Gesammelte Werke. Henrik Ibsen
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Von "Freiheit" schallt es, "Republik" und "Recht";
Und doch, kein Bürger, der nicht rechtlos wäre,
Verschuldet tief, ein willenloser Knecht
Von Senatoren, feil um Geld und Ehre!
Längst schwand der Geist des alten Römerstaats,
Der Freisinn, den der Vorzeit Dichter singen;
Sein Leben gilt's der Willkür des Senats
Mit schwerem Gold als Gnade abzudingen.
Hier spricht der Macht und nicht des Rechtes Mund;
Der Edle sieht nur Haß auf sich gerichtet –
Ambiorix.
Doch sprich, wer bist dann Du, der uns den Grund,
Drauf unser ganzes Hoffen stand, vernichtet?
Catilina.
Ein Mann, in dem es warm für Freiheit pocht,
Ein Feind von unbefugtem Rechtsverkürzen;
Ein Freund von jedem, den man unterjocht;
Voll Lust und Mut, die Mächtigen zu stürzen.
Ambiorix.
Das stolze Römervolk –? Wie? Rede klar!
Du willst gewiß nur eitlen Argwohn wecken, –
Ist es nicht mehr, was es vor Zeiten war:
Der Schwachen Schutz und der Tyrannen Schrecken?
Catilina (zeigt auf die Stadt und sagt:) Sehr auf dem Hügel dort, ihr Männer, drohen Voll Herrschertrotz das große Kapitol, Seht es im roten Abendglanze lohen Vom Blitz des letzten Sonnenstrahls! Nun wohl! So bricht auch Rom in Sterbeglut zusammen; So sinkt Roms Freiheit in der Knechtschaft Nacht. Doch bald soll eine neue Sonne flammen, Vor deren Glut das Düster jäh erwacht. (Ab.)
(Ein Säulengang in Rom.)
(Lentulus, Statilius, Coeparius und Cethegus treten in eifrigem Gespräch auf.)
Coeparius.
Ja, Du hast recht; es wird nur immer ärger.
Wer weiß, wie das noch alles enden mag.
Cethegus.
Wie's enden mag? Was kümmert das Cethegus!
Ich will den Augenblick genießen, will
Den Becher leeren jeder Lust – und lasse
Die Welt gehn, wie's ihr selbst am besten paßt.
Lentulus.
Wohl dem, der's kann. Mir ist es nicht gegeben,
Den Tag so ruhig nahn zu seh, an dem
Wir keiner Fordrung mehr genügen können,
Weil unser Säckel leer ward wie ein Sieb.
Statilius.
Und keine Hoffnung, daß es besser werde!
Zwar, eine Lebensweise wie die unsre –
Cethegus.
Hör' auf, hör' auf!
Lentulus. Mein letztes Erbstück ward
Mir heute Schulden halber abgepfändet.
Cethegus.
Genug der eitlen Klagen! Folgt mir, Freunde!
Wir zechen sie in Grund und Boden, kommt!
Coeparius.
Das wollen wir! Wohlauf, Ihr frohen Brüder!
Lentulus.
Verzeiht; dort naht der alte Manlius;
Er wird uns suchen. Hören wir ihn an!
Manlius (tritt heftig ein.) O über diese geilen Lumpenhunde! Gerechtigkeit – sie kennen sie nicht mehr.
Lentulus.
Was ist geschehn? Weswegen so erbittert?
Statilius.
Sind Wucherer auch Dir aufs Fell gerückt?
Manlius.
Mit nichten. Hört! Wie Ihr wohl alle wißt,
Hab' ruhmvoll ich gedient in Sullas Heer.
Ein Stücklein Acker ward mir zur Belohnung;
Und als der Krieg zu Ende, lebt' ich denn
Von diesem Feld, das kümmerlich mich nährte.
Jetzt hat man mir's geraubt! Man sagt, es soll
Des Staates Eigen eingezogen werden
Zur gleichen Teilung unter alles Volk.
Dies ist gemeiner Raub und nichts darüber!
Den eignen Wanst nur wollen sie sich mästen.
Coeparius.
So geht's mit unseren Gerechtsamen!
Was schiert sich solch ein Mächtiger um Recht!
Cethegus (munter.) Der arme Manlius! Doch Schlimmeres Hat mich, wie ich Euch melden will, betroffen. Erwägt den Schaden! Meine süße Buhle, Die Livia, gab treulos mir Valet, Und das just, als ich meinen letzten Heller Um ihretwillen los geworden war.
Statilius.
Du hältst kein Maß. Da darf's Dich denn nicht wundern!
Cethegus.
Maß oder nicht. Ich lass' nun einmal nicht
Von meinen Wünschen ab; sie will ich stillen
Trotz alledem, solang' ich es vermag.
Manlius.
Und ich, der tapfer stritt für jene Ehre,
Für jene Macht, womit sie nun sich blähn!
Ich werd' –! Ah, wären wir die kühne Schar
Von Waffenbrüdern noch, so wollt' ich Euch –
Doch, ach, der größte Teil von uns ist tot,
Und