MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 1). Robert Mccammon

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MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 1) - Robert Mccammon Matthew Corbett

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so schlimm. Wenn Ihr erst mal die Hälfte runter habt, werdet Ihr Euch entweder wie ein Löwe oder wie ein Lamm fühlen.« Shawcombe nahm einen weiteren Schluck und ließ den Alkohol in seinem Mund umherschwappen. Er legte die Füße auf den Tisch neben ihnen und lehnte sich im Stuhl zurück. »Wenn Euch die Frage nicht stört – was wollt Ihr denn in Fount Royal?«

      »Es geht um eine rechtliche Angelegenheit«, antwortete Woodward. »Ich bin ein Richter.«

      »Ahaaaa.« Shawcombe nickte, als verstünde er alles. »Tragt Ihr beide Richterroben?«

      »Nein, Matthew ist mein Gerichtsdiener.«

      »Es hat bestimmt was mit dem Ärger dort zu tun, hab ich recht?«

      »Es handelt sich um eine ärgerliche Angelegenheit, ja«, sagte Woodward, ohne zu wissen, inwieweit dieser Mann über die Geschehnisse in Fount Royal informiert war, und unwillig, ihm Auskünfte zu geben, durch die Shawcombe für andere Reisende Tratsch erfinden konnte.

      »Oh, ich weiß Bescheid«, meinte Shawcombe. »Ist ja kein Geheimnis. Die letzten zwei Monate sind die Postreiter hier durchgekommen, und die haben's mir erzählt. Sagt mir nur, werdet Ihr sie hängen, auf den Scheiterhaufen bringen oder ihr den Kopf abschlagen?«

      »Erstens müssen die Beschuldigungen gegen sie bewiesen werden. Zweitens fällt das Hinrichten nicht in meine Zuständigkeit.«

      »Aber Ihr werdet sie verurteilen, oder? Sagt schon! Wie wird das Urteil lauten?«

      Woodward gelangte zu der Einsicht, dass er den Wirt nur von diesem Thema abbringen konnte, indem er zuerst weiter darüber redete. »Falls sie für schuldig befunden wird, steht darauf der Galgen.«

      »Pah!« Shawcombe wedelte unzufrieden mit der Hand. »Wenn ich das entscheiden könnte, würde ich ihr den Kopf abschlagen und sie außerdem verbrennen! Dann würde ich die Asche nehmen und ins Meer werfen! Salzwasser können die nämlich nicht ab, wisst Ihr.« Er wandte den Kopf in Richtung Kamin und brüllte: »Ihr beiden da! Wir warten aufs Essen!«

      Maude zischte ihm etwas zu. Er schrie: »Na, dann mach schon!« Ein weiterer Schluck Rum verschwand in seiner Kehle. »Also«, sagte er zu seinen schweigenden Gästen, »so seh ich das: Die sollten Fount Royal verlassen, alles in Brand setzen und wegziehen. Wenn der Teufel sich erst mal wo eingenistet hat, dann gibt's keine Hilfe außer dem Feuer. Ihr könnt sie hängen oder was auch immer, aber der Teufel hat jetzt seine Saat in Fount Royal gesät, und da gibt's nichts zu retten.«

      »Das halte ich für eine extreme Sichtweise«, entgegnete Woodward. »In anderen Orten gab es ähnliche Schwierigkeiten, und nachdem das Ärgernis beseitigt wurde, konnten die Städte überleben und aufblühen.«

      »Na, ich würde nicht in Fount Royal leben wollen, und auch sonst nirgends, wo der Teufel umherspaziert, als sei er da zuhause! Das Leben ist so schon hart genug. Ich will nicht verflucht werden, während ich im Bett liege und schlafe!« Er grunzte, um seine Meinung zu betonen. »Tja, Sir, Ihr redet zwar hübsch daher, aber ich wette, dass Ihr nicht in eine Gasse gehen wollt, wo nachts der Beelzebub wartet! Mein Rat an Euch, Sir, auch wenn ich nur ein einfacher Wirt bin: Hackt der Teufelshure den Kopf ab und befehlt, die ganze Stadt in Grund und Boden zu brennen.«

      »Ich will nicht so tun, als könnte ich alle Mysterien durchschauen, seien es nun heilige oder gotteslästerliche, und wüsste Antwort darauf«, sagte der Richter in gleichmütigem Tonfall. »Aber ich weiß, dass die Verhältnisse in Fount Royal prekär sind.«

