Sophienlust Staffel 8 – Familienroman. Diverse Autoren

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Sophienlust Staffel 8 – Familienroman - Diverse Autoren Sophienlust

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      Ich hab’ es mir zu leicht gemacht, warf er sich selbst vor. Jetzt weiß ich keinen Ausweg. Der Preis, den Lieselott zahlen muss, ist zu hoch. Das hat sie nicht verdient. Wenn ich nur wüsste, wie ich ihr helfen könnte!

      Dann dachte er an das Kind, das an allem schuldlos war und nun in einem Heim aufwachsen musste – vielleicht in Sophienlust? Ja, Sophienlust wäre immerhin ein Ausweg. Dort würde das Kind in einer Umgebung aufwachsen, in der es glücklich sein konnte. Lieselott musste sich damit einverstanden erklären.

      Aus dem ersten Gedanken ergab sich der zweite. Er wollte sich Denise von Schoenecker anvertrauen und sie um ihren Rat bitten. Dieser ungewöhnlichen Frau, die rein äußerlich eine so starke Ähnlichkeit mit Isolde aufwies, gehörte sein ganzes Vertrauen. Ihr war es gelungen, Isolde zu helfen und sie aus ihrer verhängnisvollen seelischen Erstarrung herauszulösen. Vielleicht konnte sie ihm einen Weg weisen in seiner jetzigen Situation.

      Achim fühlte sich freier, nachdem er mit seinen Erwägungen so weit gekommen war. Gleich am folgenden Wochenende würde er wieder nach Sophienlust fahren. Er durfte keine Zeit verlieren.

      Als er sich zu später Stunde niederlegte, ging ihm schmerzlich durch den Sinn, dass man nicht ungestraft blieb, wenn man sich aus Bequemlichkeit und Gedankenlosigkeit auf ein Abenteuer einließ. Aber war er es eigentlich, der die Rechnung zu zahlen hatte? War es nicht Lieselott und mit ihr das Kind?

      Ich fürchte, ich kann es niemals ganz gutmachen. Oder wird Denise von Schoenecker mir helfen?, überlegte er.

      *

      Achim arbeitete im Gericht wie ein Besessener, um seine Sorgen zu vergessen. Er hatte sich in Sophienlust für das Wochenende angemeldet und Denise in einem zweiten Anruf, von dem Isolde nichts wissen sollte, um eine persönliche Unterredung gebeten. Denise hatte keine Fragen gestellt, sondern ihm angeboten, zuerst in Schoeneich vorbeizukommen. Sie werde ihn dort erwarten.

      Mit Lieselott traf sich Achim nicht. Zweimal rief er sie in ihrem Büro an, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Er wusste, dass sie niemals allein im Zimmer war, sodass sich ein allzu privates Gespräch dabei nicht ergeben konnte. Zwar schämte er sich ein wenig wegen dieses Verhaltens, doch hätte er im Augenblick nicht gewusst, was er Lieselott sagen sollte. Ein wenig fürchtete er auch, sie werde sich mit Isolde in Verbindung setzen, wie sie es schon einmal getan hatte. Doch er brachte es zunächst nicht über sich, Isolde zu schreiben. Auch am Telefon schwieg er über die Angelegenheit. Erst wollte er mit Frau von Schoenecker sprechen.

      Zweimal klingelte im Laufe der Woche abends in seinem Haus das Telefon. Es war beide Male Isolde, die fröhlich anrief, nur um seine Stimme zu hören.

      Der einsame Mann in dem stillen Haus fühlte jähe Angst, das eben zurückgewonnene Glück erneut zu verlieren. Die Erkenntnis, dass er die Schuld allein bei sich zu suchen hatte, war bitter.

      Am Sonnabend fuhr Achim bereits um vier Uhr morgens ab und erreichte Schoeneich im Laufe des frühen Vormittags. Denise begrüßte ihn herzlich und führte ihn in ihr gemütliches Damenzimmer.

      »Hier sind wir ungestört, Herr von Rettwitz. Was kann ich für Sie tun?«

      Achim holte tief Atem. »Es beschämt mich, dass ich Sie heute um Rat fragen muss, gnädige Frau. Aber seltsamerweise sind Sie der einzige Mensch, dem ich meine Sorgen anvertrauen kann.«

      Denise rückte das Tablett mit dem Imbiss, den sie hatte kommen lassen, bequemer für ihn zurecht. »Wollen Sie sich nicht erst ein bisschen stärken?«, bot sie ihm an. »Wir haben Zeit. Isolde erwartet Sie erst gegen Mittag, nicht wahr?«

      »Ja, das ist richtig.«

      »Es handelt sich also um eine Angelegenheit, von der Isolde keine Kenntnis hat?«, half Denise ihm, da sie merkte, dass ihm der Anfang schwer wurde.

