Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Drinnen war Jenny Behnisch inzwischen zu einem Schluss gekommen. Sie klappte die Akte zu und stand auf. Gut einen Meter blieb sie vor Daniel Norden stehen und sah ihm offen in die Augen.
»Ich fürchte, in diesem Fall habe ich tatsächlich einen Fehler gemacht. Meine Einschätzung der Sachlage war falsch.«
»Vielleicht hat Frau Lohmeiers Herz aber einfach auch besser als erwartet auf die Medikamente angesprochen«, räumte Daniel ein.
Jenny lächelte fein.
»Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, was für ein besonderer Arzt und Mensch du bist?«, fragte sie so laut, dass auch Volker Lammers es hören konnte.
Ihre Frage brachte Daniel zum Lächeln.
»Um ehrlich zu sein: Ja, heute Nacht. Felix. Ihm habe ich es zu verdanken, dass ich so vor dir stehen kann«, gestand er, als sie gemeinsam zur Tür gingen.
»Eine erstaunliche Familie!« An der Tür angekommen, verharrte die Klinikchefin noch kurz, versunken in ihre ganz eigenen Gedanken. Dann schüttelte sie den Kopf, schenkte ihrem Freund ein herzliches Lächeln und öffnete die Tür. Volker Lammers hatte gerade noch Zeit, sich dahinter zu verstecken.
»Sag Roman schöne Grüße von mir«, bat Dr. Norden, als er Seite an Seite mit ihr durch das Vorzimmer ging und hinaus auf den Flur trat. »Ihr habt euch euren Urlaub redlich verdient!« Er zwinkerte Jenny Behnisch zu, ehe sich ihre Wege trennten, nichtahnend, dass der Kollege Lammers in diesem Moment am liebsten vor Zorn geplatzt wäre.
*
Der Frühling hatte mit aller Macht Einzug gehalten und ein Duft nach Lindenblüten erfüllte die Luft. Eine fröhliche Gesellschaft nutzte das herrliche Wetter, um im Hof des Cafés ›Schöne Aussichten‹ an einer langen Tafel das Leben zu feiern.
»Hey, du Vielfraß, lässt du mir gefälligst noch was von dem Streuselkuchen übrig!«, rief Danny Norden und beobachtete mit Panik im Blick, wie sich sein Bruder Janni Stück für Stück der Köstlichkeit auf den Teller häufte.
»Du solltest mir dankbar sein, dass ich dich vor der Versuchung bewahre. Dein Körperumfang lässt keine weitere Kalorienzufuhr mehr zu.«
»Was zum Teufel …«, entfuhr es Danny, als er eine Hand am Bauch fühlte. Sie gehörte seiner Freundin Tatjana.
»Janni hat recht. Du hast zugenommen. Oder was meinst du, Felix? Du hast ihn am längsten nicht gesehen und den besten Überblick.«
»Wie? Überblick?« Danny schnappte nach Luft. »Der hat um ein Haar einen Flieger in einen Heuschober gesetzt. Und du sprichst von Überblick?«
Fee, die sich Sahne aus einer Schüssel auf ihren Apfelkuchen löffelte, hielt schlagartig inne. Ihr entsetzter Blick ruhte auf ihrem zweitältesten Sohn.
»WAS hast du getan?«
»Halb so wild. Das war bei meinem ersten Flug. Ist ja noch mal gut gegangen«, winkte Felix ungerührt ab. »Bis jetzt hab ich mich brav an Jannis Rat gehalten und genauso viele Starts wie Landungen hingelegt.«
»Das ist ja schon mal ein vielversprechender Anfang«, spottete Danny.
Dieses Stichwort erinnerte Dési an den Brief, der an diesem Morgen im Briefkasten gelandet war. »Apropos Anfang. Ich hab heute einen Brief von April bekommen.«
Als er diesen Namen hörte, begann Felix‘ Herz, schneller zu schlagen. Obwohl sie ihm ziemlich auf die Nerven gegangen war, hatte er das verrückte Mädchen nicht vergessen können, das so unvermittelt in sein Leben gesprungen und ebenso schnell wieder verschwunden war.
