MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 1). Robert Mccammon

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MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 1) - Robert Mccammon Matthew Corbett

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      Matthew ließ den Fenstersims los und sprang in den Matsch, wo der Richter gerade aufzustehen versuchte. Maude begann, Abner lauthals zu verfluchen, und Matthew wusste, dass sie schnell für so viel Abstand wie möglich zwischen sich und dem Wirtshaus sorgen mussten, bevor die Verfolgung begann.

      »Könnt Ihr laufen?«, fragte er den Richter.

      »Laufen?« Woodward starrte ihn entgeistert an. »Du solltest fragen, ob ich kriechen kann!«

      »Tut Euer Bestes«, sagte Matthew. »Zuerst mal sollten wir sehen, dass wir in den Wald kommen, denke ich.«

      »Und die Pferde und der Wagen? Die lassen wir doch nicht einfach hier zurück!«

      »Dazu bleibt einfach keine Zeit. Ich bin mir sicher, dass die innerhalb von ein paar Minuten hinter uns her kommen. Und wenn sie eine Axt oder Muskete dabeihaben …«

      »Spar dir deine restlichen Worte.« Mühsam stolperte Woodward auf den Wald gegenüber des Wirtshauses zu. Matthew folgte ihm dicht auf den Fersen und achtete darauf, dass er nicht hinfiel.

      Blitze zuckten, Donner krachte und Regen strömte ihnen übers Haupt. Bevor sie den Waldrand erreichten, warf Matthew einen Blick auf die Schenke zurück, konnte jedoch noch keine Verfolger entdecken. Er hoffte, dass Shawcombe zumindest für kurze Zeit die Lust vergangen war, aufzustehen und ins Unwetter hinauszulaufen – und er bezweifelte, dass der alte Mann und die alte Frau ohne ihn genügend Ansporn dazu hatten. Vermutlich war Shawcombe zu sehr mit seinen eigenen Schmerzen beschäftigt, um anderen Menschen welche zuzufügen. Matthew überlegte kurz, die Pferde zu holen, doch er hatte noch nie ein Pferd gesattelt und aufgezäumt, und die Situation war zu brenzlig. Nein, entschied er, es war das Beste, im Wald zu verschwinden und der Straße weiter in die Richtung zu folgen, in die sie gefahren waren.

      »Wir haben alles zurückgelassen«, sagte Woodward untröstlich. Ihre Füße versanken im Morast aus Schlamm und Kiefernnadeln, der sich am Waldrand gebildet hatte. »Alles! Meine Kleider, meine Perücken, meine Richterrobe! Lieber Herr Jesus, meine Weste! Das Ungeheuer hat meine Weste!«

      »Das stimmt, Sir«, gab Matthew zurück. »Aber Euer Leben hat er Euch nicht genommen.«

      »Und wie jämmerlich das ab jetzt sein wird! Ahhhh, dieser Mann hat fast einen Sopransänger aus mir gemacht!« Er stierte in die undurchdringliche Finsternis. »Wo gehen wir nun hin?«

      »Nach Fount Royal.«

      »Was?« Der Richter zauderte. »Hat der Wahnsinn dieses Mannes auf dich abgefärbt?«

      »Fount Royal liegt am Ende der Straße«, sagte Matthew. »Wenn wir weitergehen, sind wir vielleicht in ein paar Stunden dort.« Eine optimistische Schätzung, dachte er bei sich. Der durchweichte Boden und der prasselnde Regen würden sie nur langsam vorankommen lassen – doch ihre Verfolger würden vor den gleichen Schwierigkeiten stehen. »Wir können mit der Miliz des Ortes hierher zurückkehren und unsere Sachen holen. Ich glaube, das ist unsere einzige Wahl.«

      Woodward schwieg. Sie hatten tatsächlich keine anderen Möglichkeiten. Und wenn er seine Weste wiederbekommen und Shawcombe an einem Galgen baumeln sehen könnte … dann war das ein paar Stunden solch schrecklicher Demütigung wert. Ihm schien, als sei kein Ende abzusehen, wenn ein Mann erst einmal in Gottes Ungnade gefallen war. Er lief ohne Schuhe durch den mitternächtlichen Wald, seine Hoden waren verletzt und geschwollen, sein Kopf splitternackt, und sein Nachthemd klitschnass und schlammbespritzt. Aber immerhin waren sie beide noch am Leben – was man von Thymon Kingsbury nicht sagen konnte. Jemanden zu hängen gehört nicht zu meinen Aufgaben, hatte er Shawcombe gesagt. Nun, das würde sich vielleicht ändern müssen.

