MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 1). Robert Mccammon
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Читать онлайн книгу MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 1) - Robert Mccammon страница 20
»Ihr müsst Euch nicht entschuldigen!« Bidwell winkte ihn heran. »Wir haben gerade Eure Abenteuer von gestern Abend erfahren.«
»Das war eher ein Unglücksfall als ein Abenteuer gewesen«, entgegnete Matthew. »Derartiges möchte ich ganz bestimmt nicht noch einmal erleben.«
»Gentlemen, dies ist der Gerichtsdiener des Richters, Mr. Matthew Corbett«, verkündete Bidwell. Unter allgemeinem Händeschütteln stellte er Matthew Paine und Garrick vor. »Ich habe gerade dem Richter erzählt, dass Mr. Paine der Captain unserer Miliz ist und den Feldzug …«
»… anführen wird, um Mr. Shawcombe morgen festzunehmen«, unterbrach ihn Paine. »Da der Weg lang ist, werden wir pünktlich bei Sonnenaufgang losziehen.«
»Es wird ein wahres Vergnügen sein, für etwas so Befriedigendes früh aufzustehen, Sir«, sagte Woodward.
»Gut. Ich werde noch ein, zwei Männer aussuchen, die mitkommen. Werden wir Waffen benötigen oder glaubt Ihr, dass Shawcombe sich ohne Gewaltanwendung ergeben wird?«
»Waffen«, sagte Woodward. »Wir werden auf jeden Fall Waffen brauchen.«
Das Gespräch wandte sich anderen Themen zu, vor allem den neuesten Ereignissen in Charles Town. Matthew, der ein weißes Hemd, beigefarbene Kniehosen und weiße Strümpfe trug, hatte Gelegenheit, Paine und Garrick zu mustern. Der Captain der Miliz war ein kräftig wirkender Mann, der um die eins fünfundsiebzig groß sein mochte. Matthew schätzte ihn auf ungefähr dreißig Jahre. Er trug sein sandfarbenes Haar lang, hatte es mit einem schwarzen Band zum Zopf gebunden. Sein Gesicht war ebenmäßig, er hatte eine lange dünne Nase und buschige blonde Augenbrauen, die sich tief über die metallgrauen Augen wölbten. Matthew nahm aufgrund Paines Körperbau und der sparsamen Art, auf die er sich bewegte, an, dass er ein kühler, sachlicher Mann war, der körperliche Arbeit gewohnt und vermutlich ein guter Reiter war. Auch schien Paine sich um Mode keine Gedanken zu machen – seine Kleidung bestand aus einem einfachen grauen Hemd, einer abgenutzten Lederweste, dunkelbraunen Hosen, grauen Strümpfen und braunen Stiefeln.
Garrick, der wesentlich mehr zuhörte als sprach, machte auf Matthew den Eindruck eines derben Gentleman, der wohl Ende fünfzig sein mochte. Er war dünn und knochig, und sein hageres Gesicht war vom gnadenlosen Sonnenlicht vergangener Sommer braun gebrannt und verwittert. Seine braunen Augen lagen tief in den Höhlen; seine linke Augenbraue war von einer kleinen Narbe zweigeteilt und zeigte leicht nach oben. Seine grauen Haare waren mit Pomade glatt nach hinten gekämmt. Er trug cremefarbene Cordhosen, ein blaues Hemd und eine alte speckige Weste, deren gelbe Farbe Matthew an einen verschimmelten Käse erinnerte, dessen Gestank er einmal versehentlich eingeatmet hatte. Etwas an Garricks Gesichtsausdruck und seiner Art – das langsame Blinzeln, die mühsam formulierten Worte, wenn er denn mal sprach – führten Matthew zu der Schlussfolgerung, dass der Mann wohl eine gute, wenn auch sehr einfache Seele war.
Ein junges schwarzes Sklavenmädchen erschien mit einem Zinntablett, auf dem mit Wein gefüllte Kelche standen – es war echtes Kristallglas, und Woodward war beeindruckt. Solche Luxusgegenstände waren in den raubeinigen Kolonien nur selten zu finden. Bidwell drängte seine Gäste, zu trinken – und noch nie war Wein dankbarere Kehlen hinuntergeflossen als die des Richters und seines Gerichtsdieners.
Ein wohlklingendes Läuten kündigte die Ankunft von weiteren Gästen an. Mrs. Nettles führte zwei Gentlemen ins Zimmer und verschwand dann wieder, um sich ihren Aufgaben in der Küche zu widmen. Die Bekanntschaft von Edward Winston hatten Woodward und Matthew bereits gemacht, doch der andere Mann, der sich hinkend auf einen gedrehten Spazierstock mit Elfenbeinknauf stützte, war ihnen fremd.
