MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 1). Robert Mccammon

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MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 1) - Robert Mccammon Matthew Corbett

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      »Ich denke, dass uns ein Nachttopf zusteht«, beharrte Matthew, der dem Wirt noch immer in die Augen starrte. »Zumindest ein Eimer.«

      »Mein junger Herr!« Shawcombes Stimme triefte nur so vor falscher Schmeichelei. »Ihr müsst begreifen, wo Ihr seid. Das hier ist kein Königspalast, und Ihr seid hier nicht in einem zivilisierten Land. Vielleicht hockt Ihr Euch in Charles Town auf einen protzigen Nachttopf, aber wir hier gehen hinter die Scheune und damit hat sich's. Und Ihr wollt ja wohl auch nicht, dass das Mädchen das sauber machen muss, oder?« Seine Augenbrauen schossen in die Höhe. »Das wär ja nun nicht grade fein.«

      Matthew antwortete nicht. Woodward, der wusste, dass sich dieser Streit nicht lohnte, zupfte ihn am Ärmel. »Wir werden uns schon arrangieren, Mr. Shawcombe«, sagte er, und Matthew gab widerwillig nach und setzte sich. »Auf was für eine gute Speise dürfen wir uns denn diesen Abend freuen?«

      Krach! Ein Geräusch wie ein Pistolenschuss ließ beide Männer auf ihren Stühlen zusammenzucken. Sie schauten zum Kamin, dem Ursprung des Knalls, und sahen, dass die alte Frau einen schweren Holzschlegel in der Hand hielt. »Ich häbb een Großn plattemacht!«, krächzte sie und hob stolz die andere Hand, von der zwei Finger den langen Schwanz einer großen schwarzen Ratte umklammerten, die trotz ihres zertrümmerten Schädels noch in den Todeszuckungen lag.

      »Na, schmeiß das Ding weg!«, sagte Shawcombe. Sowohl Woodward als auch Matthew erwarteten, dass sie die Ratte in den Topf werfen würde, doch sie schlurfte zu einem Fenster, machte den Fensterladen auf, und dann musste der Nager draußen in der stürmischen Nacht aus dem Leben scheiden.

      Die Tür ging auf. Eine nasse Ratte der anderen Art kam unter einem Schwall von Flüchen herein. Onkel Abner war bis auf die Haut durchweicht, seine Kleider und der weiße Bart tropften, die Stiefel waren lehmverschmiert. »Das Ende der gottverdammten Welt isses, das is, was es is!«, verkündete er, als er die Tür zuknallte und verriegelte. »Gleich wird's uns wegfluten!«

      »Hast du die Pferde gefüttert und getränkt?« Shawcombe hatte Abner befohlen, die Pferde und den Wagen der Reisenden in der Scheune unterzustellen und sich auch um die drei Klepper mit den Senkrücken zu kümmern.

      »Na, werd' ich wohl.«

      »Hast du sie alle reingebracht? Ich tret' dir in den Arsch, wenn du die Klepper wieder draußen im Regen stehengelassen hast.«

      »Die sind in der scheiß Scheune! Leck mich doch. Immer diese ewigen Fragen.«

      »Pass auf, was du sagst, sonst stopf ich dir das Maul! Beweg dich und bring den Herren Rum.«

      »Ich mach überhaupt nichts mehr!«, schrie der alte Mann. »Ich bin so nass, dass mir gleich die Haut wegschwimmt!«

      »Mir wäre Bier lieber«, sagte Woodward, der sich daran erinnerte, wie sein erster Schluck von Shawcombes Rum ihm fast die Zunge in Brand gesetzt hatte. »Oder Tee, falls der zu haben ist.«

      »Für mich auch«, meldete sich Matthew zu Wort.

      »Du hast die Herren gehört!«, brüllte Shawcombe seinen unglücklichen Onkel an. »Geh und hol Bier! Das Beste, das wir haben! Beweg deinen Arsch, hab ich gesagt!« Er machte zwei drohende Schritte auf den Alten zu, hob seinen Krug Rum, als wollte er ihn Abner auf den Schädel stellen, und verschüttete dabei etwas der übel riechenden Flüssigkeit über seine Gäste. Matthew warf Woodward einen finsteren Blick zu, aber der schüttelte angesichts der Komödie, die sich vor ihnen abspielte, nur den Kopf. Abners durchnässte Widerstandskraft kapitulierte vor dem Zorn seines Neffen, und er huschte in die Speisekammer, aber nicht, bevor er einen üblen, fast geschluchzten Fluch von sich gegeben hatte.

