Sophienlust Staffel 8 – Familienroman. Diverse Autoren
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In der Nacht ließ sie Lieselotts Besuch noch einmal an sich vorüberziehen. Ja, sie konnte Achim verstehen. Lieselott war fröhlich und resolut. Sie liebte das Leben und hielt sich nicht mit Kummer und Sorgen auf. Es war ihre – Isoldes – eigene Schuld, dass ihr Mann sich Lieselott zugewandt hatte, denn sie hatte ihn allein gelassen. Nicht erst mit der Reise nach Sophienlust, sondern schon vorher. Seit Renatas Tod!
Ich habe ihn längst verloren, dachte Isolde. Ich wusste es nur noch nicht.
*
Die Maschine aus Hamburg hatte Verspätung. Ungeduldig saß Lieselott im Flughafenrestaurant und bestellte nun schon die dritte Tasse Kaffee. Sie war mit Achims Wagen gekommen. So hatten sie es ausgemacht.
Endlich, als Lieselott schon am Rande der Verzweiflung war, wurde die Ankunft der Maschine durch den Lautsprecher angekündigt.
Etwa zehn Minuten später kam Achim durch die Sperre. Er trug nur eine kleine Tasche und seinen Regenmantel über dem Arm.
Lieselott eilte ihm entgegen. »Endlich, Achim.«
Er warf ihr einen warnenden Blick zu. Nun erst bemerkte sie, dass er von einem Herrn begleitet wurde.
»Ihre Gattin, Herr von Rettwitz?«, fragte der Fremde und lächelte Lieselott liebenswürdig an.
»Nein, eine gute Freundin unserer Familie. Fräulein Engel, lieber Professor.«
Lieselott reichte dem Herrn die Hand. Erst im Wagen waren sie endlich ungestört.
»Du musst vorsichtiger sein und darfst mir nicht in aller Öffentlichkeit auf dem Flughafen um den Hals fallen«, sagte Achim etwas atemlos.
»Ich habe nicht nachgedacht. Es ist ja auch nicht so entsetzlich. Immerhin hättest du mich dem Professor nicht vorzustellen brauchen wie eine kleine Angestellte. Man nennt den Namen des Herrn zuerst!«
Lieselott war etwas beleidigt. Achim lächelte. »Na, ich glaube, du wirst es verschmerzen, Lieselott. Er war mein Professor an der Universität. Noch heute ist er für mich eine Respektsperson. Deshalb ist mir dieser kleine Fauxpas passiert.«
Achim setzte den Motor in Gang und lenkte den Wagen vom Parkplatz.
»Was hast du am Wochenende getan?«, erkundigte er sich. »Ich habe versucht, dich anzurufen. Aber es meldete sich niemand.«
»Wann?«, fragte sie lächelnd.
»Am Samstag. Dass ich gestern nicht abkömmlich war, wusstest du doch.«
»Samstag war ich nicht da. Das stimmt. Ich erzähle es dir zu Hause.«
Achim stellte keine weitere Frage.
»Ich habe etwas zu essen vorbereitet, Achim. Hoffentlich hast du auch ein bisschen Hunger«, sagte Lieselott vergnügt.
»Offen gestanden habe ich damit fest gerechnet. Du hast mich so sträflich verwöhnt, dass mir das schon ganz selbstverständlich erscheint.«
»Ich tu’s gern, Achim. Allein schmeckt es mir schon gar nicht mehr.«
»Du bist eine erstaunliche Frau, Lieselott. Wie schaffst du das nur neben deinem Beruf?«
»Hinter der Schreibmaschine sitze ich eben nur meine Stunden ab, Achim. Das richtige Leben findet nach vier Uhr dreißig nachmittags und an den Wochenenden statt.«
»Dann bist du diesmal betrogen worden, fürchte ich. Es ließ sich leider nicht ändern, dass ich bis heute abend in Hamburg blieb. Kannst mir glauben, dass ich lieber bei dir gewesen wäre, Kleines.«
»Ich habe die Zeit nützlich angewendet, Achim.«
»Umso besser. Nächsten Samstag könnten wir mal ’rausfahren – irgendwohin, wo uns keiner kennt.«
Achim von Rettwitz war den Reizen der blonden Lieselott bereits verfallen.
Sie fuhren vor dem Bungalow vor, wo der rote Mini-Minor wie üblich parkte. Lieselott, die den Hausschlüssel nun ständig in Besitz hatte, schloss auf und genoss das Gefühl, Hausfrau zu sein. In der Diele hatte sie Blumen aufgestellt, auch im Wohnzimmer war alles festlich geschmückt und der Tisch schon gedeckt.
»Darf ich dich jetzt endlich umarmen, hoher Herr?«, fragte sie schelmisch und breitete die Arme aus.
»Schäfchen!« Achim küsste sie ausgiebig und fuhr mit den Fingern durch ihr blondes Haar.
»Ich liebe dich, Achim«, flüsterte das Mädchen mit heißen Lippen. »Du hast mir schrecklich gefehlt.«
»Du mir auch, kleine Maus.«
Es dauerte eine ganze Weile, ehe ihr einfiel, dass sie essen wollten. Sie hatte Reis und ein serbisches Fleischgericht vorbereitet, das in der Backröhre warm geblieben war. Nur der bunte Salat war noch anzurichten und die Suppe aufzuwärmen.
»Manchmal kommt es mir vor, als könntest du zaubern, Lieselott. Heute ist Montag. Du bist im Büro gewesen, hast anschließend hier Hausmütterchen gespielt und bist dann zum Flughafen gefahren, um mich abzuholen. Trotzdem siehst du phantastisch aus und bist nicht ein bisschen müde.«
Lieselott hob die Schultern und strahlte ihn an. »Müde, wenn ich mit dir zusammen bin, Achim? Da – trink mal einen Schluck auf unser Wohl.«
Achim tat es. Inzwischen trug Lieselott bereits die Suppentassen auf.
»Ich bitte zu Tisch, Herr Dr. von Rettwitz.«
Er rückte ihr den Stuhl zurecht und küsste sie aufs Ohr. »Du bist ein Wunder, Lieselott.«
»Dabei weißt du noch nicht alles«, verkündete sie geheimnisvoll. »Willst du die Überraschung als Vorspeise, Zwischengang oder Dessert haben?«
»Ist es etwas zu essen?«
»Nein. Du kannst getrost mit der Suppe anfangen. Es ist etwas, was ich dir zu erzählen habe.«
»Dann spanne mich nicht länger auf die Folter. Ich werde langsam neugierig.«
»Passt gar nicht zu dir, Herr Staatsanwalt. Also, rat mal, wo ich am Samstag war, als du mich telefonisch nicht erreichen konntest!«
»Keine Ahnung. Einkaufen, Friseur, Besuch bei einer Freundin – Frauen haben immer sehr viele Möglichkeiten, ihre freie Zeit zu verbringen. Die männliche Phantasie reicht da kaum aus.«
»Danke. Besuch bei einer Freundin war schon ein bisschen warm.«
»Kenne ich die Dame?«
»Hm – sollte man meinen.« Sie lachte dieses seltsame, leise Lachen, das typisch für sie war.
Er überlegte. »Ich fürchte, ich muss passen. Sag’s mir!« Er küsste ihr verliebt die Hand.
»Also gut, wenn du darauf bestehst. Ich habe Isolde in Sophienlust besucht.«
Betroffen