Die großen Herrscherinnen und Regentinnen. Dr. Barbara Beck
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die großen Herrscherinnen und Regentinnen - Dr. Barbara Beck страница 5
Bereits Ende 534 oder Anfang 535 ließ Theodahad die Königin gefangen nehmen und auf der Insel Martana im Bolsenasee festsetzen. Wohl am 30. April 535 wurde Amalaswintha entweder durch Gefolgsleute von Theodahad oder von rachsüchtigen Angehörigen der gegnerischen Hofpartei ermordet. Sie wurde im Bad erwürgt. Mit ihr endete die konziliante Politik gegenüber Byzanz, die sich durch Toleranz gegenüber dem römischen Senat, der römischen Bevölkerung und dem katholischen Klerus auszeichnete. Der dadurch vollzogene Politikwechsel trug zum Untergang des Ostgotenreichs bei. Amalaswinthas Ermordung lieferte dem byzantinischen Kaiser Justinian den offiziellen Kriegsgrund zum Eingreifen in Italien, der in einer Vernichtung des Ostgotenreichs 553 endete. Theodahad fiel bereits im Dezember 536 einem Mordanschlag zum Opfer, nachdem er als Feldherr gegen die byzantinischen Truppen versagt hatte.
Brunhild (Brunichild)
* um 545/550
† 613
Regentin des Königreichs
Austrien 577 – 581, 583 – 585,
596 – 598, 613, Regentin des
Königreichs Burgund 596 – 600,
613
Über die merowingische Königin Brunhild ist trotz ihres bewegten Lebens, das mit einer brutalen Hinrichtung endete, wenig bekannt. Es ist eingebettet in ein schier unendliches Familiendrama, das sich vor dem Hintergrund des dreigeteilten Frankenreichs im 6. Jahrhundert abspielte. Wegen ihres späteren konfliktbereiten Auftretens wird ihr Bild in vielen zeitgenössischen Quellen in einseitig negativer Form bis hin zur Entstellung gezeichnet.
Brunhild war die Tochter des westgotischen Königspaars Athanagild und Goiswinth. Im Frühjahr 566 ehelichte sie in Reims den Merowingerkönig Sigibert I., der über Austrien herrschte, den östlichen Teil des Frankenreichs. Noch vor der Hochzeit konvertierte die im arianischen Glauben erzogene Prinzessin zum katholischen Glauben der Franken. Laut Gregor von Tours versuchte sich Sigibert durch die Wahl einer standesgemäßen Gemahlin bewusst von seinen Brüdern zu unterscheiden: „Als nun König Sigibert sah, dass seine Brüder Frauen wählten, die ihrer nicht würdig waren, und sich so weit erniedrigten, selbst Dienerinnen zur Ehe zu nehmen, da schickte er eine Gesandtschaft nach Spanien und warb mit reichen Geschenken um Brunichilde, die Tochter König Athanagilds. Denn diese war eine Jungfrau von feiner Bildung, schön von Angesicht, züchtig und wohlgefällig in ihrem Benehmen, klugen Geistes und anmutig im Gespräch.“
Sigiberts älterer Halbbruder im Westreich, König Chilperich I. von Neustrien, der offensichtlich nicht zurückstehen wollte, vermählte sich daraufhin 567 mit Brunhilds älterer Schwester Galswinth, ohne sich jedoch wirklich von seiner Geliebten Fredegund, einer Magd aus dem Gesinde seiner ersten Gemahlin Audovera, zu trennen, wie er dies im Vorfeld der Heirat versprochen hatte. Nachdem Galswinth bald danach einem Mordanschlag zum Opfer gefallen war, heiratete Chilperich seine Konkubine, die die treibende Kraft hinter der Tat war. Dies löste eine lebenslange Feindschaft zwischen Brunhild und Fredegund aus, die das bereits reichlich vorhandene Konfliktpotenzial wegen territorialer Streitigkeiten zwischen Sigibert und Chilperich weiter zuspitzte. Das Ganze eskalierte schließlich in einem Bruderkrieg.
In dem Krieg zwischen den beiden Teilreichen schien zunächst Sigibert die Oberhand zu gewinnen, doch 575 wurde er in Vitry durch Handlanger Fredegunds ermordet. Die austrische Offensive brach aus diesem Grund zusammen. Chilperich gelang es, Brunhild mit ihren Töchtern gefangen zu nehmen und nach Rouen zu verbannen. Brunhilds fünf Jahre alter Sohn Childebert konnte dagegen noch rechtzeitig dem Zugriff des neustrischen Königs entzogen und in Sicherheit gebracht werden.
