Self-Development And The Way To Power. L.W. Rogers

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Self-Development And The Way To Power - L.W. Rogers страница 10

Автор:
Серия:
Издательство:
Self-Development And The Way To Power - L.W. Rogers

Скачать книгу

ich zurückgekehrt bin.«

      Er spürt die Neugier der anderen, aber die macht ihm nichts aus. In diesem Augenblick ist ihm sonderbar leicht ums Herz. Entweder es funktionierte oder es funktionierte nicht. Im zweiten Fall verabschiedete er sich einfach und probiert etwas anderes.

      »Was kannst du?« Nach dem Essen hatte sich Tipton eine karottendicke Zigarre angesteckt.

      »Nicht viel. Ich habe immer auf offenem Feld operiert.« Er hofft, den richtigen Jargon getroffen zu haben.

      Es scheint so, denn Tipton lächelt wehmütig. Dann sagt er, nicht ohne bitteren Unterton: »Dann hat es wohl wenig Sinn, Arthur um eine Rumpelkammer in der Curzon Street zu bitten. Aber das hast du sicher vorher gewusst.«

      »Tja, mit Cambridge kann ich leider nicht dienen.«

      Die Antwort lässt sowohl Arthur als auch Bobby zu Boden blicken. Sie sind immer noch »drin«, doch es schwant ihm, dass die goldenen Zeiten vorbei und die Plätze heutzutage umkämpft sind. Keiner von ihnen deutet auch nur die Möglichkeit an, ihm aus der Klemme zu helfen. Sein Blick fällt auf ein schwarzes Klavier, das an der Wand steht. Eine schwache Erinnerung dringt in sein Bewusstsein und beinahe automatisch hört er sich sagen:

      »Aber ich kann improvisieren.«

      Webb schaut ihn verwundert an. »Denkst du an die Nachrichtenabteilung? So etwas erfordert heutzutage umfangreiche Kenntnisse.«

      »Ich spreche von Musik.« Er ist sich nicht mehr so sicher, ob ihm die Männer sympathisch sind, aber möglicherweise können sie hilfreich sein.

      »Bist du so ein Altrocker?«

      »Wenn ich mich nicht auf den Straßen herumtrieb, habe ich Jazz gespielt – am Klavier.«

      Arthur zuckt seine Kleiderbügelschultern und blinzelt uninteressiert mit den hellblauen Augen, während Frank Tipton nachdenklich nickt. »Dann kann ich dir vielleicht doch helfen. Aber nur vielleicht. Wo wohnst du, Gordon?«

      »Vorläufig nirgends. Ich bin erst heute Morgen in London angekommen.«

      »Und was das Schlimmste ist ...«, vertraut er dem knoblauchduftenden Galeristen eine halbe Stunde später an, nachdem die Runde sich aufgelöst hatte und sie beide allein eine Straße namens Bredgar Road überqueren, »was das Schlimmste ist: Als ich bei Victoria Station ankam, entdeckte ich, dass jemand meine Brieftasche gestohlen hat.«

      »Was du nicht sagst.«

      »Es waren nur ein paar hundert Pfund darin, aber ...«

      »Hast du die Polizei verständigt?«

      »Nein. Was sollten die schon herausbekommen? Ich habe doch nicht den geringsten Anhaltspunkt. Leider war in der Brieftasche mein gesamtes Geld.«

      Tipton wirkt nur mäßig beeindruckt. In seiner Zeit als Geheimagent hatte er sicher so manches erlebt. »Du bist also total abgebrannt«, stellt er fest.

      »Das kann man wohl sagen. Während der Zugfahrt hatte ich mich eigentlich schon entschieden, das Begräbnis sausen zu lassen. Doch als mir klar wurde, dass ich nur noch ein bisschen Kleingeld in der Manteltasche hatte, habe ich die U-Bahn hierher genommen. Ich hatte eigentlich gehofft, irgendwelche alten Bekannten zu treffen, die mir unter die Arme greifen könnten. Aber die haben wohl schon dasselbe Schicksal erlitten wie Jaspar. Um ehrlich zu sein, kannte ich keine Menschenseele.«

      »Jetzt kennst du zumindest mich«, sagt der andere jovial.

      »Versteh mich bitte nicht falsch. Ich möchte dich nicht ausnutzen. Wir sollten uns jetzt verabschieden. Als freier Mitarbeiter habe ich keine Abfindung bekommen, nachdem mir mitgeteilt wurde, ich sei überflüssig geworden. Ich bin es gewohnt, mich durchzuschlagen und von der Hand in den Mund zu leben.«

      Tipton zieht ihn schweigend am Ärmel und biegt nach links ab, als sie eine stark befahrene Straße erreichen. Sie sind in der Nähe der U-Bahn-Station Archway, die Tipton offensichtlich erreichen möchte. Gegen die Begleitung eines anderen ausrangierten Agenten hatte er offenbar nichts einzuwenden.

