MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 1). Robert Mccammon

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MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 1) - Robert Mccammon Matthew Corbett

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sah verärgert aus. »Sir!«

      Bidwell schüttelte den Kopf und lachte weiter. Jetzt schien sich Weinen darunterzumischen. Er wedelte mit der Hand, um den wandernden Bettler fortzuschicken.

      Isaac Woodward atmete tief ein. Als ob die höllische Nacht im Regen nicht schon genug gewesen war, kam nun noch dieser verrückte Geck, um seine Geduld zu prüfen. Es war zu viel. »Sir!«, bellte er mit seiner Richterstimme, die laut und scharf genug war, um für einen Augenblick selbst die Hunde verstummen zu lassen. »Ich bin Richter Woodward aus Charles Town!«

      Bidwell hörte und schluckte. Sein letzter Lacher blieb ihm in der Kehle stecken. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er die halb nackte Gestalt an, die sich Richter nannte.

      Ein Gedanke durchschoss Bidwells Gehirn wie der Stich einer Hornisse: Wenn die uns wen schicken, wird das irgendein Irrer sein, den sie dort aus einer Anstalt entlassen haben.

      Etwas in seiner Nähe stöhnte auf. Seine Augenlider zuckten. Die Welt um ihn herum – das Unwetter, Gottes Stimme, die grüne Wildnis, Bettler und Richter, Parasiten in den Apfelbäumen, Trümmer und Vernichtung wie unter den Schwingen eines Geiers – drehte sich. Er trat einen Schritt zurück und tastete nach etwas, an das er sich anlehnen konnte.

      Doch da war nichts. Den Kopf voller kaltem grauen Nebel fiel er auf die Harmoniestraße, die ihn unsanft auffing.

      Kapitel 5

      Es klopfte an der Tür. »Herr Richter? Master Bidwell hat mich geschickt, um Euch zu sagen, dass die Gäste da sind.«

      »Ich komme sofort«, antwortete Woodward. Er erkannte die Haushälterin an ihrem schottischen Akzent. Das letzte Mal, als er ein Klopfen an einer Tür gehört hatte, war sein Leben dem Ende nahe gewesen. Natürlich reichte schon der bloße Gedanke daran, dass dieser Unhold jetzt seine golddurchwirkte Weste trug, um Woodward das hellblaue saubere Hemd falsch zuknöpfen zu lassen, das er sich gerade angezogen hatte. »Verdammt!«, sagte er zu seinem Konterfei im ovalen Wandspiegel.

      »Sir?«, fragte Mrs. Nettles hinter der Tür.

      »Ich habe gesagt, dass ich sofort komme!«, rief er wieder.

      »Jawohl, Sir«, gab sie zurück und entfernte sich schweren Schrittes durch den Flur zu dem Zimmer, in dem Matthew untergebracht war.

      Woodward knöpfte das Hemd zu, das an den Armen etwas kurz und am Bauch sehr eng war. Es gehörte zu den Kleidungsstücken – Hemden, Hosen, Westen, Strümpfe und Schuhe –, die der Gastgeber für ihn und Matthew gesammelt hatte, nachdem Bidwell aus seiner Ohnmacht erwacht und darüber informiert worden war, was mit ihren Sachen geschehen war. Bidwell, der erkannte, dass Gottes Gnade ihn endlich ereilt hatte, stellte ihnen daraufhin wohlwollend zwei Zimmer in seinem Herrenhaus und Kleidungsstücke in annähernder Größe zur Verfügung. Auch Notwendigkeiten wie frisch geschärfte Rasiermesser und ein heißes Bad wurden organisiert. Woodward hatte befürchtet, dass er sich all den Dreck nie wieder von der Haut schrubben konnte, doch auch die letzten Krümel hatten unter einem rauen Schwamm und festem Rubbeln nachgegeben.

      Er hatte sich bereits eine schwarze Hose angezogen, die ebenfalls etwas eng ausfiel, sowie weiße Strümpfe und ein Paar schwarzer, kantiger Schuhe. Über das Hemd zog er eine grauseidene Weste, die Bidwell ihm aus seinem Kleiderschrank zur Verfügung gestellt hatte. Erneut musterte er sein Gesicht im Spiegel und bedauerte, dass er diesen Menschen kahlköpfig und mit Altersflecken übersät entgegentreten musste, denn eine Perücke war ein zu persönliches Stück, als dass er sich eine hätte leihen können. Aber gut, so war es eben – zumindest hatte er überlebt. Wenn er ganz ehrlich sein wollte, hätte er sich lieber schlafen gelegt, als Bidwells Ehrengast zu sein, denn er war noch immer erschöpft. Nach seinem Bad hatte er drei Stunden geschlafen, und das würde reichen müssen, bis er sich wieder auf der ausgezeichneten, mit Federn gefüllten Matratze des Betts ausstrecken konnte, das hinter ihm stand.

