MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 1). Robert Mccammon

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MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 1) - Robert Mccammon Matthew Corbett

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gibt es umso mehr Grund, unsere Zukunft nicht durch unsere Handlungen von heute zu beschmutzen.« Er steckte sich wieder die Pfeife in den Mund und sog daran, während Goode weiterhin sein Gefühl für Takt und Harmonie zur Schau stellte. »Ich würde sagen, dass wir den Richter so mit der Situation umgehen lassen, wie er es für richtig hält«, sagte Johnstone. »Wie lange kann das dauern? Eine Woche vielleicht? Liege ich damit richtig?« Er sah Woodward an und wartete auf Antwort.

      »Das tut Ihr«, sagte Woodward. Er nickte Johnstone für seinen diplomatischen Einsatz dankbar zu.

      Bidwell, dessen Gesicht vor Ärger und Insektenstichen geradezu entstellt war, wollte etwas sagen, überlegte es sich dann anders und hielt den Mund geschlossen. Er holte wieder seine Tabakdose hervor und nahm erneut eine Prise. »Verdammt«, sagte er leise. »Ihr habt recht.« Er klappte die Dose zu. »Wir wollen uns schließlich nicht in einen Lynchmob verwandeln. Dann würde der schwarzschwänzige Bastard am Ende doch gewonnen haben.«

      Die Geigenmelodie kam nicht ins Stolpern. Goodes Augen waren noch immer geschlossen.

      »Nun gut.« Bidwell klatschte mit der flachen Hand auf die Tischkante, um seine Entscheidung auf die gleiche Art zu bekräftigen, wie Woodward es im Gericht mit dem Hammer tat. »Ich gebe Euch eine Woche, um die Hexe und die Zeugen zu vernehmen.«

      »Ich bedanke mich«, sagte Woodward sarkastisch, weil er zu einer ihm verhassten Aufgabe getrieben wurde.

      Während sich dieser kleine Machtkampf abspielte, hatte Matthew Nicholas Paine beobachtet – besonders die Art, auf die Paine seinen Tabak durch das Anzünden eines eng gerollten Blattes rauchte. Matthew hatte es erst zweimal vorher gesehen, denn im englischen Königreich der Tabakschnupfer und Pfeifenraucher war es äußerst ungewöhnlich. Spanisch rauchen wurde es genannt.

      Paine sog an seinem Tabak, stieß den blauen Rauch in die dicke Luft aus und wandte sich plötzlich um, sodass er Matthew direkt ins Gesicht sah. »Eure Augen sind groß geworden, junger Mann. Darf ich fragen, warum Ihr so starrt?«

      »Äh …« Matthew widerstand der Versuchung, seinen Blick abzuwenden. Dann beschloss er, kein Drama daraus zu machen – obwohl sein Verstand etwas Wichtiges daran bemerkt zu haben schien. »Nichts, Sir«, sagte er. »Entschuldigt bitte.«

      Paine senkte seine Tabakrolle – Matthew meinte sich zu erinnern, dass man Zigarre dazu sagte – und wandte seine Aufmerksamkeit ihrem Gastgeber zu. »Wenn ich im Morgengrauen den Feldzug befehligen soll, suche ich mir jetzt besser noch ein paar Männer, die daran teilnehmen.« Er erhob sich. »Danke vielmals für das Abendessen und die angenehme Gesellschaft. Herr Richter, wir treffen uns am Pferdestall – der befindet sich hinter der Schmiede in der Fleißstraße. Ich wünsche noch einen guten Abend, Gentlemen.« Er nickte, als die anderen Männer – außer Bidwell und Dr. Shields – aus Höflichkeit aufstanden, und verließ mit der Zigarre zwischen den Zähnen schnellen Schrittes das Esszimmer.

      »Nicholas wirkte etwas ungeduldig«, sagte Johnstone, nachdem Paine gegangen war. Als er wieder zurück auf die Bank sank, stützte er sich auf sein deformiertes Knie. »Die aktuelle Situation hat uns alle durcheinandergebracht.«

      »Ja, aber nun ist unser Licht am Ende des Tunnels aufgetaucht.« Bidwell warf einen Blick über die Schulter. »Goode!« Der schwarze Mann hörte sofort auf zu spielen und senkte die Geige. »Sind im Quellsee noch Schildkröten?«, fragte Bidwell.

      »Jessa. Große.« Seine Stimme klang ebenso so sanft und melodisch wie seine Musik.