»Unser Schulmeister Alan Johnstone«, stellte Bidwell ihn vor. »Wir schätzen uns sehr glücklich, dass Master Johnstone zu unseren Einwohnern zählt. Sein Oxford-Studium kommt uns allen zugute.«
»Oxford?« Woodward schüttelte dem Lehrer die Hand. »Ich habe auch in Oxford studiert.«
»Tatsächlich? An welchem College denn, wenn ich fragen darf?«
»Christ Church. Und Ihr?«
»All Souls.«
»Ach, das waren herrliche Zeiten«, sagte Woodward, sah dabei jedoch Bidwell an, da er die Aufmachung des Schulmeisters etwas seltsam fand. Johnstone hatte sich das Gesicht weiß gepudert und die Augenbrauen dünn gezupft. »Nur zu gut kann ich mich noch an die vielen Abende erinnern, an denen wir den Inhalt der Bierkrüge des Chequers Inn genauestens studiert haben.«
»Mir gefiel das Golden Cross besser«, sagte Johnstone mit einem leichten Lächeln. »Dort gab es das perfekte Studentenbier, sehr stark und sehr billig.«
»Wie ich sehe, haben wir einen wahren Gelehrten unter uns.« Woodward lächelte zurück. »All Souls College also? Na, Lord Mallard wird nächstes Jahr wohl wieder betrunken sein.«
»Sturzbetrunken, das denke ich auch.«
Während sich die beiden Oxford-Studierten miteinander austauschten, widmete sich Matthew einem kurzen Studium von Alan Johnstone. Der dünne große Lehrer trug einen dunkelgrauen, schwarz gestreiften Anzug, ein weißes Rüschenhemd und einen schwarzen Dreispitz. Dazu eine einfache weiße Perücke, und in der Brusttasche seines Jacketts steckte ein weißes Spitzentaschentuch. Sein Alter war wegen des weißgepuderten Gesichts, auf dessen hervortretenden Wangenknochen Rougeflecken prangten, schwer zu schätzen, aber Matthew nahm an, dass er wohl vierzig bis fünfzig Jahre alt war. Johnstone hatte eine lange, aristokratische Nase, deren Nasenflügel sich leicht blähten, schmale blaue Augen, die zwar nicht unfreundlich, aber doch leicht reserviert dreinschauten, sowie die hohe Stirn eines Intellektuellen. Matthew warf einen kurzen Blick nach unten und sah, dass Johnstone schwarze, polierte Stiefel und weiße Strümpfe anhatte. Das rechte Knie war nur ein unförmiger Klumpen. Als er wieder aufsah, merkte er, dass der Lehrer ihm ins Gesicht starrte. Er spürte, wie er rot wurde.
»Falls es Euch interessiert, junger Mann«, sagte Johnstone und zog die dünngezupften Augenbrauen in die Höhe, »es ist ein Geburtsdefekt.«
»Oh … Verzeihung, das tut mir leid. Ich meine … ich wollte nicht …«
»Na, na.« Johnstone streckte die Hand aus und klopfte Matthew auf die Schulter. »Beobachtungsgabe zeugt von einem wachen Verstand. Es ist wünschenswert, dass Ihr Eure Gabe schärft – aber bitte etwas unauffälliger.«
»Jawohl, Sir«, sagte Matthew und wäre am liebsten im Boden versunken.
»Manchmal sind die Augen meines Gerichtsdieners größer als sein Hirn«, warf Woodward als Entschuldigung ein. Auch ihm war das unförmige Knie aufgefallen.
»Nun, besser zu groß als zu klein«, gab der Schulmeister zurück. »Allerdings ist es derzeit in dieser Siedlung anzuraten, sowohl die Augen als auch das Hirn in normalem Umfang zu belassen.« Er nippte an seinem Wein. Woodward nickte beifällig. »Und da wir gerade bei dem Thema sind, welches ja auch der Grund Eures Besuchs ist – darf ich fragen, ob Ihr sie schon gesehen habt?«
»Nein, noch nicht«, erwiderte Bidwell schnell. »Ich dachte, dass der Richter zuerst die Einzelheiten hören sollte, bevor er sie zu Gesicht bekommt.«
»Meint Ihr die Einzelheiten oder die Sonderheiten?«, fragte Johnstone, woraufhin Winston und Paine ein unwohles Lachen von sich gaben. Bidwell lächelte nur knapp. »Mal ganz ehrlich, so unter uns Oxford-Männern«, sagte er zum Richter. »Ich bin froh, dass ich nicht in Euren Schuhen stecke.«
»Würdet