Sophienlust Staffel 8 – Familienroman. Diverse Autoren

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Sophienlust Staffel 8 – Familienroman - Diverse Autoren страница 53

Sophienlust Staffel 8 – Familienroman - Diverse Autoren Sophienlust

Скачать книгу

daß er seine Drohung wahrmachen und ihn tatsächlich anzeigen würde.

      »Hast du etwas zum Trinken da?« fragte Guido gereizt.

      »Bier und Whisky.«

      »Ich möchte lieber Wein trinken.« Er blickte zum Fenster hinaus. Draußen war es inzwischen stockdunkel geworden.

      Guido faßte einen verzweifelten Plan, der er so schnell wie möglich zur Ausführung bringen wollte. Gelang sein Vorhaben, würde er sich auf der Stelle wieder ins Auto setzen und nach München zurückkehren. Karl würde ihm die Waren sofort abnehmen. Dann würde er selbst noch am gleichen Tag im Ausland untertauchen können.

      »Soll ich Wein holen?« Ingrid blickte auf ihre Armbanduhr. »Die Geschäfte sind schon lange zu. Aber in dem Wirtshaus könnte ich…«

      »Laß nur, Ingrid, ich hole den Wein. Ich habe einen Mordshunger. Du könntest inzwischen etwas Eßbares vorbereiten. Dann können wir uns endlich einmal einen gemütlichen Abend machen und von der Zukunft reden.«

      »Ja, Guido«, erwiderte sie, wurde aber ganz steif in seinen Armen, als er sie plötzlich an sich zog und küß-

      te.

      Abrupt ließ er sie los und verließ die Wohnung. Ingrid konnte sich sein eigenartiges Benehmen nicht erklären. Wieder kam ihr der Verdacht, er könnte das Morphium doch gestohlen haben. Und wieder schob sie diesen Gedanken weit von sich.

      Als Guido dann ausblieb, wurde Ingrid immer unruhiger. Er war nun bereits mehr als eine Stunde fort. Ob er Bekannte im Wirtshaus getroffen hatte, mit denen er nun beisammensaß?

      Ingrid schlüpfte in ihren Mantel und stand wenige Minuten später vor dem Wirtshaus. Noch waren die Vorhänge nicht vorgezogen, so daß sie ungehindert in die Gaststube sehen konnte. Aber Guido konnte sie nirgends er. blicken.

      Ingrid wartete noch ein Weilchen, dann betrat sie das Gastbaus und fragte die Kellnerin nach ihrem Mann.

      »Er war nicht da«, erwiderte diese erstaunt. »Ganz gewiß nicht, Frau Laurens.«

      »Sollte er noch kommen, sagen Sie ihm, daß ich ihn erwarte.« Tränenblind eilte Ingrid davon. Fast körperlich spürte sie den Blick der Kellnerin in ihrem Nacken, als sie davonhastete.

      Noch über eine Stunde wartete Ingrid verzweifelt. Dann kam ihr ein Einfall. Natürlich, das war es! Die Kinder hatte er wohl besucht.

      Ingrid wollte Gewißheit haben. Darum rief sie in Sophienlust an. Frau Rennert wußte nichts von einem Besuch ihres Mannes, versprach aber, sogleich in Schoeneich anzufragen. Es konnte ja sein, daß er dort zu Besuch war.

      »Ich rufe selbst an«, erklärte Ingrid und ließ sich die Telefonnummer geben.

      Das Ehepaar von Schoenecker und Dr. Dieter Heidenreich saßen noch beisammen, als Ingrids Anruf kam. Denise ging zum Telefon und sprach mit der aufgeregten jungen Frau.

      Nach Beendigung des Telefongespräches legte Denise nachdenklich den Hörer auf. Sie kehrte zu den Herren zurück und sagte: »Frau Laurens hat angerufen. Ihr Mann hatte sie besucht. Aber seit Stunden ist er spurlos verschwunden. Sie ist natürlich außer sich vor Sorge. Ob er noch einmal den Mut aufgebracht hat, ins Krankenhaus zu gehen?«

      »Er hatte es zumindest vor. Aber er wird wohl einen ziemlichen Schock abbekommen haben, als er erfuhr, daß seine Frau entlassen wurde. Ob er wirklich den Mut hat, auch ohne seine Frau im Krankenhaus Morphium zu stehlen?« Dieter Heidenreich erhob sich. »Auf alle Fälle fahre ich auf der Stelle nach Maibach zurück. Mir schwant Böses.«

      »Bitte, Doktor, verständigen Sie uns sofort, sobald Sie etwas Konkretes erfahren haben«, bat Denise. »Sie können, wenn es die Umstände erfordern, auch mitten in der Nacht bei uns anrufen.«

      »Ich lasse von mir hören.« Dieter hatte es jetzt sehr eilig. Er war froh, als er endlich im Auto saß. Auf dem Weg nach Maibach wuchs seine Sorge um Ingrid von Minute zu Minute, denn er traute ihrem Mann alles zu.