      »Fang uns morgen eine. Wir werden zum Abendessen Schildkrötensuppe haben, Herr Richter. Würde Euch das munden?«

      »Oh ja, sehr«, sagte Woodward und kratzte sich an einem neuen großen Mückenstich auf der Stirn. »Ich hoffe inständig, dass unser kleiner Jagdausflug morgen erfolgreich ist. Wenn Ihr jemanden hängen möchtet, wäre ich geneigt, Shawcombe gleich nach unserer Rückkehr zu verurteilen.«

      »Das wäre was!« Bidwells Augen leuchteten. »Ja! So können wir unseren Bürgern zeigen, dass unser Justizsystem funktioniert! Und es wäre eine gute Vorspeise vor dem Hauptgericht! Goode, spiel uns ein fröhliches Lied!«

      Der Sklave hob die Geige wieder ans Kinn und begann ein neues Lied. Es war schneller und lebhafter als das vorherige, aber Matthew kam es vor, als klänge es trotzdem mehr nach Melancholie als Fröhlichkeit. Goodes Augen gingen wieder zu, verschlossen sich vor seinen Lebensumständen.

      Der Vanillekuchen kam, und dazu noch ein Krug Rum. Rachel Howarth versiegte als Gesprächsthema und Bidwell erzählte mehr über seine Pläne für Fount Royal. Matthew wurde schläfrig. Mückenstiche machten ihm an einem Dutzend Stellen zu schaffen, und er sehnte sich nach dem Bett in seinem Zimmer. Die Kerzen im Leuchter über dem Tisch waren fast heruntergebrannt. Garrick entschuldigte sich und ging nach Hause, gefolgt vom Schulmeister. Dr. Shields, der sich am Rumkrug gütlich getan hatte, legte den Kopf auf den Tisch und zog sich auf diese Weise von der Gesellschaft zurück. Bidwell schickte Goode fort, der seine Geige sorgsam mit dem Leinensack umwickelte, bevor er sich ins Unwetter hinauswagte. Winston begann auf seinem Stuhl einzunicken; sein Kopf war ins Genick gefallen und sein Mund stand offen. Woodward fielen immer wieder die Augen zu. Sein Kinn sackte herunter. Endlich stand ihr Gastgeber auf, gähnte und streckte sich.

      »Ich werde mich für heute Abend zurückziehen«, verkündete Bidwell. »Ich hoffe, Ihr habt einen angenehmen Schlaf.«

      »Mit Sicherheit, danke vielmals.«

      »Falls Ihr noch irgendetwas braucht, steht Mrs. Nettles Euch zu Diensten. Ich bin mir sicher, dass Eure Bemühungen morgen von Erfolg gekrönt sein werden.« Er ging zur Tür und hielt dort inne. »Aber setzt nicht Euer Leben aufs Spiel, Herr Richter. Paine kann mit der Pistole umgehen. Lasst ihn und seine Männer die schmutzige Arbeit machen, denn ich brauche Euch noch für Wichtigeres. Versteht Ihr?«

      »Ja.«

      »Dann gute Nacht, Gentlemen.« Bidwell drehte sich um und verließ das Esszimmer. Einen Augenblick später war zu hören, wie er die Treppe zu seinem Zimmer emporstieg.

      Woodward betrachtete die beiden Schläfer, bis er sicher war, dass sie tatsächlich schliefen, und sagte dann zu Matthew: »Es geht doch nichts über einen kleinen Machtkampf, um die Sinne zu schärfen, was? Eine Woche, um über das Schicksal einer Frau zu entscheiden, die ich noch nie zu Gesicht bekommen habe. Selbst den kaltherzigen Mördern im Gefängnis von Newgate wird mehr Zeit zugestanden. Nun ja …« Mit glasigem Blick stand er auf. »Ich gehe zu Bett. Gute Nacht.«

      »Gute Nacht, Sir«, antwortete Matthew. Nachdem der Richter aus dem Zimmer geschlurft war, erhob sich Matthew von der Bank und holte sich den leeren Rumkrug, den Dr. Shields ausgestreckte Hand immer noch umklammerte. Er starrte hinein und erinnerte sich an den Krug, in den Shawcombe die Goldmünze geworfen hatte. Eine Goldmünze, die einem Indianer weggenommen worden war. Wie kam ein Indianer an eine spanische Münze? Den ganzen Tag schon hatte ihn diese Frage beschäftigt und herausgefordert, darauf eine Antwort zu finden. Sie ließ ihn nicht los; sie war etwas, das er sich aus dem Kopf schlagen musste, damit er sich ganz auf seine gerichtsdienerischen Pflichten und den Hexenprozess konzentrieren konnte. Vielleicht konnte er Shawcombe noch zu weiteren Enthüllungen bringen, bevor er gehängt wurde.

      Morgen würde ein interessanter Tag werden. Matthew brachte den Krug an den Tisch zurück und stieg erschöpft die Treppe zu seinem Zimmer hinauf. Innerhalb von Minuten war er in seinen geborgten Kleidungsstücken eingeschlafen.

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