Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Wendys Meinung zu diesem Thema passte in einen einzigen Satz.
»Sicher ist, dass nichts sicher ist«, erwiderte sie trocken und wandte sich mit einem strahlende Lächeln an Peter Kern, der eben die Praxis betrat. »Hallo, Herr Kern, leider habe ich im Augenblick überhaupt keine Zeit. Aber meine Kollegin Janine kümmert sich gern um Sie.« Sie zwinkerte den beiden zu und verließ den Schauplatz Richtung Labor.
Auch Daniel machte sich lächelnd auf den Weg zu seiner Patientin.
Geduldig lag Nicole auf der Liege.
»Wie geht es Ihnen jetzt?« Behutsam entfernte er die Saugnäpfe von ihrer Haut.
»Ganz gut. Ich kann mir auch nicht erklären, was das vorhin war.«
Die Aufzeichnungen des EKGs bestätigten ihre Worte. Das erkannte der erfahrene Arzt auf den ersten Blick.
»Keine Besonderheiten. Und auch die Blutsenkung ist unauffällig, der Blutdruck normal.«
»Dann kann ich ja wieder in die Schule gehen.« Erfreut setzte sich Nicole auf der Liege auf.
Ohne die Augen von dem Papierstreifen zu heben, wiegte Dr. Norden nachdenklich den Kopf.
»Wenn es nur ein kleiner Anfall gewesen wäre, würde ich ohne Bedenken zustimmen«, sagte er langsam. »Nachdem Sie aber knappe vier Minuten gekrampft haben, würde ich Sie lieber in die Behnisch-Klinik schicken, um ein CT vom Kopf machen zu lassen. Eine reine Vorsichtsmaßnahme«, schickte er schnell hinterher, als er die Angst in Nicoles Augen sah.
»Vier Minuten? Das ist doch nicht der Rede wert«, wollte sie sich selbst Mut machen.
»Sie glauben nicht, wie lang vier Minuten sein können, wenn man machtlos daneben sitzt.«
Diese wenigen Worte gaben den Ausschlag.
»Es tut mir leid. Ich habe nur an mich gedacht.« Nicole zupfte mit den Zähnen an ihrer verletzten Lippe. »Sie dürfen nicht denken, dass ich egoistisch bin. Es ist nur … ich … ich habe heute Abend eine Verabredung … mit einem Mann … wir haben uns erst zwei, drei Mal gesehen …«
Ein Lächeln spielte um Daniel Nordens Lippen.
»Er gefällt Ihnen?«
»Oh ja, sehr«, entfuhr es Nicole. »Wenn ich ihn wegen dieser dummen Geschichte aus den Augen verlöre, würde ich mich den Rest meines Lebens fragen, ob ich meine große Liebe verpasst habe.«
»Wenn es die große Liebe ist, werden Sie sich nicht verpassen.« Daniel Norden war vom Hocker aufgestanden und hatte sich an den Schreibtisch gesetzt. »Dann finden Sie zueinander, egal, welche Steine Ihnen in den Weg gelegt werden.«
Nicole war von der Liege gerutscht. Sie hatte sich wieder angezogen. Auf dem Weg zum Schreibtisch knöpfte sie ihre Bluse zu.
»Sie verwundern mich«, gestand sie, als sie sich setzte. »Meine Freunde lachen mich aus, wenn ich von der großen Liebe träume. Sie halten mich für hoffnungslos romantisch.«
»Sie können Ihren Freunden sagen, dass sie sich irren.« Während er seine Untersuchungsergebnisse in den Computer eingab, schmunzelte Daniel Norden. »Schon als junger Mann habe ich meine große Liebe geheiratet. Wir haben fünf Kinder zusammen und sind noch heute glücklich.«
»Aber nicht wie am ersten Tag«, platzte Nicole halb beeindruckt, halb belustigt heraus. »Das wäre zu kitschig.«
»Stimmt«, gab er ihr recht. »Wir sind noch viel glücklicher.«
Er war so überzeugend, dass sie nicht mehr lachte.
