm gratulieren.«

      Er rückte seine Krawatte zurecht und lächelte. Doch da stand Anschi wieder in der Tür. Ihr Gesicht war fahl.

      »Sabine ist wieder weggelaufen!«, brachte sie bebend über die Lippen.

      »Das gibt es doch nicht!«, stöhnte Stefan. Doch im selben Augenblick läutete es.

      Automatisch drückte Stefan auf den Türöffner, und gleich darauf erschien Sabine.

      »Ich war nur mal schnell bei Opa im Seeblick«, sagte sie. »Seid ihr böse mit mir? Er hat sich so sehr gefreut, dass ich die erste war, die ihm zum Geburtstag gratuliert hat. Kommt ihr jetzt? Tante Norma und Onkel Herbert sind auch schon da. Opa hat gesagt, dass es jetzt vielleicht doch besser ist, wenn die Familie unter sich ist.« Sie holte tief Atem. »Weil ich ihn liebhabe«, fügte sie leise hinzu. »Ihm war nämlich bange.«

      *

      Anschi war auch bange, wenn sie sich auch sehr zusammennahm. Aber als Otto Behrends Augen dann mit gütigem Blick auf ihr ruhten und er ihre Hände ergriff und küsste, legte sich ihr Herzklopfen schon ein bisschen.

      »Setz dich jetzt lieber hin«, sagte Norma Kerst fürsorglich. »Es kommt noch einiges auf dich zu, Anschi.«

      »Es

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