      Er würde hierher zurückkehren und sich seine Weste holen, und wenn es seine letzte Tat auf Erden sein sollte.

      Matthew ging etwas schneller als der Richter und wartete darauf, dass Woodward ihn einholte. Schließlich verschwanden sie im Unwetter der Nacht.

      Kapitel 4

      Endlich fand die Sonne einen Weg durch die Wolken und schien auf die durchweichte Erde. Im Vergleich zur kalten Nacht war es jetzt viel wärmer. Trotz der weiterhin drohenden dunkelgrauen Wolken, die noch immer regenschwanger von allen Himmelsrichtungen zusammentrieben, um die Sonne wieder auszulöschen, fühlte es sich wie ein normaler Maitag an.

      »Erzählt weiter«, sagte der schwergewichtige Mann, der mit einer aufwendigen Perücke auf dem Kopf im ersten Stockwerk seines Hauses am Fenster stand und die Aussicht betrachtete. »Ich höre.«

      Der zweite Mann im Zimmer – es handelte sich um ein Arbeitszimmer, dessen Wände mit Regalen voller in Leder gebundener Bücher bedeckt waren, und auf dessen Kiefernplankenboden ein rotgoldener persischer Teppich lag – saß vor einem aus afrikanischem Mahagoni gearbeiteten Schreibtisch auf einer Bank und hielt ein offenes Buch mit Einträgen auf dem Schoß. Der Mann mit Perücke hatte soeben seine 100 Kilogramm aus dem Stuhl gewuchtet, der auf der anderen Seite des Schreibtischs gegenüber der Bank stand. Der Besucher räusperte sich und legte den Finger auf einen der Einträge im Hauptbuch. »Die Baumwollpflanzen sind wieder nicht angewachsen«, sagte er. »Und auch die Tabaksetzlinge nicht.« Er zögerte, bevor er die nächste Hiobsbotschaft von sich gab. »Es schmerzt mich, Euch mitteilen zu müssen, dass zwei Drittel der Apfelbäume von Mehltau angegriffen sind.«

      »Zwei Drittel?«, wiederholte der Mann am Fenster, ohne sich von der Aussicht wegzudrehen. Seine Perücke, ein majestätischer Berg weißer Locken, hing bis auf die Schultern seines mit Messingknöpfen versehenen blauen Anzugs herab. Die Hemdsärmel endeten in weißen Rüschen, weiße Strümpfe bedeckten seine Waden, und an seinen schwarzen, polierten Schuhen glänzten Silberschnallen.

      »Jawohl, Sir. Und genauso steht es um die Pflaumenbäume und ungefähr die Hälfte der Birnenbäume. Bisher sind die Kirschen verschont geblieben, aber Goode glaubt, dass irgendein Parasit Eier in alle Obstbäume gelegt hat. Die Pekan- und Walnüsse sind bislang unversehrt, aber die Felder sind so stark überflutet worden, dass viele der Wurzeln nicht mehr von Erde bedeckt sind und jetzt leicht zu Schaden kommen können.« Er hielt in seiner Aufzählung landwirtschaftlicher Krankheiten inne und schob sich die Brille höher auf die Nase. Er war ein Mann von durchschnittlicher Größe und Statur, sowie durchschnittlichen Alters und Aussehens. Er hatte hellbraune Haare, eine hohe Stirn und hellblaue Augen. Sein Gesichtsausdruck war der eines müden Buchhalters. Im Gegensatz zur vornehmen Kleidung des anderen Mannes trug er ein einfaches weißes Hemd, eine braune Tuchweste und beigefarbene Beinkleider.

      »Sprecht weiter, Edward«, drängte der Mann am Fenster leise. »Ich kann das schon hören.«

      »Jawohl, Sir«. Edward Winston wandte seine Aufmerksamkeit wieder den mit Feder und Tinte ins Hauptbuch eingetragenen Bemerkungen zu. »Goode hat einen die Obstbäume betreffenden Vorschlag gemacht, den er für wichtig genug befand, um mich ihn Euch gegenüber erwähnen zu lassen.« Wieder hielt er inne.

      »Und wie lautet sein Vorschlag?«

      Winston hob die Hand und fuhr sich langsam mit zwei Fingern über den Mund, bevor er weitersprach. Der Mann am Fenster wartete mit eisern durchgedrücktem Rückgrat.

      Winston sagte: »Goode schlägt vor, dass wir sie verbrennen.«

      »Wie viele Bäume? Nur die unter Schädlingsbefall leidenden, nicht wahr?«

      »Nein, Sir. Alle.«

      Eine lange Pause entstand. Der Mann am Fenster

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