      »So ist es, Frau von Schoenecker. Aber ich will meiner Frau die Sache nicht verheimlichen.«

      »Erzählen Sie«, forderte Denise ihn auf.

      Ihr schönes Gesicht, das ihn so stark an das von Isolde erinnerte, flößte ihm Ruhe und Vertrauen ein. Plötzlich konnte er über sein Verhältnis zu Lieselott sprechen und Denise auch von dem Kind erzählen, das Lieselott erwartete.

      »Das ist freilich ein ernstes Problem«, erklärte die Zuhörerin, als er zu Ende gekommen war. »Fräulein Engel versucht also, Sie in Ihrem Entschluss wieder schwankend zu machen?«

      »Von ihr aus ist das begreiflich, gnädige Frau. Sie ist betrogen worden, denn sie hat fest damit gerechnet, dass ich mich scheiden lasse und sie heirate. Ich wusste ja selbst nicht, was für ein verhängnisvoller Irrtum das war.«

      »Liebe lässt sich nicht erzwingen. Das ist eine alte Weisheit«, meinte Denise nachdenklich. »Fräulein Engel wäre gar nicht damit gedient, wenn Sie sie um des Kindes willen heiraten würden. Nicht einmal das Kind könnte gedeihen, wenn die Eltern sich nicht aufrichtig lieben. Glauben Sie, dass ich einmal mit Fräulein Engel reden sollte? Ich will das Kind gern hier in Sophienlust aufnehmen. Auch die junge Mutter könnte bei uns eine Heimstatt finden, und wäre es nur vorübergehend.«

      »Ich hatte Sie darum bitten wollen, das Kind in Sophienlust aufzunehmen«, gestand Achim. »Wenn Sie mit Lieselott sprechen würden, so wäre mir damit außerdem sehr geholfen. Sie besteht auf einer persönlichen Unterredung, die ich gern vermeiden möchte. Es nützt ja jetzt nichts mehr …«

      Denise lächelte ihn an. »Sie brauchen nicht gar so zerknirscht zu sein, Herr von Rettwitz. Fräulein Lieselott Engel trägt genau die Hälfte der Schuld an allem, was geschehen ist. Sie wusste, dass Sie verheiratet sind. Erwachsen ist sie auch. Obwohl Sie alles tun, um die gesamte Verantwortung auf Ihre eigenen Schultern zu laden, schaut es für mich ein wenig so aus, als habe Fräulein Engel nur auf eine solche Gelegenheit gewartet. Sehr freundschaftlich hat sie an Isolde jedenfalls nicht gehandelt.«

      Achim schüttelte den Kopf. »Sehen Sie das nicht zu kritisch an?«

      »Ich glaube nicht, Herr von Rettwitz. Traurig ist das Ganze in erster Linie für das Kind. Deshalb möchte ich mit Fräulein Engel sprechen und schon jetzt dafür sorgen, dass ich das Kind in Pflege bekomme.«

      »Ich bin Ihnen sehr, sehr dankbar. Soll ich mit Isolde darüber reden?«, fuhr er unsicher fort. »Ich möchte ungern Heimlichkeiten vor ihr haben, aber ich fürchte, dass es ein Schock für sie sein könnte.«

      »Diese Entscheidung ist schwer. Aber bei einer Frau wie Lieselott Engel muss man wohl damit rechnen, dass sie mit allen Mitteln kämpfen und vielleicht von sich aus an Isolde herantreten wird. Dann ist es nur umso schlimmer, wenn Sie schweigen.«

      »Ich werde es meiner Frau sagen, gleich heute«, äußerte Achim nach einigem Besinnen.

      »Sicherlich ist das richtig, Herr von Rettwitz. So, und nun stärken Sie sich erst einmal.«

      Achim langte zu, während Denise ihm berichtete, dass der Antrag wegen Micki beim Jugendamt bereits laufe. Es werde sicherlich gar nicht so lange dauern, bis das Kind zu ihnen kommen könne.

      Denise notierte sich auch Lieselotts Adresse und fragte: »Glauben Sie, dass ich sie gleich morgen, am Sonntag, überfallen könnte?«

      »Das weiß ich leider nicht. Man müsste anrufen. Aber es bedrückt mich, wenn Sie Ihren Sonntag opfern.«

      »Nun gut, vielleicht ist es auch ein wenig überstürzt. Ich nehme besser

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