»Wie geht es ihr?« Er versuchte, so unbeteiligt wie möglich zu klingen.
Aber seine Schwester kannte ihn gut genug, um in seinen Augen zu lesen. Trotzdem verriet sie ihn nicht.
»Ich soll schöne Grüße an alle sagen. Im Hotel ihrer Cousine sind momentan Gäste aus München. Stellte euch vor: Die Frau wurde vor ein paar Monaten in der Behnisch-Klinik operiert. Sie feiert gerade einen neuen Anfang.«
Fee schickte Daniel einen vielsagenden Blick. Doch schon fuhr Dési mit ihrem Bericht fort.
»Die Arbeit im Hotel ist offenbar ganz in Ordnung. Trotzdem überlegt April, ob sie nicht weiterreisen soll, wenn sie genug Geld gespart hat.«
»So ein rastloser Geist.« Felix schüttelte den Kopf. »Schreibt sie auch, was sie vorhat?« Die offensichtliche Hoffnung in seiner Frage verriet ihn.
Tröstend legte Tatjana die Hand auf seinen Arm.
»Man sieht sich immer zwei Mal im Leben. Und außerdem bist du maßlos. Du solltest dich darüber freuen, dass wir heute alle Zeit haben für dich. Sogar dein Dad ist hier …«
Sie hatte noch nicht ausgesprochen, als laut und deutlich ein Telefon klingelte.
Verlegen zog Daniel den Apparat aus der Tasche und warf einen Blick auf das Display.
»Heribert Voss von der Behnisch-Klinik«, murmelte er halblaut und steckte das Handy wieder weg. Er wusste, dass dieser Anruf rein persönlicher Natur war. »Nicht so wichtig«, winkte er deshalb ab.
Felix sah ihn entgeistert an.
»Aber Dad, du bist doch Arzt!«, platzte er heraus. »Du musst deinen Patienten helfen.«
In aller Seelenruhe lehnte sich Daniel zurück und faltete die Hände über dem Bauch.
»Jenny ist in der Klinik und für das Schicksal ihrer Patienten und Mitarbeiter verantwortlich«, korrigierte er seinen Sohn lächelnd. »Und hin und wieder bin ich nicht nur Arzt,, sondern auch Ehemann und Vater. So wie heute. Und wisst ihr was: Das ist ein tolles Gefühl!«
»Primärprävention bedeutet die Vermeidung der Entstehung einer Krankheit durch Beseitigung ihrer Ursachen. Sekundärprävention zielt dagegen darauf ab, eine Erkrankung im asymptomatischen Frühstadium zu erkennen«, murmelte Janine Merck vor sich hin, während sie in ihrer Wohnung hin und her eilte. Sie befüllte die Waschmaschine und schaltete sie ein, legte im Wohnzimmer eine Decke zusammen, räumte die Spülmaschine aus und schenkte sich bei dieser Gelegenheit einen Kaffee ein. »Logischerweise kommt danach die Tertiärprävention.« Während sie nachdachte, löffelte sie Zucker in die Tasse und öffnete den Kühlschrank, um Milch herauszuholen. »Tertiäre Prävention … Mist, sauer.« Ärgerlich betrachtete sie die Flocken, die im Kaffee schwammen. »Unter tertiärer Prävention versteht man das …, versteht man die … Mensch, Kopf, was ist los mit dir? So schwer ist das doch nicht.« Unwillig ging Janine hinüber zum Tisch, wo ein ganzer Stapel Bücher über-, auf- und nebeneinander lag. Es dauerte eine Weile, bis sie das richtige gefunden hatte. »Hier steht’s ja! Tertiärprävention bedeutet das Aufhalten der weiteren Verschlechterung oder Verminderung von Komplikationen einer bestehenden Krankheit. Das ist doch nicht so schwer«, schalt sie sich selbst. »Warum kannst du dir das nicht merken?«
In ihren Monolog hinein klingelte