      »Das hättest du Arthur oder Bobby gegenüber erwähnen sollen«, sagt er vorwurfsvoll.

      »Ich hasse es, zu betteln.«

      »Verstehe. Aber es ist wirklich ein Skandal, wie man uns behandelt, wenn unsere Zeit um ist. Eine Frührente hat die Königin für mich auch nicht springen lassen; darum bin ich gezwungen, ziemlich hart zu arbeiten, und kann dir leider auch nichts Besonderes anbieten. Nicht einmal den unterbezahlten Job eines Türstehers für meine kleine Galerie. Aber die Sache mit der Musik könnte vielversprechend sein. Vor allem brauchst du erst mal ein Dach über dem Kopf.«

      Er hatte Frank Tipton schon seit einiger Zeit als echten britischen Gentleman eingestuft, der nicht ohne weiteres zuließ, dass ein unbekannter Kollege seine Karriere als obdachloser Bettler beendete. Daher riskierte er einen leichten Protest. Wenn er seinen Stolz zeigte und betonte, lieber die Selbstachtung wahren zu wollen, anstatt sich zu erniedrigen, würde er zweifellos den Mann in seinem Vertrauen bestärken.

      »Es ist das Einfachste für uns beide, wenn ich mich ans Sozialamt wende.«

      »So weit kommt’s noch!«, ist Tiptons spontane Antwort.

      Auf dem Weg zur U-Bahn-Station zieht er sein Tagesticket aus der Tasche, während Tipton anscheinend eine Dauerkarte besitzt. Da der Zug ziemlich voll ist, sitzen sie einige Plätze voneinander entfernt, und als der Waggon in die Dunkelheit gleitet, legt er sich, ohne jede Angst, Folgendes zurecht:

      Mein Name ist Gordon Bell. Ich bin gut fünfzig Jahre alt und wurde in Richmond, Yorkshire, geboren. Meine Eltern und eine jüngere Schwester kamen bei einem Brand ums Leben, als ich achtzehn war. Von da an war ich gezwungen, auf eigenen Beinen zu stehen. Ich studierte Musik und hielt mich mit Gelegenheitsjobs in verschiedenen Bars über Wasser. Nach dem Militärdienst bin ich nach Paris gegangen, wo sich damals viele Jazzgrößen aufhielten. Ich habe ihnen aufmerksam zugehört, sah aber selbst keine Chance, auch nur annähernd ihr Niveau zu erreichen. Dafür habe ich mich in ein Mädchen aus Heidelberg verliebt, der ich mich anschloss, als sie nach ihrem Studium nach Hause zurückkehrte. Nach ein paar Jahren war unsere Beziehung beendet und ich zog ins damalige West-Berlin. Fragt mich nicht, warum. Es war wohl die Suche nach Spannung und Abenteuer, die mich dorthin trieb. Während einer Jamsession mit ausländischen Musikern wurde ich von einem Engländer, der sich unter dem Publikum befand, gefragt, ob ich einen übergelaufenen Russen im Augen behalten könne. So nahm die Sache ihren Anfang. Der erste Auftrag zog den nächsten nach sich. Mehrere Jahre war ich in ganz Europa unterwegs und entschied mich erst in dem Moment, nach England zurückzukehren, als die Mauer fiel und ich begriff, dass meine Zeit um war. In diesem Augenblick befinde ich mich in der Londoner U-Bahn und bin in Begleitung eines bebrillten Herrn namens Frank Tipton. Er wird mir womöglich einen Job als Pianist und ein Dach über dem Kopf besorgen. Momentan habe ich nur eine Sorge: Kann ich wirklich Klavier spielen oder habe ich mir das nur eingebildet?

      Bei Tottenham Court Road steigen sie um in die Central Line Richtung Holland Park.

      »Verflucht!«, ruft Tipton aus, als sie wieder auf der Straße stehen. »Dein Koffer! Wir hätten zur Victoria Station fahren und ihn abholen sollen.«

      »Den hole ich später.«

      »Wie du willst.« Sein freundlicher Retter lächelt und zieht ihn mit sich. »Ich finde sicher jemand, der dich hinfahren kann. Meine Karre ist leider in der Werkstatt.

Скачать книгу