Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Bebend vor Eifersucht stand Danny Norden in der Bar des Fitness-Studios. Schnell zog Tatjana ihre Hand weg.
»Ich habe versucht, dich anzurufen.«
»Mein Handy ist in der Umkleide«, rechtfertigte sie sich.
»Das habe ich gemerkt. Nachdem du zu Hause auch nicht dran gegangen bist, dachte ich mir, dass du noch hier bist.« Sein Ton war scharf, und sofort flammte der Zorn wieder in Tatjana auf. Immerhin hatte er zuerst mit seiner Patientin geshakert.
»Das hab ich doch gesagt.« Sie sah ihn aufreizend an. »Was kann ich für dich tun? Willst du doch noch trainieren?«
Um die Beherrschung nicht zu verlieren, ballte Danny die Hände zu Fäusten. Das war definitiv die falsche Zeit und der falsche Ort für einen Streit. Er wandte sich an Moritz Baumann.
»Stella muss in die Klinik«, teilte er ihm mit. »Im Ultraschall sind unspezifische Veränderungen des Lebergewebes sichtbar. Für eine genauere Diagnose brauchen wir aber ein CT. Ihre Schwester sitzt im Wagen. Ich bringe sie jetzt in die Klinik. Wollen Sie mitkommen?«
Sofort rutschte Moritz vom Barhocker.
»Natürlich.« Er wollte an Danny vorbei Richtung Ausgang gehen, als er noch einmal stehenblieb. »Was ist mit dir? Begleitest du uns?«, wandte er sich an Tatjana, nicht ahnend, welcher Art ihre Beziehung zu dem Arzt war.
Tatjana dachte einen Moment nach. Im Grunde genommen wollte sie keinen Streit mit Danny. In der Hoffnung, ihn damit versöhnlich zu stimmen, lehnte sie ab.
»Nein, danke. Ich muss morgen früh raus. Höchste Zeit für mich, ins Bett zu gehen.«
*
Ernüchtert blickte Nicole Rosenholz auf das Mobiltelefon in ihrer Hand. Sie versuchte noch zu verstehen, ob das nun das Ende ihrer Romanze war, die so vielversprechend begonnen hatte, als ein Arzt zu ihr trat.
»Frau Rosenholz?«
Aus ihren Gedanken gerissen, zuckte sie zusammen.
»Das bin ich.«
»Eigentlich eine blöde Frage. Ist ja niemand mehr hier um diese Uhrzeit.« Dr. Matthias Weigand lächelte. »Es tut mir wahnsinnig leid, dass wir die Bitte des Kollegen Norden nicht erfüllen und die Aufnahmen schon am Nachmittag machen konnten. Aber wie Sie bestimmt mitbekommen haben, gab es kurz vor ihrem Eintreffen eine Massenkarambolage mit vielen Verletzten.«
»Und die brauchten das CT natürlich dringender als ich. Das verstehe ich schon«, versicherte Nicole.
Sie versuchte ein Lächeln, das gründlich misslang.
Matthias bemerkte es.
»Sie müssen nicht traurig sein. Jetzt habe ich alle Zeit der Welt für Sie. In diesen Genuss kommt beileibe nicht jeder Patient«, versuchte er, sie aufzumuntern.
»Und ich habe jetzt alle Zeit der Welt, noch länger zu warten.« Wie immer trug sie ihr Herz auf der Zunge. Sie hob das Handy hoch und zeigte es dem Arzt. »Meine Verabredung ist gerade geplatzt. Und wenn ich den Herrn richtig verstanden habe, will er mich nicht wiedersehen.«
»Wie bitte? Sie sitzen in der Klinik, und er sägt Sie einfach so ab?« Matthias Weigand konnte es nicht fassen.
Nicole schnitt eine Grimasse.
»Na ja, ich habe erzählt, dass mich meine Mutter überraschend braucht. Dabei hab ich vergessen, dass ich ihm beim ersten Treffen schon gesagt hab, dass meine Eltern in Australien leben.«
Matthias lachte.
