Sophienlust Staffel 8 – Familienroman. Diverse Autoren
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Sie bot ihm still ihre Lippen. Ach, wie lange hatte sie nach seinem Kuss gedürstet.
»Meine Isolde – wie töricht war ich doch. Lieselott hat es natürlich darauf angelegt …«
»Sei still, Achim. Wir wollen nicht mehr von ihr sprechen. Wenn du willst, komme ich bald heim und bringe Micki mit.«
Er nickte und strich ihr über das seidige dunkle Haar, von dem die Kapuze herabgeglitten war. »Du musst mir das Kind zeigen, Isolde. Mein Gott, bin ich froh, dass ich hergefahren bin. Das andere – es war wie eine Krankheit.«
Zärtlich schmiegte sie sich an seine Brust, während rundum unaufhaltsam der Regen rann.
»Nein, nein, Achim, es lag daran, dass ich mich innerlich von dir entfernt hatte. Was hättest du denn tun sollen, als ich dich im Stich ließ?«
»Du bist sehr großzügig, Isolde. Man könnte es auch anders ausdrücken.«
»Das will ich aber nicht, Liebster. Du wirst mit meiner blonden Freundin noch genug Ärger haben. Sie war ihrer Sache nämlich sehr sicher.«
»Nun, sie muss verstehen, dass sich manchmal etwas im Leben ändert. Du bist meine Frau, Isolde!« Wieder legte er seine Lippen auf ihren durstigen Mund.
»Wie du mir gefehlt hast, Achim. Am liebsten käme ich gleich mit dir zurück. Aber die Sache mit Micki muss erst geregelt werden, meine ich. Dann bringe ich sie gleich mit.«
»Ja, Isolde. Außerdem muss ich die Angelegenheit mit – nun, du weißt schon, mit wem – noch in Ordnung bringen. Das wird vielleicht ein bisschen schwierig werden.«
Isolde stellte keine Fragen. Dazu war sie viel zu glücklich. Ihre Liebe hatte die Prüfung bestanden. Sie war stärker als das Leid, stärker als Lieselott!
Am Ende liefen sie wie Kinder in den Regen hinaus und wanderten weiter über Wiesen und Felder, ohne darauf zu achten, dass sie nach und nach vollkommen durchnässt wurden.
»Wollen wir in Sophienlust mit den Kindern essen?«, fragte Isolde. »Du bist natürlich eingeladen. Morgen Mittag werden wir in Schoeneich erwartet.«
»Ich mache alles mit, was hier üblich ist, Isolde.«
»Micki muss zwischen uns sitzen, damit sie sich langsam an dich gewöhnt. Sie ist ein wunderliches kleines Mädchen. Sie weiß nicht, dass Kinder normalerweise einen Vater und eine Mutter haben. Sie spricht nur manchmal von zwei Tanten. Ich bin in ihren Augen auch eine Tante.«
»Armes kleines Ding – keine Mutterliebe, keinen Vater. Du, das ist eine echte Aufgabe für uns. Es wird sein, als wäre Renata wiedergekommen.« Ein wenig erschrocken schaute er sie an. Hätte er das nicht sagen dürfen?
Doch Isolde schlug nur glückstrahlend die Augen zu ihm auf. »Ja, Achim, es ist so, als wäre sie zurückgekommen – und mit ihr unser Glück.«
Sie kamen zu spät zum Essen und mussten erst Schuhe und Kleider wechseln, ehe sie bei Tisch erscheinen konnten. Aber niemand machte ihnen deshalb Vorwürfe.
»Wer ist der Onkel?«, fragte Micki und betrachtete Achim misstrauisch und eifersüchtig.
»Er ist sehr lieb, Micki. Du kannst ihn Onkel Achim nennen.«
Micki schaute ihn prüfend an. »Magst du ihn, Tante Isolde?«, erkundigte sie sich, während Achim seinerseits seine zukünftige Tochter amüsiert beobachtete.
