MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 1). Robert Mccammon

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MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 1) - Robert Mccammon Matthew Corbett

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paa lose.« Sie schnappte sich ihn aus seiner Hand und hatte ihnen schon wieder den Rücken zugewandt, bevor er noch etwas sagen konnte. Sie widmete sich wieder ihren Aufgaben an der Feuerstelle.

      »Das verdammte alte Weib zerfällt in alle Teile!« Shawcombe sah ihr finster nach. Er nahm noch einen Schluck Rum, spülte ihn im Mund umher und wandte sich dann wieder seinem Abendessen zu.

      Woodward blickte auf das Stück Maisbrot, das er in seine Schale mit dem Eintopf gelegt hatte. »Ich glaube, mir ist der Appetit vergangen.«

      »Was? Ihr habt keinen Hunger mehr? Na kommt, gebt mir den Rest!« Shawcombe nahm sich die Schale des Richters und kippte den Inhalt in seine. Er hatte sich entschieden, die Hände statt des Löffels zu benutzen, und Suppe triefte ihm vom Mund auf sein Hemd. »He, Herr Gerichtsdiener!«, grunzte er, als Matthew unentschlossen dasaß und überlegte, ob er es riskieren sollte, auf einen verfaulten Zahn zu beißen oder nicht. »Wenn Ihr an das Mädchen wollt, zahle ich Euch zehn Pence, wenn ich zugucken kann. Das krieg ich schließlich nicht jeden Tag zu sehen – einen, der noch Jungfrau ist und zum ersten Mal in die Wolle sticht.«

      »Sir?« Woodwards Stimme hatte an Schärfe zugenommen. »Ich habe Euch bereits gesagt, dass die Antwort Nein lautet.«

      »Ihr nehmt Euch also heraus, für ihn zu sprechen? Was seid Ihr, sein gottverdammter Vater?«

      »Nein, nicht sein Vater. Aber ich bin sein Vormund.«

      »Wozu in aller Welt braucht ein zwanzig Jahre alter Mann einen gottverdammten Vormund?«

      »Überall auf dieser Welt gibt es Wölfe, Mr. Shawcombe«, entgegnete Woodward mit hochgezogenen Augenbrauen. »Ein junger Mann muss darauf achten, dass er nicht in ihre Gesellschaft gerät.«

      »Lieber die Gesellschaft von Wölfen als das Jammern von Heiligen«, meinte Shawcombe. »Man wird vielleicht gefressen, aber zumindest stirbt man nicht an Langeweile.«

      Die Vorstellung von Wölfen, die sich die Bäuche mit Menschenfleisch vollschlugen, brachte Matthew auf eine weitere Frage. Er schob seine Schale dem Wirt hin. »Vor zwei Wochen war ein Richter von Charles Town nach Fount Royal gereist. Er hieß Thymon Kingsbury. Hat er vielleicht hier Halt gemacht?«

      »Nein, den hab ich nicht gesehen«, antwortete Shawcombe, ohne beim Essen innezuhalten.

      »Er ist nie in Fount Royal angekommen«, fuhr Matthew fort. »Mir scheint, dass er hier Halt gemacht haben könnte, wenn …«

      »Vermutlich ist er nicht so weit gekommen«, unterbrach Shawcombe. »Hat wahrscheinlich schon drei Meilen außerhalb von Charles Town von einem Straßenräuber eins über den Kopf gekriegt. Oder vielleicht hat Jack One Eye ihn erwischt. Wer hier draußen allein unterwegs ist, den trennt nur noch eine Haaresbreite von der Hölle.«

      Matthew ließ sich diese Feststellung durch den Kopf gehen und horchte auf den prasselnden Regen. Wasser tropfte in den Raum und sammelte sich in Pfützen auf dem Boden. »Ich habe nicht gesagt, dass er allein war.«

      Shawcombe mochte für einen Sekundenbruchteil zu kauen aufgehört haben. »Ihr habt nur den einen Namen gesagt, oder?«

      »Ja. Aber seinen Diener hätte ich vielleicht nicht unbedingt erwähnt.«

      »Mein Gott!« Shawcombe knallte die Schale auf den Tisch. In seinen Augen funkelte wieder die Wut. »War er nun allein oder nicht? Und was tut das zur Sache?«

      »Er war allein«, sagte Matthew ruhig. »Sein Gerichtsdiener war den Abend zuvor erkrankt.« Er betrachtete die Kerzenflamme. Ein schwarzer Rauchfaden stieg von der orangefarbenen Lanze auf. »Aber ich denke nicht, dass das weiter wichtig ist.«

