Butler Parker 131 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Nun erfuhr er die letzte und schreckliche Wahrheit. Der Güterzug, zu dem sein Schrottwaggon gehörte, rollte durch eine zwar liebliche, ihm aber völlig unbekannte Gegend. Von London war weit und breit nicht mal etwas zu erahnen, geschweige denn zu sehen.
Er wäre am liebsten abgesprungen, doch Nichols – im Grunde ein feiger und ängstlicher Mensch – traute sich nicht. Er sah sich bereits mit gebrochenen Knochen neben dem Bahndamm liegen. Dieses Risiko wollte er nicht eingehen.
Seine Wut auf Lady Simpson und Butler Parker steigerte sich noch. Sie hatten ihn gezwungen, mehr zu sagen, als er vorgehabt hatte. Ihnen gegenüber hatte er seine innige Verbindung zu dem inhaftierten Edward Healers zugegeben. Darüber hinaus hatte er gestanden, daß seine Mitarbeiter Stornay und Wavers den Augenzeugen Tainers ermordet hatten.
Gut, vor der Polizei und einem Gericht war dieses Eingeständnis wertlos. Er brauchte es ja nur zu widerrufen oder behaupten, Lady Simpson und Butler Parker hätten sich das aus den Fingern gesogen. Doch wenn dieses komische Paar in Unterweltskreisen mit seinem Wissen hausieren ging, konnte das recht unangenehm werden.
Der Güterzug rollte behäbig durch die Landschaft. Brett Nichols hatte sich wieder abgeduckt und fror entsetzlich. Wenn er wenigstens gewußt hätte, wohin die Reise ging. Nach seiner Uhr hatte er gut und gern zweieinhalb Stunden geschlafen. Dem Sonnenstand nach zu urteilen, ging es in Richtung Nord west, doch das ließ ihn kaum klüger werden.
Er suchte sich auf dem spitzen und sperrigen Schrott eine halbwegs passable Stelle aus und dachte über Lady Simpson und Butler Parker nach. Er hatte diese beiden Leute völlig unterschätzt. Sie waren offensichtlich Vollprofis. Nichols sah noch deutlich vor sich, wie Parker seine beiden Vertrauten Stornay und Wavers außer Gefecht gesetzt hatte.
Der Gangster fuhr nervös zusammen, als die Lokomotive schrill pfiff. Er richtete sich auf und entdeckte, daß der Zug sich einem Tunnel näherte. Sofort wurde Nichols wieder nervös. Er preßte sich auf den Schrott und harrte ängstlich der Dinge, die da kommen mußten.
Seine Geduld wurde auf keine lange Probe gestellt.
Der Güterzug fuhr in den langen Tunnel, in dem die Rauchfahne der kohlenbeheizten Lokomotive nachdrücklich festgehalten wurde. Nichols glaubte ersticken zu müssen. Er hustete und keuchte, geriet in Panik und schwitzte Blut und Wasser vor Angst.
Als der Güterzug den Tunnel wieder verließ, hatte der Gangster sich in eine Art Halbblut verwandelt. Seine eben noch grauweiße Gesichtsfarbe hatte einem braunschwarzen Teint Platz gemacht.
Nein, Brett Nichols sah nicht mehr sonderlich gepflegt aus. Er glich einem ungewaschenen Landstreicher, da schließlich auch sein Anzug und das Hemd sich verfärbt hatten. Er war zu einer Gestalt geworden, die man noch nicht mal mit der Feuerzange anfaßte.