      »Manche Leute verstehen nicht, wer in diesem Haus das Sagen hat!« Shawcombe zog einen Stuhl heran und setzte sich uneingeladen zu ihnen an den Tisch. »Ihr solltet mich bedauern, meine Herren! Wo ich auch hinsehe, fällt mein Blick nur auf Idioten!«

      Und seine Augen sind auch die eines Idioten, dachte Matthew.

      Woodward rutschte auf seinem Stuhl umher. »Ich bin mir sicher, dass es nicht einfach ist, ein Wirtshaus zu führen.«

      »Jawohl, so wahr mir Gott helfe! Ein paar Reisende kommen hier durch, aber nicht viele. Ein bisschen Handel kann ich mit Trappern und den Rothäuten betreiben. Wobei ich auch erst seit drei, vier Monaten hier bin.«

      »Habt Ihr das alles selbst gebaut?«, fragte Matthew. Ihm fielen ein halbes Dutzend Stellen auf, an denen Wasser aus dem schiefen Dach tropfte.

      »Ja. Jeden einzelnen Stamm, jedes Brett. Alles.«

      »Euer schlimmer Rücken hat Euch erlaubt, all die Baumstämme zu fällen und hierher zu ziehen?«

      »Mein schlimmer Rücken?« Shawcombe runzelte die Stirn. »Wovon redet Ihr?«

      »Von Eurem schlimmen Rücken, den Ihr Euch beim Heben von schweren Strohballen verletzt habt. Sagtet Ihr nicht, dass Ihr an der Thames gearbeitet habt? Ich dachte, aufgrund dieser Verletzung könnt Ihr nichts tragen, wie zum Beispiel … oh, einen oder zwei Koffer.«

      Shawcombes Gesicht gefror. Mehrere Sekunden vergingen, dann schnellte seine Zunge aus dem Mund hervor und leckte über seine Unterlippe. Er lächelte, doch es war ein hartes Lächeln. »Ach ja«, sagte er langsam. »Mein Rücken. Na … ich habe einen Geschäftspartner gehabt. Der hat gesägt und geschleppt. Wir haben auch ein paar Rothäute angeheuert, sie mit Glasperlen bezahlt. Was ich gemeint hatte, war … dass mein Rücken mehr weh tut, wenn es regnet. An anderen Tagen hab ich keine Schmerzen.«

      »Was ist aus Eurem Geschäftspartner geworden?«, fragte Woodward.

      »Der ist krank geworden«, kam die schnelle Antwort. Sein Blick war noch immer auf Matthew gerichtet. »Hatte Fieber. Der arme Kerl musste aufgeben und nach Charles Town zurück.«

      »Er ist nicht nach Fount Royal gegangen?«, hakte Matthew nach. Sein Bluthundinstinkt hatte ihn wachsam gemacht: Hier roch es eindeutig nach Hinterlistigkeit. »In Fount Royal gibt es doch einen Arzt, oder?«

      »Davon weiß ich nichts. Ihr habt gefragt, ich antworte. Er ist nach Charles Town zurückgegangen.«

      »Hier! Trinkt, bis Euch die Bäuche platzen!« Zwei bis obenhin gefüllte Holzkrüge wurden in der Mitte des Tisches niedergeknallt, und dann zog sich Abner, der noch immer vor sich hin brummte und fluchte, zum Trocknen ans Feuer zurück.

      »Es ist ein hartes Land«, sagte Woodward, um die Spannung zwischen den beiden anderen Männern zu brechen. Er nahm sich einen Krug und entdeckte zu seinem Kummer, dass auf der Oberfläche des Getränks ein öliger Film schwamm.

      »Es ist eine harte Welt«, korrigierte Shawcombe und löste erst jetzt seinen Blick von Matthew. »Trinkt, meine Herren«, sagte er und ließ sich den Rum in die Kehle rinnen.

      Sowohl Woodward als auch Matthew waren vorsichtig genug, zuerst nur an ihrem Gebräu zu nippen – und waren gleich darauf froh, nicht wagemutiger gewesen zu sein. Das Bier, das dem Geschmack nach wohl aus fermentierten sauren Äpfeln gebraut worden war, erwies sich als so stark, dass sich ihnen Mund und Kehle zusammenzogen. Matthew tränten die Augen und Woodward hätte schwören können, dass ihm Schweißtropfen durch die Perücke quollen. Dennoch brachten sie jeder einen Schluck herunter.

      »Das Bier krieg ich von den Indianern.« Shawcombe wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. »Die haben ein Wort dafür, das Schlangenbiss bedeutet.«

      »Ich

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