      »Nein, ist es nicht.« Shawcombe warf Woodward schnell einen finsteren Blick zu. »Dem liegen immer lauter Fragen auf der Zunge, was?«

      »Er ist ein an vielen Themen interessierter junger Mann«, entgegnete Woodward. »Und sehr intelligent ist er auch.«

      »Aha.« Shawcombe sah wieder Matthew an, und Matthew überkam das eindeutige und äußerst unangenehme Gefühl, in den hässlichen Lauf einer gespannten und auf ihn gerichteten Donnerbüchse zu starren. »Passt besser auf, dass Euch niemand zum Schweigen bringt.« Shawcombe hielt seinen durchdringenden Blick noch für einige Sekunden auf ihn gerichtet und begann dann, über das Essen herzufallen, das Matthew weggeschoben hatte.

      Als Shawcombe verkündete, dass Abner zu ihrer Unterhaltung seine Fiedel spielen würde, entschuldigten sich die beiden Reisenden vom Tisch. Woodward hatte sich die größte Mühe gegeben, seine natürlichen Körperfunktionen zu unterdrücken, doch jetzt protestierten seine Eingeweide. Er sah sich gezwungen, den Mantel überzuwerfen, eine Laterne zu nehmen und in den Sturm hinauszugehen.

      Matthew, der beim Regengetrommel und einer einsamen rußigen Kerze allein in der Schlafkammer saß, hörte, wie Abners Fiedel zu kreischen begann. Es schien, als ob ihnen ein Ständchen zuteilwerden würde, ob sie nun wollten oder nicht. Als sei das nicht bereits übel genug, begann Shawcombe in ungleichmäßigem Gegentakt zu klatschen und zu rufen. In einer Ecke der Kammer huschte eine Ratte herum, von den unmusikalischen Tönen offenbar ebenso gestört wie Matthew.

      Er setzte sich auf die Strohmatratze und fragte sich, wie er trotz seiner Erschöpfung von der Reise in dieser Nacht schlafen sollte. Mit Ratten im Zimmer und zwei anderen kreischenden Geschöpfen im Nebenraum würde es kein leichtes Unterfangen sein. Er beschloss, sich mathematische Textaufgaben zu stellen und zu lösen – natürlich auf Latein. Unter schwierigen Gegebenheiten half ihm das oftmals, sich zu entspannen.

      Ich denke nicht, dass das weiter wichtig ist, hatte er Shawcombe geantwortet, als es darum ging, ob Richter Kingsbury allein gereist war. Und doch schien es Matthew wichtig zu sein. Allein zu reisen war ungewöhnlich und – wie Shawcombe korrekt festgestellt hatte – verwegen. Jedes Mal, wenn Matthew Richter Kingsbury begegnet war, hatte der Mann zu viel getrunken. Vielleicht hatte der Alkohol seinem Gehirn zugesetzt. Doch Shawcombe war sofort davon ausgegangen, dass Kingsbury ohne Begleitung unterwegs gewesen war. Er hatte nicht gefragt: War er allein?, oder: Wer ist mit ihm gereist? Nein, er hatte gesagt: Wer hier draußen allein unterwegs ist …

      Die Lautstärke der Fiedel steigerte sich in ohrenbetäubende Tonlagen. Matthew seufzte und schüttelte den Kopf über die demütigende Situation, in der sie sich befanden. Immerhin hatten sie für die Nacht ein Dach über dem Kopf. Ob es auch die ganze Nacht halten würde, war eine andere Frage.

      Er konnte noch immer den Duft des Mädchens riechen.

      Er war davon geradezu überwältigt worden. Ihr Geruch war immer noch da; ob nun in seiner Nase oder in seinen Gedanken, wusste er nicht. Wollt Ihr gerne ran?

      Ja, dachte Matthew. Mathematikaufgaben. Sie ist reif. Und auf jeden Fall auf Latein.

      Die Fiedel ächzte und kreischte, und Shawcombe fing an, auf den Boden zu stampfen. Matthew starrte auf die Tür. Der Geruch des Mädchens rief ihn.

      Sein Mund war wie ausgetrocknet. Sein Magen hatte sich anscheinend fest verknotet. Ja, dachte er, heute Nacht wird das Schlafen schwierig werden.

      Sehr schwierig.

      Kapitel 3

      Matthew erwachte. Das Licht war zu einem dunklen Gelb zusammengeschmolzen, die Kerze war nur noch ein kleiner Stummel. Neben ihm schnarchte Woodward lautstark auf dem borstigen

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