*
»Ich hätte nicht auf Sie hören sollen«, beschwerte sich Agatha Simpson und sah ihren Butler mißmutig an. »Drei Gangster hätten wir hinter Schloß und Riegel bringen können. Aber nein, Mr. Parker mußte wieder mal seinen Kopf durchsetzen.«
»Falls Mylady diesen Eindruck haben, würde ich das zutiefst bedauern«, erwiderte Josuah Parker gemessen. »Darf ich mir erlauben darauf hinzuweisen, daß Myladys Anschuldigungen vor den Polizeibehörden juristisch ohne jeden Effekt gewesen wären?«
»Aber die Polizei sollte vielleicht doch wissen, daß dieser Nichols-Betrieb für Healers arbeitet. Sie scheint das bisher nicht gewußt zu haben.«
»Davon sollte man in der Tat ausgehen, Mylady.«
»Also, was werden wir nun machen?«
»Mit Verlaub, Mylady, gar nichts, wenn ich mir diesen Rat erlauben darf.«
»Das ist nicht gerade viel, Mr. Parker.«
Lady Simpson und Butler Parker befanden sich wieder im Stadthaus der älteren Dame in Shepherd’s Market. Agatha Simpsons wunderschönes altes Fachwerkhaus nahm die Stirnseite eines kleinen U-förmigen Platzes ein, der mit weiteren alten Gebäuden besetzt war. Dieser Platz inmitten der Riesenstadt London war so etwas wie eine Oase der Ruhe und des Friedens.
»Mylady verzeihen meine Kühnheit, da ich widersprechen möchte«, schickte Parker voraus. »Healers wird mit Sicherheit erfahren, daß seine engsten Mitarbeiter in diverse Schwierigkeiten geraten. Healers wird weiter erleben, daß ein Teil dieser engsten Mitarbeiter möglicherweise sogar von der Polizei vereinnahmt wird, um es mal so vulgär auszudrücken. Das wird seine Selbstsicherheit, die er an den Tag legt, erheblich erschüttern.«
»Wie sollen Healers Subjekte denn festgenommen werden, wenn wir nichts tun?« Sie sah ihn empört an.
»Nun, Mylady, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden zum Beispiel die Herren Stornay und Wavers bald versuchen, Mylady und meine bescheidene Wenigkeit aus dem Weg zu räumen. Ich rechne mit der kommenden Nacht.«
»Das hört sich schon besser an, Mr. Parker.« Agatha Simpsons Gesicht nahm einen versöhnlichen Ausdruck an.
»Vielleicht gehen sie aber auch schon Miß Porter ins Garn«, redete der Butler weiter. »Ich war so frei, sie auf diese beiden Gangster anzusetzen.«
»Das erfahre ich erst jetzt?« Parkers Herrin grollte.
»Ich wollte Mylady nicht mit Kleinigkeiten belästigen, wenn ich es so ausdrücken darf.«
»Sie wollen mich nur ausmanövrieren, Mr. Parker! Sie scheinen mir nichts zuzutrauen.«
»Durchaus nein und nicht, Mylady!« Parker deutete eine knappe Verbeugung an. »Falls Mylady sich in der Laune befinden, einen Besuch abzustatten, würde ich mir erlauben, Mylady zu einer Ausfahrt einzuladen.«
»Sie verfügen so einfach über mich? Sie wissen, daß ich das nun mal nicht ausstehen kann.«
»Das, Mylady, würde ich mir niemals erlauben.«
»Wohin soll es denn gehen?«
»Zu Anwalt Arthur Pimlay, Mylady. Er ist der Rechtsvertreter des Mr. Edward Healers.«
»Ich verstehe. Sie wollen ihn als Sprachrohr einsetzen, nicht wahr?«
»Es ist anzunehmen, daß er Mr. Healers informieren wird. Anwalt Pimlay ist übrigens ein äußerst gefragter Mann. Er hat sich darauf spezialisiert, die Unterwelt zu vertreten. Es wird sogar behauptet, er arbeite im Grund ausschließlich für Healers.«
»Das haben Sie wohl von Ihren ominösen Kontaktleuten, wie?«
»In der Tat, Mylady! Man erfreut meine bescheidene Wenigkeit hin und wieder mit vertraulichen Informationen, um es allgemein auszudrücken.«
»Dann werde ich mir diesen Pimlay mal ansehen, Mr. Parker. Aber Sie haben mich da eben abgelenkt. Sie haben Kathy auf die beiden Nichols-Gangster angesetzt?«
»Auf die Herren Stornay und Wavers«, erwiderte Parker. »Ich möchte davon ausgehen, daß sie dem Charme Miß Porters kaum gewachsen sein werden.«
*
»Klar, Pete, die ist seit gut zehn Minuten hinter uns her«, sagte Jess Wavers. »Sie sitzt in ’nem kleinen Mini-Cooper.«
»Ich