      Als letzte Vorbereitung sperrte er den Mund auf und betrachtete seine Zähne. Seine Kehle fühlte sich recht trocken an, doch das war nichts, was ein Schluck Rum nicht beheben konnte. Nach Sandelholzseife und dem Zitronenöl des Rasierwassers duftend öffnete er die Tür seines großzügig angelegten Zimmers und betrat den mit Kerzen beleuchteten Flur.

      Unten folgte er dem Klang von Stimmen in einen holzvertäfelten Raum, der sich gleich neben dem Haupteingangsbereich befand. Das Zimmer war für eine Versammlung vorbereitet worden. Die Stühle und anderen Möbelstücke waren zur Seite gerückt worden, um genügend Platz zu schaffen, und ein freundliches Feuer brannte in einem Kamin aus weißem Stein. Im Laufe des verregneten Abends war es kalt geworden. Ein aus Geweihen gefertigter Kerzenleuchter, zwischen dessen Geweihspitzen ein Dutzend Kerzen flackerten, hing von der Decke. Bidwell war bereits da, mit einer neuen opulenten Perücke und einem weinfarbenen Samtanzug bekleidet. Er stand neben zwei anderen Gentlemen, und als Woodward den Raum betrat, unterbrach er sein Gespräch. »Aha, hier kommt der Richter! Sir, konntet Ihr Euch etwas erholen?«

      »Ich befürchte, noch nicht genug«, gab Woodward zu. »Die Anstrengungen der letzten Nacht machen sich noch bemerkbar.«

      »Der Richter hat eine bemerkenswerte Geschichte zu erzählen!«, sagte Bidwell zu den anderen Gentlemen. »Anscheinend sind er und sein Gerichtsdiener auf ihrer Reise hierher in einem Wirtshaus fast ermordet worden! Der Schurke schien im Morden bereits recht geübt zu sein, nicht wahr, Sir?« Er hob die Augenbrauen, sodass Woodward mit seiner Geschichte fortfuhr.

      »Das war er. Mein Gerichtsdiener hat uns das Leben gerettet, auch wenn wir sonst nichts mehr retten konnten. Wir waren gezwungen, all unsere Habseligkeiten zurückzulassen. Ach, ich freue mich auf morgen, Mr. Bidwell.«

      »Der Richter hat mich gebeten, einige Milizsoldaten dorthin zu beordern, damit er seine weltlichen Güter zurückerhalten kann«, erklärte Bidwell. »Und auch, um den Mann zu verhaften und ins Gefängnis zu bringen.«

      »Und ich komme mit«, sagte Woodward. »Shawcombes Gesichtsausdruck, wenn ihm die Hände in Eisen gelegt werden, möchte ich um nichts in der Welt verpassen.«

      »Will Shawcombe?« Einer der Gentlemen – ein jüngerer Mann Anfang dreißig – runzelte die Stirn. »Ich habe einmal auf meinen Reisen nach Charles Town und zurück in seiner Herberge Halt gemacht! Sein Charakter kam mir durchaus zweifelhaft vor.«

      »Aus gutem Grund. Er hat auch den Richter ermordet, der sich vor zwei Wochen auf den Weg hierher gemacht hatte. Thymon Kingsbury war sein Name gewesen.«

      »Lasst mich Euch vorstellen«, sagte Bidwell. »Herr Richter Isaac Woodward, dies ist Nicholas Paine.« Er nickte dem jüngeren Mann zu, und Woodward schüttelte dessen ausgestreckte Hand. »Und Elias Garrick.« Woodward schüttelte auch Garrick die Hand. »Mr. Paine ist der Captain unserer Miliz. Er wird morgen früh den Feldzug leiten, mit dem wir Mr. Shawcombe dingfest machen werden. Nicht wahr, Nicholas?«

      »Es ist mir Pflicht und Vergnügen, Euch zu dienen, Herr Richter«, sagte Paine. Doch das Glitzern in seinen eisengrauen Augen schien zu verraten, wie sehr es ihm missfiel, dass die Pläne für die Festnahme ohne sein Beisein geschmiedet worden waren.

      »Mr. Garrick besitzt die größte Farm in Fount Royal«, fuhr Bidwell fort. »Und er war einer der Ersten, die mir hierher gefolgt sind.«

      »Jawohl, Sir«, sagte Garrick. »Schon im ersten Monat habe ich mein Haus gebaut.«

      »Aha!« Bidwell hatte einen Blick auf die offenstehende Tür geworfen. »Hier kommt der werte Gerichtsdiener!«

      Matthew

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