Die großen Herrscherinnen und Regentinnen. Dr. Barbara Beck
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Zu Beginn ihrer Ehe, aus der acht Kinder stammten, verstanden sich Eleonore und Heinrich II. scheinbar gut. Während der häufigen Abwesenheiten ihres Gemahls auf dem Kontinent führte Eleonore in England die Regierungsgeschäfte als Regentin. Für einige Jahre wurde der englische Königshof außerdem zu einem Fixpunkt ritterlich-höfischer Kultur. In den 60er Jahren verminderte sich Eleonores Einfluss zusehends. Immer mehr musste sie hinter dem dominierenden Heinrich II. zurückstehen. Eine wachsende Entfremdung breitete sich zwischen dem Königspaar aus. 1168 zog sich Eleonore nach Aquitanien zurück, dessen Verwaltung sie sich verstärkt widmete.
Die von dem französischen König Ludwig VII. nur zu gern geförderte Rebellion der drei Königssöhne Heinrich, Richard und Gottfried im Jahr 1173 gegen ihren Vater Heinrich II. fand auch die Unterstützung Eleonores. Die drei Brüder hatten eine Beteiligung an der Herrschaft gefordert. Aus den mahnenden Worten des Erzbischofs von Rouen an Eleonore wird deutlich, wie sie durch ihr Verhalten gegen den damaligen Sittenkodex verstieß: „Bevor uns die Ereignisse zu einem schrecklichen Ende führen, komm mit Deinen Söhnen zu Deinem Gatten zurück, dem Du gehorchen und bei dem Du leben sollst.“ Letzten Endes behielt Heinrich II. die Oberhand. Es gelang ihm, seiner Gemahlin habhaft zu werden und sie gefangen zu setzen. Während er seinen Söhnen verzieh, wurde Eleonore fast sechzehn Jahre in verschiedenen englischen Burgen bei wechselnder Strenge der Verwahrung festgehalten, um ihren Einfluss auf die Söhne zu unterbinden. Ihr Rang als Königin wurde dabei nie angetastet.
Nach dem Tod ihres Ehemannes 1189 kam Eleonore endgültig frei und spielte unter ihrem Lieblingssohn König Richard I. Löwenherz, der neuer Herrscher von England wurde, eine bedeutsame politische Rolle. In der Zeit von Richards langjähriger Abwesenheit auf dem Dritten Kreuzzug, zu dem er 1190 aufbrach, war sie an der Regentschaft beteiligt. Sie wohnte den Sitzungen der königlichen Ratsgremien bei, erließ Weisungen und beglaubigte Urkunden. Als Richard auf seinem Rückweg von Herzog Leopold V. von Österreich gefangen genommen und dann von dem römisch-deutschen Kaiser Heinrich VI. interniert wurde, führte Eleonore die Verhandlungen über die Lösegeldsumme. Durch eine radikale Besteuerung beschaffte sie das Lösegeld in Höhe von 150 000 Silbermark. Außerdem unterdrückte sie eine Rebellion ihres jüngeren Sohnes Johann Ohneland, der die Gunst der Stunde zu nutzen versuchte, um sich des Throns zu bemächtigen. Eleonore überbrachte persönlich das Lösegeld nach Speyer. Im März 1194 konnte sie zusammen mit Richard nach London zurückkehren. Nach Richards Tod, der fünf Jahre später bei einer kriegerischen Auseinandersetzung tödlich verwundet wurde, stand sie dem zur Königswürde gelangten Johann Ohneland zur Seite, unter dessen Regierung das Angevinische Reich schließlich zerbrach. Eleonores Versuch, einen längerfristigen Frieden zwischen den Häusern der Plantagenets und der Kapetinger mittels einer Heirat zu erreichen, blieb der erhoffte Erfolg versagt. Eigens war sie nach Kastilien gereist, um dort ihre Enkelin Blanka abzuholen, die im Mai 1200 den französischen Thronfolger, den späteren König Ludwig VIII., heiratete. Kurz vor ihrem Tod zog sich die Königinwitwe Eleonore endgültig in die von ihr seit Jahren unterstützte französische Abtei Fontevrault zurück, in der sie hochbetagt am 31. März oder 1. April starb. Der englische Chronist Richard von Devizes hatte sich Ende des 12. Jahrhunderts um ein ausgewogenes Urteil über Eleonore bemüht, „über deren Fähigkeit ihr Zeitalter erstaunen kann“.
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