      »Und auch gottverdammt gefährlich.« Shawcombe wollte noch etwas sagen, aber aus seinem Mund kamen keine Worte mehr. Für Woodward und Matthew war es offensichtlich, dass seine durch den Alkohol wandernde Aufmerksamkeit von den Geschehnissen in Fount Royal abgelenkt worden war. Er bewunderte wieder die golddurchwirkte Weste. »Das ist aber auch ein schönes Stück«, sagte er und wagte es erneut, mit seinen schmierigen Fingern über den Stoff zu fahren. »Wo habt Ihr es her? Aus New York?«

      »Es ist … ein Geschenk von meiner Frau. Aus London.«

      »Ich war mal verheiratet. Und einmal hat gereicht.« Er gab ein schroffes, humorloses Lachen von sich. Zu Woodwards Verdruss streichelte er weiter über das Material. »Eure Frau ist in Charles Town?«

      »Nein.« Woodwards Stimme klang belegt. »Meine Frau … ist in London geblieben.«

      »Meine liegt auf dem Grund des verdammten Atlantiks. Sie ist bei der Überfahrt gestorben, hat sich zu Tode geschissen. Sie haben sie in ein Laken gerollt und über die Reling gehievt. So eine Weste … was meint Ihr, wie viel so eine wohl wert ist?«

      »Mehr, als ein Mann zahlen sollte«, sagte Woodward und rückte dann seinen Stuhl betont einige Zentimeter von Shawcombe weg. Die Finger des Wirts griffen ins Leere.

      »Platz jetzt! Passen's auf'e Ellbogen auf da!« Maude knallte zwei mit einem dunkelbraunen Eintopf gefüllte Holzschalen vor Shawcombe und dem Richter nieder. Matthews Schale wurde von dem Mädchen gebracht, das sie vor ihn hinstellte und sich dann schnell umdrehte, um wieder ans Feuer zu flüchten. Dabei berührte ihre Kleidung Matthew am Arm, und der durch ihre Bewegung verursachte Luftzug wehte ihm einen starken Geruch vor die Nase: Den Geruch eines ungewaschenen Körpers, aber noch etwas anderes, das diesen übertönte. Es war ein moschusartiger und süßsaurer Geruch von bezwingender Schärfe. Die Erkenntnis, dass es das Aroma ihrer intimsten Stelle war, traf ihn wie eine Faust vor die Brust.

      Shawcombe atmete heiser ein. Er warf einen Blick auf Matthew, dessen Augen groß geworden waren und der noch immer dem Mädchen nachschaute. »He«, fuhr Shawcombe ihn an. »Was guckt Ihr so?«

      »Nichts.« Matthew senkte den Blick auf die Schale mit dem Eintopf.

      »Na klar.«

      Das Mädchen kam wieder und brachte ihnen die Holzlöffel. Wieder berührte ihr Kleid seinen Arm, und er zuckte zurück, als hätte ihn eine Hornisse in den Ellbogen gestochen. Der Geruch trieb ihm in die Nase. Sein Herz hämmerte in seiner Brust. Er nahm den Löffel und merkte, wie feucht seine Handfläche war. Dann spürte er, dass Shawcombe ihn musterte.

      Die Augen des Wirts glitzerten im Kerzenlicht. Er leckte sich die Lippen, bevor er sprach. »Die ist nicht übel, findet Ihr nicht?«

      »Bitte?«

      Shawcombe grinste leicht; es war ein gemeines und spöttisches Lächeln. »Nicht übel«, wiederholte er. »Wollt Ihr Euch ihren Austernkorb mal angucken?«

      »Mr. Shawcombe!« Woodward begriff, worum es ging, und fand es ganz und gar unakzeptabel. »Wenn wir jetzt bitte …«

      »Na, Ihr könnt beide Spaß mit ihr haben, wenn Ihr wollt. Kostet für Euch zusammen nur einen Guinea.«

      »Niemals!« Woodwards Wangen brannten. »Ich sagte bereits, dass ich ein verheirateter Mann bin!«

      »Schon, aber die Frau ist in London, nicht? Ihr wollt mir doch nicht sagen, dass Ihr Euch ihren Namen auf den Schwanz tätowiert habt?«

      Wenn es draußen nicht so gestürmt hätte, die Pferde nicht in der Scheune gestanden und es eine andere Unterkunft gegeben hätte, wäre Woodward vielleicht mit aller Würde aufgesprungen, der er Herr war, und hätte sich von diesem widerwärtigen Rüpel verabschiedet. Am liebsten hätte er Shawcombe mitten ins lüsterne Gesicht geschlagen. Aber er war ein Gentleman, und Gentlemen taten so etwas nicht. Stattdessen bezwang er seine Wut und seinen Abscheu, und sagte knapp: »Sir, ich bin meiner Frau treu. Ich würde es schätzen, wenn diese Tatsache akzeptiert

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