Die Fortsetzung des blutig geführten Familienzwistes war vorprogrammiert, als Brunhild 576 in Rouen eine zweite Ehe mit Merowech einging, einem Sohn von König Chilperich und dessen erster Gemahlin Audovera. Offenbar wollte sie in ihm einen Verbündeten in ihrem Kampf gegen Fredegund gewinnen. Chilperich duldete dieses eigenmächtige Handeln Merowechs nicht, bemächtigte sich seiner Person und ließ ihn gewaltsam zum Priester weihen. Merowech entkam zwar aus dem Kloster, doch ließ er sich 577, als seine Gefangennahme drohte, von einem Vertrauten töten.
Brunhild, der es gelungen war, nach Austrien zu entfliehen, übernahm 577 die Regentschaft für ihren minderjährigen Sohn Childebert II., wobei sie mit der von ihr vertretenen Idee einer starken königlichen Zentralgewalt auf den heftigen Widerstand des austrischen Adels stieß. Zeitweise von der Adelsopposition entmachtet, konnte sie auch nach der Mündigkeit Childeberts im Januar 585 als dessen wichtigste Ratgeberin Einfluss ausüben. Zusammen mit ihrem Sohn schloss Brunhild am 28. November 587 den Vertrag von Andelot mit Guntram I., dem Herrscher des burgundischen Reichsteils. Mit diesem Vertrag wurde nicht nur die Aufteilung strittiger Gebiete zwischen den beiden fränkischen Teilreichen geregelt, sondern auch die gegenseitige Erbfolge. Ein Erbanspruch Chlothars II. von Neustrien, des einzigen überlebenden Sohnes von dem 584 ermordeten König Chilperich und dessen Gemahlin Fredegund, wurde ausgeschlossen. Nach dem erbenlosen Tod von König Guntram im Jahr 592 konnte Childebert II. Austrien und Burgund in seiner Hand vereinigen.
Als Childebert, dessen Herrschaft immer wieder von Adelsverschwörungen bedroht wurde, im März 596 unvermutet starb, übte Brunhild die Regentschaft für ihre beiden unmündigen Enkel Theudebert II. in Austrien und Theuderich II. in Burgund aus. Diese Aufteilung des Reichs war auf Druck des Adels zustande gekommen. 599 gelang es einer austrischen Adelsgruppe Brunhild zu vertreiben. Gestützt auf den in Burgund vorhandenen romanischen Senatorenadel, den sie auf Kosten der Franken und Burgunder förderte, erlangte sie erneut eine bemerkenswerte Machtstellung in Burgund.
Nachdem das einigende Band der gemeinsamen Feindschaft zu Neustrien zwischen den Brüdern Theudebert und Theuderich weggefallen war, brach zwischen ihnen 604 offen die Rivalität wegen Streitigkeiten um die territoriale Aufteilung des väterlichen Besitzes aus. Zwar konnte zunächst noch ein Bruderkrieg vermieden werden, doch Theudebert suchte nun sogar in Chlothar II. einen Bundesgenossen zu finden. In dem 612 ausgebrochenen Krieg zwischen den Brüdern unterlag Theudebert II., über dessen Tod sowie über das grausame Ende seiner Söhne es unterschiedliche Quellenaussagen gibt. Kurzzeitig waren beide Reichsteile wieder vereinigt. König Theuderich II. plante jetzt einen Feldzug gegen Chlothar II., allerdings starb er unerwartet im März 613.
Brunhild, der einige Chronisten unterstellten, für Mord und Unzucht bei den Enkeln gesorgt zu haben, ließ daraufhin ihren unmündigen Urenkel Sigibert II., den ältesten Sohn von Theuderich, unter Ausschluss seiner Brüder zum König erheben, um die Einheit des Reichs zu bewahren. Ihr Versuch, in seinem Namen zu regieren, endete in der Rebellion der burgundischen Adeligen, die sich mit Chlothar II. und den austrischen Gegnern der alten Königin verbündeten. Das Heer Sigiberts II. verlief sich kampflos. Sigibert und seinen jüngeren Bruder Corbus ließ der neustrische König töten, von den zwei anderen Urenkeln Brunhilds verliert sich später jede Spur. Chlothar II. konnte jetzt das gesamte Frankenreich unter seiner Herrschaft vereinigen.
Brunhild kam in Gefangenschaft und wurde an Chlothar II., den Sohn ihrer 597 verstorbenen Todfeindin Fredegund, ausgeliefert. Der König ließ Brunhild foltern und dann erbarmungslos von einem Pferd zu Tode schleifen. Laut dem Chronisten Fredegar machte er sie dafür verantwortlich, „dass zehn Könige der Franken durch ihre Schuld umgebracht worden seien“. Die Unterlegene im gnadenlos geführten Macht- und Familienkampf wurde dabei auch der Morde beschuldigt, die auf Chlothars Konto gingen. Der Untergang Brunhilds und die Vernichtung der austrischen Merowinger