Winterfunke. Heidi Cullinan
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Als er die Stelle des Direktors von Minnesotas winziger, erfolgloser Bibliothek in Logan angenommen hatte, hatte er es in dem Wissen getan, dass irgendwann herauskommen würde, dass er schwul war, und dass seine sexuelle Orientierung voraussichtlich einige Spannungen hervorrufen würde.
Während diese Spannungen eigentlich genau so eingetreten waren, wie er es vorhergesagt hatte – einige seiner Stammkunden bedachten ihn mit Seitenblicken, die offenlegten, dass sie um seine Seele fürchteten –, fand er andererseits auch PFLAG-Flyer unter den Werbeprospekten im Eingangsbereich und natürlich war da noch Corrina. Als sie nach seiner Freundin fragte und er ihr erklärte, dass er schwul war, war sie begeistert – und begann, ihm potenzielle Partner vorzuschlagen. Nie verpasste sie eine Gelegenheit, um darauf hinzuweisen, dass der-und-der schwul und ungebunden war, und immer hatte sie zufällig die Telefonnummer von dem betreffenden Mann parat. Die Tatsache, dass Gabriel nichts Besseres zu tun hatte, als die Telefonnummern zu zerreißen, hielt ihren Strom nicht auf.
Er konnte sie noch nicht einmal einfach wegwerfen – sie fischte die Zettelchen aus dem Papierkorb, strich sie glatt und ließ sie auf seinem Tisch liegen.
Achtzehn Monate lang hatte er ihre Bemühungen ertragen und bereitwillig so getan, als würde er auf ihre Vorschläge für potenzielle Verehrer reagieren, um den Frieden zu wahren. Im Oktober hatte sie allerdings angefangen, Andeutungen in Richtung ihres Sohnes fallen zu lassen, und Gabriel befand, dass die Zeit reif war, um nicht mehr nur unerschütterlich zu sein, sondern vielmehr eindeutig zu werden.
Er stellte sich vor sie hin und war zum ersten Mal froh über seine 1,90 Meter, weil er weiß Gott jeden Vorteil gegenüber seiner ganz persönlichen Nemesis gebrauchen konnte. »Corrina, ich bin mir sicher, dass Ihr Sohn ein wundervoller Mann ist, aber ich bin nicht interessiert.«
Resolut wie eh und je verschränkte sie die Arme vor der Brust. »Sie sind nie interessiert, junger Mann, noch nicht einmal an Freunden. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass Frankie Blackburn Sie mehrmals eingeladen hat, ins Kino oder in ein Restaurant zu gehen oder ihn und Marcus in ihrem Haus zum Essen zu besuchen, doch Sie haben jedes Mal abgelehnt. Ebenso wenig kann ich Sie für ein Sonntagsessen bei uns begeistern. Ich weiß, dass Sie nicht ablehnen, weil Sie sich für etwas Besseres halten.«
Diese Bemerkung traf ihn. »Nein, tu ich nicht.« Er seufzte. »Ich bin nicht sehr gesellig. Es ist nichts Persönliches gegen Sie oder jemand anderen.«
»Niemand kann so ungesellig sein.« Sie lächelte und tätschelte seinen Arm. »Kommen Sie zum Abendessen bei uns vorbei. Schließlich müssen Sie etwas essen.«
Gabriel wusste, dass ein Abendessen bei ihr zu Hause in jedem Fall niemand Geringeres als Arthur Anderson beinhalten würde. »Vielleicht ein andermal.«
Er war überrascht, wie schnell sie seine Absage akzeptierte, und war deswegen die restliche Woche über besonders auf der Hut, da er einen weiteren Angriff erwartete. Der kam letztendlich auch, jedoch aus einer völlig anderen Richtung, sodass er sich nicht sicher war, was er damit anfangen sollte. »Sie wollen… eine Schlittenfahrt-Benefizveranstaltung ausrichten?«
Corrina strahlte. »Ja, das will ich. Alle sind so aufgeregt. Oh, das wird ganz großartig. Altmodische Schlittenfahrten die Main Street hoch und runter. Es war der Schlitten meines Vaters. Als er aus dem Zweiten Weltkrieg nach Hause gekommen ist, hat er ihn bei einer Haushaltsauflösung gekauft und repariert. Und dann hat er ihn jedes Weihnachten hervorgeholt und uns Fahrten wie in den guten alten Zeiten beschert. Der Schlitten muss ein wenig aufpoliert werden, bevor wir ihn benutzen können, aber ich dachte, dass ein wenig Nostalgie genau das ist, was wir jetzt brauchen können, da das Sägewerk geschlossen wurde und der Winter so früh kommt. Wir könnten auch mehr als nur Fahrten anbieten. Vielleicht können wir danach eine Feier ausrichten.«