»Ja, ich mag ihn sehr, Micki«, antwortete Isolde fröhlich.
Micki schob die Unterlippe vor.
»Weißt du, er ist Tante Isoldes Mann«, schaltete sich Pünktchen ein, die Micki gegenübersaß.
»Braucht sie denn einen Mann?«
Pünktchen lachte. »Ich glaube schon. Tante Isi hat doch auch einen Mann. Ebenso Tante Carola.«
Micki schaute etwas ratlos drein. Sie fand das nicht so überzeugend oder auch nicht so wichtig.
Isolde brach das Thema ab, indem sie ein Versprechen gab: »Onkel Achim schenkt dir bestimmt einen Luftballon, wenn du einen willst.«
»Einen blauen?«, fragte Micki. »Die krieg’ ich immer von Nick.«
»Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich dir natürlich einen gekauft, Micki. Aber das holen wir nach.« Achim blinzelte ihr zu.
»Fein, Onkel Achim. Ich mag nämlich die Luftballons, weil ich Micki Luftballon heiße.« Für Micki war die Sache inzwischen in der Reihenfolge umgekehrt worden. Von der bösen Tante sprach sie nicht mehr.
Die Unterhaltung wurde nun lebhaft, und Achim schloss auf Anhieb Freundschaft mit dem kleinen Ding.
So verlief dieses Wochenende in Sophienlust für Achim von Rettwitz ein wenig anders, als er geplant hatte. Doch es kam ihm vor, als habe er auf eine solche Lösung im Unterbewusstsein gehofft.
Isolde war gelöst und glücklich. Auch der letzte Rest von Unsicherheit und Verzweiflung war von ihr abgefallen, seit sie der Liebe ihres Mannes wieder sicher sein konnte. Gewiss, sie hatte ihr Töchterchen Renata nicht vergessen. Aber sie kannte nun den Ausweg, den ihr das Schicksal gezeigt hatte: sie und Achim würden sich um Mickis Adoption bemühen.
Der Sonntag auf Schoeneich verlief harmonisch und erfreulich. Denise von Schoenecker brauchte Isolde und Achim nur anzusehen, um zu wissen, dass sich hier ein Eheproblem gelöst hatte. Fragen erübrigten sich.
Erst am späten Nachmittag trat Achim die Heimreise an. Das Paar trennte sich nur sehr schwer voneinander.
»Bis bald, Isolde.«
»Ja, Achim, bis bald. Denise sagte, dass wir möglicherweise sehr schnell eine Genehmigung erwirken könnten, Micki als Pflegekind zu uns zu nehmen. Denn mit der Adoption wird es sich ziemlich hinziehen, weil ja nicht einmal feststeht, wer das Kind ist.«
»Die Hauptsache, man nimmt uns die Kleine dann nicht mehr weg, Isolde. Das wäre schlimm.«
Achim legte ein letztes Mal die Arme um Isolde. Sie küssten sich und dachten voller Dankbarkeit an dieses Wochenende zurück, das sie hatte trennen sollen und das sie nur um so fester zusammengefügt hatte.
»Ich liebe dich, Isolde.«
»Ich liebe dich, Achim.«
Dann fuhr der Wagen davon, und Isolde kehrte ins Herrenhaus zurück, wo Micki ihr fröhlich entgegenlief, Renatas Teddy im Arm.
*
Achims Gesicht wurde ernst, als Isolde ihn nicht mehr sehen konnte. Solange er mit seiner Frau zusammen gewesen war, war ihm alles ganz einfach und problemlos erschienen. Doch nun, da er sich auf der Heimfahrt befand, musste er den Tatsachen ins Auge sehen. In seinem Haus – Isoldes Haus, genau gesagt – wartete Lieselott.
Das war einerseits unangenehm, andererseits wurde er auf diese Weise gezwungen, noch heute Nacht klare Verhältnisse zu schaffen. Er musste offen mit Lieselott reden. Es war sicherlich nicht ihre Schuld, dass es so gekommen war.