»Bitte seien Sie mir nicht böse, aber diese Geschichte ist schon lustig«, entschuldigte er sich, als er ihre betroffene Miene bemerkte. »Warum haben Sie nicht einfach die Wahrheit gesagt?«
Nervös betastete Nicole die Wunde an ihrer Lippe.
»Dann wäre es zu Ende gewesen, bevor es überhaupt angefangen hat«, entfuhr es ihr. »Oder wollen Sie ein Mädchen kennenlernen, das sich mit Schaum vor dem Mund auf dem Boden windet?«
»Ich bin gerade dabei und finde es ganz spannend«, gestand Matthias Weigand ohne Zögern.
Seine Offenheit trieb Nicole die Röte auf die Wangen. Schüchtern blickte sie zu ihm auf.
»Sie meinen, ich hätte ihm eine Chance geben sollen, statt ihn zu belügen?«
»Richtig. Aber wenn ihm wirklich etwas an Ihnen liegt, wird er Ihnen verzeihen«,versprach er und winkte sie mit sich.
Es wurde Zeit, sich auf den Weg in die Radiologie zu machen.
»Ihr Wort in Gottes Ohr. Wenn ich weiß, was mir fehlt, werde ich noch einmal mit ihm reden.«
»Tun Sie das!« Dr. Weigand hielt ihr die Tür auf. »Nach Ihnen, schöne Frau.«
Nicole lachte geschmeichelt und betrat den Raum, in dem die furchteinflößende Röhre stand. Matthias postierte sich vor dem Gerät.
»Das ist also einer unserer wunderbaren, heiß begehrten Computertomographen. Sie müssen nichts weiter tun, als sich auf die Liege hier zu legen. Bevor es losgeht, spritzt Schwester Annabel Ihnen ein Kontrastmittel.« Er trat zur Seite und machte eine einladende Geste. Folgsam legte sich Nicole auf die Liege. »Das, was Sie in Ihrem Kopf haben, leuchtet dann wie ein Weihnachtsbaum und erleichtert uns die Diagnose.« Er blickte freundlich auf sie hinab. »Noch Fragen?«
Nicole zögerte.
»Dummerweise leide ich unter Platzangst«, gestand sie leise und wich seinem Blick aus.
»Ich habe es also mit einer klaustrophobischen Lügnerin zu tun, die obendrein auch noch bildhübsch ist«, fasste Matthias seine Erkenntnisse in einem Satz zusammen. Er spürte, dass sie Angst hatte, und wollte alles dafür tun, um sie abzulenken. »In diesem Fall kann ich Ihnen ein Beruhigungsmittel geben. Oder aber Sie legen Ihr Schicksal vertrauensvoll in meine Hand. Ich überwache die Aufnahmen im Nebenraum und werde die ganze Zeit nicht von Ihrer Seite weichen. Wir sind über ein Mikrofon miteinander verbunden. Außerdem gibt es einen Notfallknopf, den Sie drücken können. Na, was sagen Sie jetzt?«
Diesen Vorschlag ließ sich Nicole durch den Kopf gehen. Dann nickte sie.
»Also gut. Ich bin einverstanden.«
»Sehr schön.« Dr. Weigand freute sich sichtlich darüber, ihr Vertrauen gewonnen zu haben. »Dann legen wir mal los.« Er machte für Schwester Annabel Platz, die schon in den Startlöchern stand.
Ohne dass Nicole etwas davon spürte, spritzte sie das Kontrastmittel. Nur ein paar Minuten später war es so weit. Ein Gestell wurde über ihren Kopf geschoben.
»Wenn Sie einverstanden sind, schicken wir Sie jetzt in die Höhle des Löwen«, kündigte Dr. Weigand an.
Als sich die Liege in Bewegung setzte, schluckte Nicole Rosenholz. Ihr war ganz und gar nicht wohl in ihrer Haut. Der von dem Internisten angekündigte Lärm setzte ein. Ihre Schläfen dröhnten von dem Geräusch, und ihr Herz begann schneller zu schlagen. Sie starrte auf das weiße Plastik, das sie wie ein