»Sie meinen das ernst, nicht wahr?«, hakte sie ungläubig nach.
»Natürlich. Trotzdem oder gerade deshalb möchte ich Sie bitten, meinem Rat zu folgen und sich in der Klinik untersuchen zu lassen«, kehrte Daniel zu seinem Anliegen zurück. »Ich verspreche, so schnell wie möglich einen Termin für Sie zu organisieren. Wenn alles glattgeht, können Sie Ihre Verabredung heute Abend einhalten.«
In der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft war es dem Arzt gelungen, seine neue Patientin voll und ganz zu überzeugen.
»Im Normalfall bin ich kein leichtgläubiger Mensch und nicht einfach zu überreden«, sagte sie und musterte ihn dabei voller Verwunderung. »Aber Ihnen vertraue ich jetzt schon blind.«
»Ich werde versuchen, Sie nicht zu enttäuschen.« Daniel Norden freute sich ehrlich über das Kompliment.
Trotzdem vergaß er seine Pflichten nicht und hob den Hörer, um die Behnisch-Klinik anzurufen und dort möglichst zeitnah einen Termin auszumachen.
*
Obwohl sich Tatjana Bohde vorgenommen hatte, pünktlich im Fitness-Studio zu sein, betrat sie die Räume deutlich nach Danny. Nach einer Aufwärmrunde am Stepper schwitzte er bereits an den Geräten. Um ihn nicht zu stören, begrüßte sie ihn lediglich mit einem Winken.
»Ich bin schon acht Kilometer gelaufen!«, teilte er ihr keuchend mit.
»Keine Sorge! In einer Viertelstunde hab ich dich eingeholt«, versprach sie und ging in die Umkleide. Sie war gerade in ihre Sportschuhe geschlüpft, als ungewohnter Lärm durch die Tür drang. Tatjana legte sich das Handtuch um die Schultern und verließ die Kabine.
Vor Jahren war sie bei einem Autounfall erblindet. Bevor sie Danny Norden kennen- und lieben gelernt und durch eine Operation zumindest wieder schemenhaft sehen konnte, war sie vollkommen blind gewesen. In dieser Zeit hatten sich ihre übrigen Sinne ausgebildet. Ihnen verdankte sie einen fast mystischen Spürsinn, eine Sensibilität, die vielen Mitmenschen fast unheimlich war. Diese Empfindsamkeit leitete sie auch an diesem Abend. Mit schlafwandlerischer Sicherheit bahnte sie sich einen Weg durch die Menschentraube, die sich gebildet hatte. Ohne Danny wirklich zu erkennen, wusste sie, dass er im Zentrum des Geschehens stand. Ihr Herz schlug schneller vor Nervosität.
»Was ist passiert?«, erkundigte sie sich bei ihm, als sie endlich zu ihm vorgedrungen war.
Er kniete auf dem Boden über einer Frau, die sich vor Schmerzen wand.
»Die Frau ist von einem Trainingsgerät gestürzt und hat sich offenbar verletzt«, erklärte er knapp.
Ein Mann in Sportkleidung, der auf der anderen Seite kniete, sah den Arzt an.
»Ein Glück, dass Sie ausgerechnet jetzt hier sind.« Moritz Baumanns Stimme war weich vor Erleichterung. »Was fehlt meiner Schwester denn?«
»Beim Sturz vom Laufband muss sie sich verletzt haben. Anders kann ich mir die Oberbauchschmerzen nicht erklären.« Behutsam tastete Danny den Leib der Verunglückten ab. »Tut das weh?«
»Aua!« Als er den Leberbereich berührte, stöhnte Stella gequält auf. »Macht es Ihnen Spaß, Leute zu foltern?«, fragte sie. Zum Glück ließ der Schmerz schnell wieder nach.
»Eine gewisse sadistische Ader schadet nicht, wenn man ein guter Arzt sein will«, erwiderte er nicht ganz ernst. »Was meinen Sie? Können Sie aufstehen?«
»Ich