»Das klingt… toll.« Gabriel versuchte immer noch, den Haken an der Sache zu finden. Bei Corrina würde es auf jeden Fall einen geben. »Bitten Sie mich gerade, das Fest zu organisieren?«
»Himmel, nein. Darum werde ich mich kümmern. Ich wollte Sie nur über unsere Pläne in Kenntnis setzen. Hoffentlich bekommen wir genug Geld zusammen, damit wir Ihr Gehalt bezahlen können, falls wir die Fördergelder nicht bekommen sollten.«
Das war ein wiederkehrendes Thema beim gesamten Bibliotheksvorstand und jetzt ergab die seltsame Benefizveranstaltung auch Sinn. »Corrina, wie ich Ihnen bereits gesagt habe, mache ich mir keine Sorgen um die Fördergelder. Wenn sie uns ausgehen, werden Sie sicherlich einen Weg finden, um mich zu bezahlen.«
Sie runzelte die Stirn und deutete auf seinen Tisch. »Ich habe die Jobangebote gesehen, die Sie bekommen. Ich will nicht, dass irgendjemand Sie uns wegnimmt, nur weil wir zu schlecht bezahlen.«
»Es ist nett von Ihnen, an mich zu denken, aber ich versichere Ihnen, dass ich nicht für Geld aus Logan weggehen werde.«
Misstrauisch beäugte sie ihn. »Aber warum um alles in der Welt würden Sie bleiben, wenn Sie an niemanden hier gebunden sind?«
Oh, deshalb war sie so darauf fixiert, ihn mit jemandem zusammenzubringen. Gabriel entspannte sich. »Bedenken Sie, dass auch ich aus einer Kleinstadt komme. Die Großstadt ist nichts mehr für mich und kleine Bibliotheken liegen mir sehr am Herzen. Ich mag Logan und ich mag Ihre Bibliothek. Ich brauche keinen Partner, um hier glücklich zu sein. Ich brauche generell keinen Partner, Punkt. Ich bin mit meinem Job verheiratet.«
Er hatte diese Lüge schon so oft gesagt, dass er sie beinahe glaubte.
»Aber Sie würden mit einem Partner hier glücklicher sein. Oder zumindest mit ein paar Freunden.«
Gabriel zog seine emotionalen Mauern wieder hoch, bevor Corrina sie noch weiter einreißen konnte. »Die Benefizveranstaltung klingt wundervoll. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, ich muss noch ein paar Bücher einsortieren.«
Den Rest des Tages behelligte sie ihn nicht weiter damit und zum Glück gingen ihre Verkupplungsversuche ebenfalls zurück. Sie hielt ihn wegen der Benefizveranstaltung auf dem Laufenden – während der nächsten Vorstandsversammlung musste er sich eine ganze Menge darüber anhören und jeden zweiten Tag kam sie mit neuen Ideen in der Bibliothek vorbei. Sie zeigte ihm das Schnittmuster des Weihnachtsmannkostüms, das eine ihrer Freundinnen nähte, was ihn für kurze Zeit nervös machte, doch glücklicherweise war das Kostüm nicht annähernd groß genug für Gabriels lange, schlaksige Beine.
Kurz vor Halloween begann sie, ihm von dem Schlitten zu erzählen, den anscheinend ihr Sohn restaurierte, und ihre Einladungen zum Essen beinhalteten nun auch Ermunterungen, sich anzusehen, wie großartig die Fortschritte waren. Sie zeigte ihm Bilder auf ihrem Handy – augenscheinlich war er größtenteils immer noch ein Haufen Schrott, aber Gabriel konnte sich bereits jetzt vorstellen, wie er durch den Schnee glitt.
Corrina lächelte, als er ihr das sagte. »Ich kann es kaum erwarten, bis er fertig ist.«
»Wer wird ihn fahren?«, fragte Gabriel, der trotz allem begann, Gefallen an dem Projekt zu finden.
»Arthur wird sich von Mr. Peterson unterrichten lassen, sobald er die Arbeit beendet hat. Gary hat Zugpferde, die man auch vor einen Schlitten spannen kann. Jetzt muss Arthur es noch lernen und wir sind startklar.« Sie tätschelte Gabriels Arm. »Ich wollte ja Sie bitten, es zu lernen, aber das hätte nicht richtig ausgesehen, nicht wahr? Wenn der Elf den Weihnachtsmann fährt?«
Einen furchtbaren Moment lang setzte Gabriels Herzschlag