      *

      Guido war tatsächlich zu allem entschlossen. Nach dem Verlassen der Wohnung hatte er wirklich die Absicht gehabt, eine Flasche Wein aus dem Wirtshaus zu holen. Doch unterwegs hatte er es sich plötzlich anders überlegt. Warum sollte er sein Vorhaben noch hinauszögern? hatte er sich gefragt. Besser war es, diese nicht ungefährliche Sache so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.

      Nun, auf dem Weg zum Krankenhaus, dachte Guido an Pia. Er war überzeugt, sie würde intelligent genug sein, um bald zu erkennen, wessen Geistes Kind dieser Karl Kunze war. Dann würde sie reumütig zu ihm zurückkehren. Zuerst würde er so tun, als wollte er nichts von ihr wissen. Aber schließlich würde er nachgeben. Doch dann würde er sich nicht mehr so von ihr beherrschen lassen wie bisher. Ja, er würde sie zwingen, mit ihm zusammen ein solides Leben anzufangen. Eine Zeitlang würden sie sich im Ausland aufhalten. So lange, bis über alles Gras gewachsen war. Denn daß Karl Kunze sie beide reinlegen und anzeigen würde, das stand für ihn fest. Er selbst aber würde sich nie wieder auf eine Sache einlassen. Das Geld, das er für die Ware, die er an diesem Abend stehlen würde, erhalten würde, wollte er jedenfalls nutzbringend anwenden.

      Guido spürte plötzlich, wie ihm der Schweiß aus allen Poren brach, obwohl ein kühler Wind wehte. Er war nahe daran, umzukehren und dem Schicksal seinen Lauf zu lassen. Vielleicht hatte Karl Kunze doch nur geblufft? Vielleicht war er zu feige, um überhaupt eine Anzeige zu erstatten?

      Guido sah das brutale Gesicht des Komplizen vor sich und wußte, daß diesem kaltblütigen Menschen alles zuzutrauen war.

      Nein, für ihn gab es kein Zurück mehr. Er mußte den Sprung ins kalte Wasser wagen. In einer Stunde würde er schon weit vom Schuß sein und sich auf dem Weg nach München befinden. Und morgen würde er bereits die deutsche Grenze hinter sich haben. Ja, er würde nach Paris fahren. Diese Stadt hatte nicht nur einen unwiderstehlichen Reiz. Man konnte in einem solchen Häusermeer auch leicht untertauchen.

      Dies alles überlegte Guido auf dem Weg zum Krankenhaus. Vor dem Tor des Krankenhausgeländes blieb er stehen. Seine Blicke tasteten die Hausfront ab. Die meisten Fenster waren schon dunkel. Nur hinter einigen Vorhängen schimmerte bläuliches Licht.

      Guido beobachtete die Pfortenschwester. Vor ihr lag ein Buch. Einmal blickte sie genau in die Richtung, in der er stand, doch dann steckte sie ihre Nase wieder in ihre Lektüre.

      Nach einem tiefen Atemzug versuchte Guido die kleine Nebentür zu öffnen. Das Glück schien tatsächlich auf seiner Seite zu sein. Entweder hatte man vergessen, die Tür abzu-schließen, oder man ließ sie für unvorhergesehene Fälle offen. Jedenfalls kam er auf diese Weise ungesehen in den Garten.

      Im Schatten der Büsche, die in gleichmäßigen Abständen den Rasen säumten, schlich Guido bis zur Hausecke. Die Fenster der Station, auf der er Ingrid zuletzt besucht hatte, befanden sich auf der Rückseite des Krankenhauses. Dort gab es mehrere Spaliere, an denen sich Efeu emporrankte.

      Guido blieb stehen und wischte sich mit dem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Dann blickte er nach oben. Wenn er sich nicht täuschte, gehörte das Fenster im ersten Stock, genau über ihm, zu der Apotheke. Hoffentlich paßte einer der Schlüssel, die er nach den Wachsabdrücken in München hatte anfertigen lassen. Sollte der Giftschrank wider Erwarten auf diese Weise nicht zu öffnen sein und sollte auch nicht der Schlüssel stecken, würde er das Schloß eben aufbrechen.

      Ein Glück nur, daß er immer sehr sportlich

Скачать книгу